Rock, Pop

Auf seinem achten Album verarbeitet Ed Sheeran süd- und westasiatische Klänge und will die Vergangenheit abhaken.

12.09.2025 - 13:00:14

Ed Sheeran will die Vergangenheit hinter sich lassen. Im Kern bleibt aber alles beim Alten.

  • Auf seinem achten Album verarbeitet Ed Sheeran süd- und westasiatische Klänge. (Archivbild) - Foto: Wilfredo Lee/AP/dpa

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  • Das Cover des Albums «Play». - Foto: -/Warner/dpa

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  • Vieles auf «Play» wirkt äußerst vertraut, vielleicht etwas zu vertraut. - Foto: Petros Studio/Warner/dpa

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Auf seinem achten Album verarbeitet Ed Sheeran süd- und westasiatische Klänge. (Archivbild) - Foto: Wilfredo Lee/AP/dpaDas Cover des Albums «Play». - Foto: -/Warner/dpaVieles auf «Play» wirkt äußerst vertraut, vielleicht etwas zu vertraut. - Foto: Petros Studio/Warner/dpa

Das Jahr 2025 ist für Ed Sheeran vom Aufbruch geprägt. Der britische Sänger und Songwriter kündigte vor kurzem an, dass er demnächst mit seiner Familie in die USA ziehen will. Auch musikalisch will sich Superstar, den es schon lange nach Nashville zieht, auf neues Terrain wagen. In einem Statement zu seinem achten Album «Play» äußerte er, er wolle die Vergangenheit hinter sich lassen. Zuletzt lief es für ihn auch alles andere als rund.

«"Play" entstand als direkte Reaktion auf die dunkelste Zeit meines Lebens», erklärte Sheeran, der anlässlich der Albumveröffentlichung passend zum Cover derzeit gern pink trägt. «Nachdem ich all das hinter mir gelassen hatte, wollte ich einfach nur Freude und Farbe in die Welt bringen – und die Kulturen der Länder entdecken, durch die ich tourte.»

Private Schicksalsschläge und berufliche Enttäuschungen

Was Sheeran mit der dunklen Zeit meint: Der Tod seiner Freunde Jamal Edwards und Michael Gudinski und die dramatische Krebsdiagnose bei seiner damals schwangeren Frau Cherry machten dem Sänger schwer zu schaffen. Der 34-Jährige sprach seinerzeit offen über Depressionen.

Auch beruflich musste er Rückschläge einstecken. Zwar zählt Sheeran immer noch zu den erfolgreichsten Popstars des Planeten und füllt weltweit die Stadien. Doch seine letzten beiden, sehr persönlichen Alben blieben kommerziell weit hinter den Erwartungen - mehr als eine große Enttäuschung für Sheeran.

«Wenn deine Karriere auf der Kippe steht, scheint einfach alles ein großer Fehler zu sein», singt - oder vielmehr rappt - er im ersten Track des neuen Albums, «Opening». Und ihm ist bewusst, dass die Konkurrenz nicht schläft. «Wenn ich nach unten blicke, sehe ich schon die Nachfolger.»

Von Hip-Hop zu Indi-Pop

Leider ist das mit dem Rappen bei Sheeran so eine Sache. Der Mann aus West Yorkshire hatte bekanntlich schon immer ein Faible für Hip-Hop, kollaborierte mit Stormzy («Take Me Back To London»), Eminem und 50 Cent («Remember The Name»). Aber obwohl Sheeran technisch gut - und in diesem Fall auch erstaunlich schnell - reimt, klang es immer ein wenig erzwungen. Dank des eingängigen Refrains wird «Opening» aber sofort zum Ohrwurm.

Wie zuvor angekündigt, ließ der vielseitig interessierte Musiker auf «Play» süd- und westasiatische Inspirationen einfließen. «Sapphire» ist ein Duett mit dem indischen Superstar Arijit Singh, in dem die beiden Musiker in Englisch, Hindi und Punjabi zu einem markanten Indi-Pop-Beat (nicht zu verwechseln mit Indie-Pop) singen.

Der eingängigste Song des Albums ist die Hitsingle «Azizam», die ihn Zusammenarbeit mit dem iranisch-schwedischen Songwriter Ilya Salmanzadeh entstand. Der launige, groovige Popsong landete in Großbritannien direkt auf Platz 3 der Charts. «Azizam» ist persisch und bedeutet «Mein Liebling». «Ich wollte in dem Song eine Party-Atmosphäre schaffen», erklärte Sheeran. Das ist ihm gelungen.

Das äußerst tanzbare «Symmetry» hat zwar einen Bollywood-Beat und einen geloopten Refrain auf Hindi, ansonsten wirkt es wie eine Fortsetzung von Sheerans Megahit «Shape Of You». Insgesamt halten sich die asiatischen und nahöstlichen Einflüsse dann doch ziemlich in Grenzen. Metaphorisch gesagt handelt es sich allenfalls um eine sehr milde Würzung. Das Hauptgericht ist immer noch derselbe, überwiegend seichter Ed-Sheeran-Pop, den man seit Jahren kennt.

Sheeran bleibt sich musikalisch treu

Vieles auf «Play» wirkt äußerst vertraut, vielleicht etwas zu vertraut. «Old Phone» zum Beispiel ist ein melancholischer, nostalgischer Popsong über verlorene Freunde und frühere Beziehungen.

«Camera» ist diese bestimmte Art von Ballade, die auf kitschigen Hochzeitsvideos oder in der Schlüsselszene einer Schmonzette zu hören ist. «Ich brauche keine Kamera, um diesen Moment festzuhalten», singt Sheeran. «Ich werde mich mein ganzes Leben daran erinnern, wie du heute Abend aussiehst.» Den Hörer erinnert es an den Megahit «Perfect». Auch «Slowly» und «The Vow» reihen sich in diese gefällige Balladenrichtung ein.

Die Mehrheit von Ed Sheerans riesiger Fangemeinde dürfte dennoch damit zufrieden sein, dass der britische Superstar auch im Aufbruch auf bewährte, radio- und streamingtaugliche Kost setzt, die ihre Wirkung vermutlich nicht verfehlen wird. Spannend ist das allerdings nicht.

Sheeran selbst ist sich übrigens bewusst, dass die bisherige Erfolgsformel eine Haltbarkeitsdauer hat. «Ich bin Singer-Songwriter», betonte er im Interview mit Zane Lowe von Apple Music. «Ich glaube, "Play" wird eines der letzten Pop-Erlebnisse sein, mit denen ich noch durchkomme. Ich will nicht sagen, dass es eines meiner letzten Pop-Erlebnisse wird – aber es ist definitiv eines der letzten, mit denen ich durchkomme.»

@ dpa.de