Schwelm - Am Montagmorgen meldet der Stromtrassenbetreiber Probleme bei den Umspannstationen in Witten und Hattingen.
29.06.2025 - 23:15:58FW-EN: Technische Einsatzleitung des Ennepe-Ruhr-Kreises übt drei Tage in Münster. Diese gehen vom Netz. Das hat Stromausfälle in Witten, Hattingen, Wetter und Sprockhövel zur Folge.
In allen Stadtgebieten kommt es zu einer Vielzahl von Einsatzlagen unterschiedlichster Ausprägung. Automatische Brandmeldeanlagen laufen bei der Kreisleitstelle ein, Personen stecken in Aufzügen fest, bei Verkehrsunfällen kommt es zu Verletzten, die Notstromversorgung in Krankenhäusern kann nicht überall sichergestellt werden.
Als Konsequenz stellt der Landrat die Großeinsatzlage fest und lässt die technische Einsatzleitung des Kreises alarmieren. Diese nimmt mit 27 Personen um 8 Uhr den Einsatzbetrieb auf.
Damit starten die Führungskräfte aus Feuerwehren, Katastrophenschutz, Kreisverwaltung, Hilfsorganisationen und Bundeswehr in eine gut ausgearbeitete Einsatzübung am Institut der Feuerwehr In Münster.
Kreisbrandmeister Martin Weber der bei diesem Szenario die Einsatzleitung inne hat, erläutert was es mit dieser Übung auf sich hat:
Ab einer gewissen Größe eines Schadensereignisses sind die Führungsstrukturen der örtlichen Feuerwehren nicht mehr ausreichend. Dies jedoch nicht wegen nicht ausreichender Ausbildung und Fähigkeiten der Führungskräfte, sondern vielmehr weil dann eine Vielzahl weiterer Beteiligter zur Unterstützung benötigt werden. Hierzu werden andere Organisationsstrukturen inkl. der technischen Ausstattung der Einsatzleitung benötigt um die örtlichen Einsatzleitungen bei der Bewältigung der Einsatzlagen zu führen und die verfügbaren Ressourcen übergeordnet zu koordinieren. Gerade in der Anfangsphase ist es häufig so, dass noch nicht ausreichend Einsatzkräfte aufgrund der Vielzahl von Lagen in den verschiedenen Kommunen zur Verfügung stehen. Daher teilt die technische Einsatzleitung die verfügbaren Kräfte bedarfsgerecht auf die offenen Einsatzabschnitte ein und führt später weitere Kräfte nach.
Die Übungsteilnehmer haben den Stabsraum zuvor ausgestattet und einsatzbereit gemacht. Dabei war es wichtig, vollständig auf das zur Verfügung stehende Material des Kreises zurückzugreifen. Daher wurde auch der Einsatzleitwagen (ELW 2) als Kommunikationsmittel inkl. Personal mitgeführt.
Hunderte Meter Datenkabel wurden verlegt, Laptops aufgebaut, Netzwerke in Betrieb genommen, Lagekarten erstellt und alle Arbeitsplätze eingerichtet. So konnte nach der ersten Einweisung in die angenommene Lage mit der Abarbeitung begonnen werden.
"Dazu teilt sich die technische Einsatzleitung in sechs Sachgebiete. Unterstützt werden diese durch Fachberater verschiedenster Organisationen und Einrichtungen", erklärt Thomas Neumann der als stellvertretender Leiter des Bevölkerungsschutzes bei dieser Übung die Leitung des Stabs inne hatte.
Damit sich die Übungslage immer weiter entwickelt, werden durch die fünfköpfige Übungsleitung des Institutes der Feuerwehr immer mehr Einsatzlagen eingespielt. Der Brand einer Photovoltaikanlage ist mittlerweile auf den angrenzenden Wald übergegriffen und führt zu einem Waldbrand. Das defekte Stromaggregat in einem Krankenhaus ist in Brand geraten und hat mehrere Stationen verraucht. Eine Evakuierung von 250 Patienten muss vorbereitet werden. In einem Großhandel für Feuerwerkskörper kommt es zu einem Brand in Folge zu unkontrollierten Explosionen der Feuerwerkskörper. Viele vermeintlich kleine Einsätze kommen hinzu.
Während an der Lagekarte eine Übersicht der Einsatzabschnitte der betroffenen Städte erstellt und ständig aktualisiert wird, kümmert sich das Sachgebiet 1 um die Bereitstellung von ausreichend Einsatzkräften und Fahrzeugen. In der Spitze sind es über 1.500 Kräfte. Diese werden aus ganz NRW im Kreisgebiet zusammengeführt. Geeignete Bereitstellungsräume müssen dafür gefunden werden. Das Sachgebiet 3 bringt diese Kräfte dann in den Einsatz und weist sie den unterschiedlichen Abschnitten zu. Hier muss auch priorisiert werden da nicht alle Einsatzstellen gleichzeitig bedient werden können. Während dessen kümmert sich das Sachgebiet 4 um die Versorgung. Die Einsatzfahrzeuge müssen betankt werden. Gleiches gilt für die Stromaggregate der Einheiten aber auch der stationären Einrichtungen wie Krankenhäuser und Altenheime. Dazu werden kurzerhand mehrere Tanklastzüge aus einer Raffinerie in Gelsenkirchen angefordert. Diese erfolgt real, nur dass am anderen Ende des Telefons kein Mitarbeiter des Mineralölkonzerns sondern die Übungsleitung sitzt.
Die Bevölkerung und die Medien haben einen großen Informationsbedarf. Das Sachgebiet 5 koordiniert die Medianfragen, bereitet eine Pressekonferenz vor und verfasst, in Abstimmung mit dem Krisenstab des EN-Kreises, Mitteilungen an die Bevölkerung damit diese Anlaufstellen für Notfälle haben. Denn zwischenzeitlich ist auch der Notruf in einigen Teilen ausgefallen. Ebenso muss aber auch der angekündigte Besuch des Innenministers vorberietet werden.
Damit die Kommunikation in die Einsatzabschnitte geordnet funktioniert stellt das Sachgebiet 6 die erforderliche Technik über die Fernmeldebetriebsstelle zur Verfügung. Funkskizzen werden ausgearbeitet. Der Nachrichtenaustausch zwischen allen Beteiligten muss störungsfrei laufen.
Die Fachberater des Technischen Hilfswerks, der Bundeswehr aber auch der Notfallseelsorge unterstützen mit Fachlichkeit und eigenen Einsatzkräften.
Das gesamte Einsatzgeschehen wird laufend dokumentiert. Und immer wieder gibt es Lagebesprechungen um alle Teilnehmer auf den aktuellen Stand zu bringen und weitere Maßnahmen zu planen.
Drei intensive Tage liegen hinter den Teilnehmern. Die Übungsleitung hat die Einsatzlage derart realistisch ausgearbeitet und immer wieder verändert, dass die Einsatzkräfte ganz schnell aus dem Übungsmodus in einen strukturierten und konzentrierten Einsatzmodus gekommen sind. Zum Nachmittag wurde die Lage "eingefroren" und am nächsten Übungstag fortgesetzt bis dann die fiktive Ablösung übernommen hat und die Übung beendet wurde.
"Wir haben innerhalb kurzer Zeit hier eine Einsatzlage übernommen die für alle Teilnehmer eine große Herausforderung darstellt. In der Zusammensetzung hat unsere Technische Einsatzleitung noch nicht zusammen gearbeitet. Umso bemerkenswerter finde ich die Ergebnisse der letzten drei Tage. Jeder einzelne hat sein Bestes gegeben und zum Gelingen beigetragen. Das effektive und konzentrierte Arbeit an allen drei Übungstagen hat gezeigt, dass wir auch Großeinsatzlagen erfolgreich abarbeiten können", resümiert Kreisbrandmeister und Einsatzleiter Martin Weber nach drei sehr ereignisreichen Tagen.
Der Leiter des Stabs Thomas Neumann lobt die Motivation des gesamten Teams. Haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte haben organisationsübergreifend hervorragend zusammengearbeitet. Trotz manch kritischer Situation die bewusst so eingespielt wurde, haben alle ruhig und konstruktiv gearbeitet. Die Stimmung war zu keiner Zeit angespannt. Hierfür sprach er allen seinen besonderen Dank aus.
"Natürlich hoffen wir, dass wir vor solchen Lagen verschont bleiben. Die Übung hat aber gezeigt, dass wir im Ernstfall vorbereitet sind. Das gibt mir ein gutes Gefühl", sagt Kreisbrandmeister Weber zum Abschluss.
Und um die Wichtigkeit dieser Arbeit zu unterstreichen ist zur Verabschiedung der Übungsteilnehmer Kreisdirektor Sebastian Arlt angereist. Er dankte der gesamten technischen Einsatzleitung für das gezeigte Engagement und händigte abschließend jedem persönlich die Seminarbescheinigung aus.
Bilder: KFV-EN
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Jens Herkströter
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