Göttingen - BAD LAUTERBERG (jk) - Im Zusammenhang mit dem Einbruch in eine ehemalige Fleischerei in Bad Lauterberg (Landkreis Göttingen, siehe auch https: / / www.presseportal.de / blaulicht / pm / 119508 / 6007936) sind die Ermittler der Polizei in dem Gebäude auf eine groß angelegte Cannabis-Plantage gestoßen.
17.04.2025 - 11:35:19(129/2025) Professionelle Cannabis-Plantage in Bad Lauterberg entdeckt - 20 Kilo Drogen, zwei scharfe Waffen und umfangreiche Technik beschlagnahmt, U-Haftbefehle gegen fünf Tatverdächtige erlassen. Noch in der Tatnacht hatten Beamte fünf Männer festgenommen, als sie vom Tatort flüchten wollten. Zwei weitere Mittäter konnten entkommen. Von ihnen fehlt jede Spur. Das zuständige Amtsgericht Herzberg erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Göttingen inzwischen U-Haftbefehle gegen die Festgenommenen wegen "Fluchtgefahr". Die Männer im Alter zwischen 21 und 47 Jahren wurden in verschiedene Haftanstalten eingeliefert. Die Ermittlungen zu den Hintergründen des mutmaßlichen Einbruches sowie auch zu den Tatbeteiligungen der einzelnen Personen dauern an.
Verdächtiger Transporter löste Polizeieinsatz aus
Ein vor dem Geschäft stehender Transporter hatte Montagnacht (07.04.25) etwa gegen 02.15 Uhr den Polizeieinsatz ausgelöst. Einem Anwohner war das verdächtige Fahrzeug aufgefallen, das mit offener Tür und laufendem Motor vor dem ehemaligen Geschäft stand. Der Zeuge informierte die Polizei. Nach Eintreffen stellten die Beamten fest, dass eine Tür des Objektes aufgebrochen worden war und sich noch Personen im Innern aufhielten. Die Streife forderte sofort Unterstützung an. Im weiteren Verlauf wurde der Gebäudekomplex mithilfe mehrerer Streifenwagen der Polizei aus Göttingen, Herzberg, Osterode, Duderstadt sowie auch Braunlage und Goslar (beides Polizeiinspektion Goslar) umstellt.
Bei dem aktuell leerstehenden Gebäude handelt es sich um einen 3-geschossigen Fachwerkbau mit einer Grundfläche von rund 300 qm in der unmittelbaren Bad Lauterberger Innenstadt. Das Erdgeschoss wurde ehemals als Schlachterei und Fleischerei mit Verkaufsraum genutzt. Im 1. und 2. Geschoss befanden sich Wohn- und Büroräume.
Gebäudeinneres komplett umgebaut
Für den professionellen Anbau und den langfristigen Betrieb der Indoor-Plantage bauten die "Betreiber" nahezu das gesamte Innengebäude um, zogen Leichtbauwände ein und installierten eine eigene Wasser-, Strom- und Frischluftversorgung. Dabei wurde der Stromzählerkasten des Gebäudes umgangen, sämtliche Fenster und Türen im gesamten Haus mittels Bauschaum und Aluminiumfolien vollständig gegen Licht- und Geruchsemissionen abgedichtet. Der Aufbau der Plantage lässt für die Ermittler den Schluss zu, dass hier auf längere Zeit der Hanfanbau geplant war. Es wird angenommen, dass die illegalen Tätigkeiten mindestens seit einem Jahr dort stattgefunden haben müssen.
In den unterschiedlich großen Räumen beschlagnahmte die Polizei in der vergangenen Woche insgesamt 480 Hanfpflanzen. Diese waren zum Teil bereits geerntet und in große Plastiksäcke verpackt, zum Teil befanden sie sich noch im Wachstum. Aufgrund der Gesamtzahl der vorgefundenen Pflanzbehältnisse von 720 Stück gilt als sicher, dass zuvor bereits eine weitere Ernte erfolgt sein muss. Über den Verbleib der Drogen, deren geplanter Vertrieb und Verkauf ist bislang nichts bekannt. Hierzu dauern die Ermittlungen an.
Abbau der Anbautechnik dauerte mehrere Tage
Alle beschlagnahmten Pflanzen wurden am Montag (07.04.25) aus dem Haus abtransportiert und befinden sich seitdem in polizeilichem Gewahrsam. Der Abbau der durchaus als professionell zu bezeichnenden Anbaulogistik dauerte hingegen mehrere Tage. Hierbei unterstützte die Bundespolizei die Polizei Bad Lauterberg im Rahmen der Amtshilfe durch Gestellung von zwei LKW für den Abtransport und die vorübergehende Lagerung der umfangreichen Gerätschaften, darunter etliche große Abluftrohre, etwa 150 Beleuchtungskörper, Wassertanks, über 30 Aktivkohlefilter und weiteres Zubehör. Beamtinnen und Beamte der Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen halfen ebenfalls im Rahmen der Amtshilfe bei der umfangreichen Asservierung und Erfassung der vielen unterschiedlichen Asservate sowie auch bei einer weitergehenden Durchsuchung des Gebäudes. Im Zuge dieser Maßnahme fanden Einsatzkräfte zwei scharfe Schusswaffen und beschlagnahmten auch sie.
Ehemalige Fleischerei weiter beschlagnahmt
Die gesamte ehemalige Fleischerei an der Lauterberger Hauptstraße/Ecke Ritterstraße ist seit Montag beschlagnahmt. Auch dauern die Ermittlungen rund um den in der Tatnacht von den Männern genutzten Transporter an.
Weitere polizeiliche Ermittlungen in diesem Fall richten sich gegen einen Mann aus dem Altkreis Osterode. Inwieweit der 56-Jährige vom Betrieb der illegalen Plantage gewusst hat oder an deren Betrieb in irgendeiner Form beteiligt gewesen ist, steht noch nicht fest.
Rund 20 Kilogramm Cannabis beschlagnahmt
Insgesamt beschlagnahmte die Polizei in dem umfunktionierten Haus rund 20 Kilogramm Cannabis mit einem geschätzten Schwarzmarktwert von derzeit rund 200.000 Euro.
Die weiteren Ermittlungen dauern an.
"Die Aufnahme des Tatortes sowie die im selben Atemzug einzuleitenden, zielgerichteten Ermittlungen zu den Tathintergründen stellte für die Polizei Bad Lauterberg insbesondere aufgrund der Komplexität in der vergangenen Woche eine echte personelle Herausforderung dar. Insofern sind wir sehr dankbar für die unkomplizierte Unterstützung der Bundespolizei und der Zentralen Polizeidirektion. Dass es in unmittelbarer Nähe der belebten Fußgängerzone überhaupt möglich ist, so lange unbemerkt ein derartiges 'Drogenunternehmen' zu betreiben, hätten wir so nicht erwartet und uns auch nicht vorstellen können!", so der Leiter des Polizeikommissariats Bad Lauterberg, Erster Polizeihauptkommissar Guido Schwarze am Donnerstagvormittag (17.04.25) und weiter: "Erschreckt hat uns vor allem auch der Fund der beiden scharfen Schusswaffen, was auf eine erhebliche kriminelle Energie der Täter schließen lässt. Ich bin erleichtert, dass bei dem Einsatz Montagnacht keine Schüsse fielen und alle Beamtinnen und Beamten unverletzt blieben".
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