Mehr als nur die großen Vier: Umbruch im Männertennis
14.11.2017 - 17:00:33Die Welt des Männertennis war in den letzten Jahren – von ein paar Ausnahmen abgesehen – eine recht durchschaubare Angelegenheit. Die ATP-Tour wurde im Wesentlichen von vier großen Namen dominiert, genauso wie die ATP-Finals, die aktuell in London stattfinden. Die Ära dieser „großen Vier“ ist zwar längst noch kein Schnee von gestern, in diesem Jahr spielten sich aber auch andere in den Fokus der Öffentlichkeit.
Vier gewinnt
Federer, Nadal, Djokovic, Murray: An diesen vier Namen führt seit einer gefühlten Ewigkeit im Welttennis kaum ein Weg vorbei. Unzählige Titel hat das Quartett innerhalb der letzten 15 Jahre gesammelt, auch was die ATP-Finals angeht: Seit 2003 konnte sich erst zweimal ein anderer Spieler zum Weltmeister krönen, David Nalbandian rang 2005 in einem epischen Match Roger Federer nieder, Nikolai Dawydenko gewann 2009 das einzige Finale seit 2003, in dem keiner der „großen Vier“ im Endspiel stand. Allerdings: Aus dem illustren Quartett der Tennisgötter konnten bislang nur drei die ATP World Tour Finals für sich entscheiden: Federer und Djokovic haben bereits mehrere Titel auf ihrem Konto, Murray konnte 2016 direkt bei seiner ersten Finalteilnahme erstmals triumphieren. Weniger Glück hatte bisher der ansonsten hochdekorierte Sandplatzspezialist Nadal – er kam bislang zweimal ins Finale, scheiterte aber 2010 an Federer und 2013 an Djokovic.
Die Wachablösung kommt
Ob er es dieses Jahr schaffen wird? Eins ist klar, es wird in Zukunft definitiv nicht einfacher für den 31-jährigen Weltranglisten-Ersten werden, diesen „weißen Fleck“ auf seiner Erfolgslandkarte noch zu tilgen. Denn wenn man sich die aktuelle Rangliste anschaut, sind auf den vorderen Plätzen auch Namen zu finden, die im ATP-Zirkus noch nicht seit Jahren die erste Geige spielen. Nach langen Jahren der ungebrochenen Dominanz der „großen Vier“ setzen sich nunmehr einige junge Talente in der Weltspitze fest. Zwar sind der Djoker und Murray seit längerem verletzt, das soll jedoch die Leistung der Neulinge keinesfalls schmälern. Besonders die Dritt- und Viertplatzierten Alexander Zverev (Deutschland, 20) und Dominic Thiem (Österreich, 24) sind dieses Jahr in bestechender Form: Beide gewannen zwei Drittel oder mehr ihrer Matches und erspielten je weit über 3 Millionen Dollar Preisgeld. Stellt man die Performance der beiden direkt gegenüber, sind 2017 viele Parallelen zu erkennen – ein Duell der beiden im Verlauf der Finals würde ein hochspannendes Match garantieren, auch wenn im direkten Vergleich der Österreicher bisher öfters die Nase vorn hatte. Bevor es so weit kommt, hat Zverev hat am heutigen Dienstag allerdings erst einmal eine nicht ganz leichte Aufgabe zu erfüllen – um 21:00 trifft er auf Roger Federer. Angst verspürt der Deutsche nicht. Tennisfans können sich auf einen echten Leckerbissen freuen – und vielleicht auf das nächste Ausrufezeichen in Sachen Wachablösung. Bildrechte: Flickr ATP Tennis Finals at The O2 David Jones CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten