Russell vor Hamilton.
06.07.2024 - 17:53:15Briten-Trio vornweg beim Heimrennen in Silverstone. Norris auf Platz drei, die Fans beim England-Klassiker kommen auf ihre Kosten. Auch weil sich der Weltmeister im Kiesbett den Wagen beschädigt.
Die Brit-Boys haben zugeschlagen: Angeführt von Spielberg-Sieger George Russell haben Silverstone-Spezialist Lewis Hamilton und Weltmeister-Herausforderer Lando Norris die drei besten Startplätze unter sich ausgemacht. «Was für ein Gefühl, was für ein Gefühl», schwärmte Russell unter dem tosenden Applaus der britischen Formel-1-Fans. «Drei Briten in den Top drei ist unglaublich», meinte Hamilton.
Russell sicherte sich die dritte Pole seiner Karriere mit 0,171 Sekunden Vorsprung auf seinen Mercedes-Teamkollegen Hamilton. Der 39 Jahre alte Brite stand im «Home of British Motor Racing» schon siebenmal auf dem ersten Startplatz, achtmal konnte er das Rennen gewinnen. Auch noch vor den viertplatzierten Titelverteidiger Max Verstappen schob sich pikanterweise am Samstag dessen Kumpel Norris.
Die beiden, die in Spielberg im Rennen folgenreich aneinander geraten waren, starten an diesem Sonntag (16.00 Uhr MESZ/Sky) beim Großen Preis von Großbritannien nun nebeneinander in das zwölfte Saisonrennen. Im WM-Klassement liegt Verstappen 81 Punkte vor Norris, der Zweiter ist.
Wolff: Temperaturen mit Pulli und Jacke kommen uns entgegen
Laut den Bossen von Red Bull hatte sich Verstappen in der K.o.-Ausscheidung bei einem Ausritt durch das Kiesbett den Unterboden beschädigt. «Ich war im falschen Moment da», sagte er selbst. Nach dem Vorfall sei der vierte Platz viel besser als erwartet, meinte der 26-Jährige und wirkte dabei ziemlich gelassen und zuversichtlich fürs Rennen, das er im vergangenen Jahr gewonnen hat. Starker Sechster in der packenden Qualifikation wurde Nico Hülkenberg im Haas.
Dass die Chance auf drei Briten auf den ersten drei Rängen wie 1962 in Silverstone gar nicht so gering war, hatte sich angedeutet. Am Freitag hatte Norris beide Trainingseinheiten dominiert, auf den letzten Trainingsrunden vor der Startplatz-Jagd am Samstag waren die beiden Mercedes-Piloten auf nasser Strecke die Schnellsten gewesen - vor Norris. Verstappen konnte in allen drei Sessionen mit dem Tempo an der Spitze nicht mithalten.
Würden die Briten es also tatsächlich unter sich ausmachen? Der Blick in den Himmel über Silverstone ließ vermuten, dass die Quali auch zur Wetterzockerei würde. Nahezu herbstliche 13 Grad, dazu dunkle Wolken. «Die Temperaturen, bei denen man einen Pulli und eine Jacke braucht, kommen uns entgegen», meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Verstappen-Kollege Pérez unter Druck - und im Kiesbett
Unter diesen Bedingungen erwischte es auf den soften Slicks Sergio Pérez. Als ob seine Situation trotz neuen Vertrags bei Red Bull nicht ohnehin schon kritisch genug wäre, blieb der Mexikaner im Kies stecken. Aus eigener Kraft brachte er den Red Bull nicht mehr auf die Strecke, völlig enttäuscht kletterte er aus seinem Wagen. «Natürlich ist es auf Leistung ausgelegt und da ist keiner ausgenommen», betonte Motorsportberater Helmut Marko vor der Qualifikation bei Sky.
Als die Strecke wieder freigegeben wurde, rollte auf einmal auch Verstappen durch den Kies, machte sich den Unterboden dabei kaputt und rutschte in der Zeitentabelle bedrohlich ab. Platz 15 - ab 16 wäre er raus gewesen nach dem ersten Quali-Abschnitt. Doch dann das Aufatmen am Red-Bull-Kommandostand: Verstappens nächste Runde reichte zum Weiterkommen. Überzeugend war es nicht. Ganz vorn aber: Hamilton vor Russell.
Britische Fans kommen auf ihre Kosten
Zweiter Durchgang: Diesmal war Norris der Schnellste. Verstappen musste wieder kämpfen, damit er in die Top Ten einzog. Für Charles Leclerc war die Qualifikation für Ferrari dagegen vorzeitig beendet. «Sind wir raus?», fragte er seinen Kommandostand. Antwort: «Ja, wir sind raus.» Nur Platz elf.
Nun ging es um die Pole und Verstappen, der als erster einen Versuch startete und sich nur kurz auf Platz eins wiederfand: Denn Russell, Norris, Hamilton und auch Oscar Piastri im zweiten McLaren waren besser. Die britischen Fans, die einiges an Pfund für ihre Tickets hinlegen mussten, kamen voll auf ihre Kosten, als sich dann die endgültige Startreihenfolge formierte.