Für Julian Nagelsmann zählen im Endspurt ums WM-Ticket nur zwei Siege.
10.11.2025 - 13:47:58Boss-Ansage an Nagelsmann - WM-Ticket ohne Jux und Tollerei. Sonst drohen riskante Playoffs. Was der DFB-Präsident dazu sagt und wie der Bundestrainer seinen Personalkurs verteidigt.
Im dicken Wolfsburger November-Nebel setzte Julian Nagelsmann mit seiner neuen, knallroten Trainingsjacke allein optisch schon ein klares Signal. Mit seiner Ansprache machte der Bundestrainer noch vor dem Training vor 4.000 Fans unmissverständlich dann deutlich, was im Endspurt um das WM-Ticket für die Fußball-Nationalmannschaft auf dem Spiel steht.
«Wir haben keine weitere Möglichkeit für einen Ausrutscher, weil wir uns den schon genehmigt haben. Deswegen müssen wir die beiden Spiele gewinnen», sagte Nagelsmann. Mit zwei Siegen am Freitag (20.45 Uhr/RTL) in Luxemburg und drei Tage später beim Showdown gegen die Slowakei in Leipzig soll Platz eins in der Gruppe A gesichert und die direkte Qualifikation für die WM-Endrunde 2026 ganz ohne alle denkbaren Rechenspiele gesichert werden.
Luxemburg und Slowakei. Das ist nicht der Gegner-Maßstab, an dem sich Nagelsmann im nächsten Sommer bei der WM in den USA, Mexiko und Kanada messen lassen will, auch wenn von einer Titelansage schon lange keine Rede mehr ist. Aber für das WM-Ticket dürfen die Hürden aus Europas mittlerer und unterer Fußball-Kategorie jetzt bloß nicht unterschätzt werden.
Slowakei-Hypothek wirkt nach
Das 0:2 zum Start in der Slowakei wirkt weiter auf schmerzhafte Weise nach und wird auch Teil der Ansprache von Nagelsmann an sein Team um Kapitän Joshua Kimmich und beim FC Liverpool weiter um seine Bestform ringenden Florian Wirtz sein, verriet der Bundestrainer.
«Es sollte schon bei allen dazu führen, dass wir gewarnt sind», erinnerte Nagelsmann an den Fehlstart von Bratislava. Wie angespannt die Lage um die DFB-Elf ist, wie sehr ein Umweg über risikobehaftete Playoffspiele im März 2026 wäre, wenn Platz eins noch verspielt wird, macht auch eine Ansage von Verbandsboss Bernd Neuendorf deutlich.
DFB-Präsident formuliert Anspruch
«Ich erwarte ganz klar, dass wir die beiden Spiele gewinnen und damit auch die Gruppe, sodass wir idealerweise in den Lostopf 1 kommen und bei der Auslosung Anfang Dezember dann Klarheit über alles haben und nicht in irgendwelche Qualifikationsrunden müssen», sagte der DFB-Präsident.
Neuendorf bezeichnet sich selbst ausdrücklich nicht als Alphatier und muss Nagelsmann als wichtigsten Angestellten des Verbandes doch die Botschaft mit auf den Weg geben. «Wir gehen hoch konzentriert in diese beiden Spiele und ich bin überzeugt, dass wir sie erfolgreich gestalten», sagte Neuendorf. «Das ist die klare Erwartung.»
Immerhin: Der vierfache Weltmeister geht als Tabellenführer in die letzten Partien 2025. «Wir sind nicht abhängig von anderen Ergebnissen erst mal, sondern nur abhängig von unserer eigenen Leistung. Das ist gut», sagte Nagelsmann.
Genau sieben Monate vor dem WM-Start haben sich seine Erwartungen für die Quali-Runde dennoch nicht erfüllt. Die dominante Spielweise, im August als Ziel ausgerufen, wurde nicht oder nur in sehr dosierter Art demonstriert. Vor dem letzten Doppelpack sah sich der Bundestrainer herausgefordert, gleich zu einer Vielzahl an Personalien Stellung zu beziehen.
Rückkehr auf Bewährung von Leroy Sané, keine Berufung für Stuttgarts Angelo Stiller. Debüt mit ganz wenig Bundesliga-Erfahrung für den jungen Kölner Said El Mala (19), nicht aber für Bayerns Lennart Karl (17). Und dann die ewig bange Frage, wie es denn Wirtz in England geht. Da gab es trefflich viel zu erklären für Nagelsmann.
Seine Offensivverteidigung gab der 38-Jährige im Eingangsstatement vor: «Wir machen ja keine Kader-Nominierung aus Jux und Tollerei», sagte er. Da klang im Unterton das Unverständnis mit, das seine Personalstrategie zuletzt auch als Zick-Zack-Kurs negativ interpretiert wurde.
Fakt bleibt natürlich, dass Nagelsmann noch auf der Suche nach seinem WM-Konzept ist, während die Spitzenklasse aus Spanien, Argentinien, England und Brasilien schon an Feinschliff und unverzichtbaren Automatismen arbeitet. Erschwerend bleibt für Nagelsmann die Absenz seiner WM-Säulen Marc-André ter Stegen, Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Jamal Musiala.
Aktuelle Verletzungssorgen bereitet Nico Schlotterbeck. Der Cut am Fuß, erlitten im Dortmunder Bundesliga-Spiel, macht mehr Probleme als zunächst auch vom Borussen-Verteidiger selbst angenommen. «Das ist über Nacht schon dick geworden, sieht nicht ganz optimal aus», sagte der Bundestrainer.









