POL-AK, Demokratie

Oldenburg - Wie junge Menschen sich aktiv für Erinnerungskultur und demokratische Werte engagieren: Eine Begegnung, die unter die Haut ging.

30.05.2025 - 11:15:50

Demokratie braucht Haltung: Polizeistudierende ermöglichen eindrucksvolle Begegnung mit Holocaust-Zeitzeugen

Er kam ohne Aufsehen, ganz still - und doch war es ein Moment, der den Raum veränderte. Als Albrecht Weinberg das Plenum betrat, verstummten Gespräche, Köpfe wandten sich, gespannte Stille breitete sich aus. Rund 200 Studierende und Mitarbeitende der Polizeiakademie Niedersachsen in Oldenburg hörten zu - aufmerksam, respektvoll, tief bewegt. Was diese Veranstaltung so besonders machte, war nicht nur die Anwesenheit eines der letzten lebenden Zeitzeugen. Es war vor allem der Umstand, dass Polizeistudierende selbst diese Begegnung initiiert, geplant und durchgeführt hatten - von Studierenden für Studierende, im Rahmen der Initiative "Polizeischutz für die Demokratie".

Erinnerung schafft Haltung

"Ganz besonders Begegnungen und Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zeigen uns ungefiltert das auf, was unsere Arbeit ausmachen sollte: Menschlich zu sein und Menschlichkeit zu zeigen", sagte Johannes Ahlers, Studierender an der Polizeiakademie Niedersachsen und Mitorganisator. Diese Haltung trug die gesamte Veranstaltung - und machte sie zu einem eindrucksvollen Beispiel dafür, wie Demokratiebildung bereits im Studium beginnt.

Albrecht Weinberg - eine Stimme der Erinnerung Es war die ruhige, klare Stimme von Albrecht Weinberg, die den Raum in eine eindringliche Stille tauchte. "Was ich mit mir rumtrage, das kann hier keiner verstehen", sagte Weinberg. Geboren 1925 in Rhauderfehn, wurde er als Jugendlicher nach Riga deportiert und überlebte mehrere Konzentrationslager - darunter Auschwitz und Theresienstadt. Fast seine gesamte Familie wurde ermordet. Nach Jahren im Exil in den USA kehrte er nach Deutschland zurück - und entschied sich, nicht zu schweigen. Sondern zu erzählen. Für die Erinnerung. Für die Zukunft.

Demokratie beginnt im Studium

Dass diese Begegnung überhaupt stattfinden konnte, ist dem Engagement der Studierenden zu verdanken. Das Zeitzeugengespräch war keine isolierte Veranstaltung, sondern eingebettet in ein größeres Anliegen: "Unsere Studierenden übernehmen Verantwortung - nicht nur für ihr späteres berufliches Handeln, sondern bereits jetzt für demokratische Werte, für Erinnerungskultur und für gesellschaftlichen Zusammenhalt", betonte Carsten Rose, Direktor der Polizeiakademie Niedersachsen. In Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung sei das alles andere als selbstverständlich, so Rose. Umso bedeutsamer ist es, wenn Polizeistudierende selbst Räume schaffen, in denen Geschichte erfahrbar wird - nicht als abstraktes Lernziel, sondern als gelebte Verantwortung. Ihr Einsatz macht deutlich: Demokratiebildung ist kein Zusatz, sondern ein zentraler Bestandteil polizeilicher Ausbildung. Albrecht Weinbergs abschließender Appell bleibt hängen: "Macht den Mund auf, wenn euch etwas nicht gefällt. Lasst euch nicht einschüchtern."

Hintergrundinformationen:

Seit November 2019 ermöglicht die Initiative "Polizeischutz für die Demokratie" Angehörigen des Polizeidienstes die Möglichkeit, sich als Demokratiepatinnen und Demokratiepaten freiwillig im Sinne demokratischer Werte innerhalb ihres Berufsalltags zu engagieren. Ziel ist es, das demokratische Selbstverständnis innerhalb der Polizei zu stärken und ihre Resilienz gegenüber extremistischen und demokratiefeindlichen Strömungen zu fördern. Ein zentrales Merkmal des Projekts ist die enge Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Partnern im Bereich politischer Bildung und Demokratieförderung. Unter dem Dach "Demokratiestarke Polizei" entstand in Kooperation mit dem Verein Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. und mit Unterstützung der Stiftung Mercator ein länderübergreifendes Format, das neue Wege der Vernetzung und Stärkung demokratischer Kultur innerhalb der Polizei ermöglicht.

Rückfragen bitte an:

Polizeiakademie Niedersachsen
Dez. 01 - Pressestelle
Mareike Baltaga
Telefon: 05021 844-1041
E-Mail: pressestelle@pa.polizei.niedersachsen.de
http://www.pa.polizei-nds.de

Original-Content von: Polizeiakademie Niedersachsen übermittelt durch news aktuell

http://ots.de/5c3ec9

@ presseportal.de