Bericht, Behörden

Wie konnte der Attentäter von Magdeburg den Weihnachtsmarkt zum Schauplatz seiner blutigen Tat machen - obwohl er den Behörden lange bekannt war? Eine geheime Chronologie zeichnet ein genaueres Bild.

16.01.2025 - 14:32:25

Bericht: 110 Mal befassten sich Behörden mit Taleb A.

  • Taleb A. - hier ein Screenshot eines am 19. Dezember entstandenen Videos eines Grill-Imbisses - war vor seiner Tat lange schon im Visier der Behörden. - Foto: Saale Grill Bernburg/dpa

    Saale Grill Bernburg/dpa

  • Innenministerin Nancy Faeser steht dem Innenausschuss Rede und Antwort - hier bei der Sitzung Ende Dezember (Foto: Archiv). - Foto: Kay Nietfeld/dpa

    Kay Nietfeld/dpa

Taleb A. - hier ein Screenshot eines am 19. Dezember entstandenen Videos eines Grill-Imbisses - war vor seiner Tat lange schon im Visier der Behörden. - Foto: Saale Grill Bernburg/dpaInnenministerin Nancy Faeser steht dem Innenausschuss Rede und Antwort - hier bei der Sitzung Ende Dezember (Foto: Archiv). - Foto: Kay Nietfeld/dpa

Knapp vier Wochen nach der Todesfahrt von Magdeburg wird immer klarer, wie kontinuierlich Deutschlands Sicherheitsbehörden über Jahre mit dem späteren Attentäter befasst waren. Auf 16 klein bedruckten Seiten listet eine Chronologie («Stand: 13.01.2025, 18:00 Uhr») insgesamt 110 Vorfälle auf. Der Bericht stammt vom Bundesinnenministerium und beruht auf Daten, die Bundesbehörden und -länder dem Bundeskriminalamt (BKA) übermittelt hatten. Die akribische Feinarbeit ist ausdrücklich eingestuft als «Verschlusssache – nur für den Dienstgebrauch» und liegt der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin vor. Der «Spiegel» berichtete zuerst in seiner Online-Ausgabe darüber.

Behörden öfter mit Taleb A. befasst als bisher bekannt

Der Bericht zeigt, dass die Zahl der mitgeteilten Behörden-Vorgänge rund um Taleb A. vor dessen Attentat auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt deutlich höher liegt als bislang bekannt. Von 80 Vorfällen war nach der bisher letzten Sitzung des Innenausschusses des Bundestags Ende Dezember die Rede. Jetzt sind es 30 mehr. Aufklärung erwarten die Fraktionen aller im Bundestag vertretenen Parteien von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und den Behördenspitzen. Faeser ist am Donnerstagmittag erneut in das Gremium gekommen. 

Faeser: «Hier wird jeder Stein umgedreht»

Auch BND-Chef Bruno Kahl, Verfassungsschutz-Vizepräsident Sinan Selen und BKA-Präsident Holger Münch sowie andere Behördenvertreterinnen und -vertreter stehen den Ausschussmitgliedern hinter verschlossenen Türen zur Verfügung. Statements der Abgeordneten und von Faeser wurden für den Nachmittag erwartet. Nach der Dezember-Sitzung des Gremiums zu dem Terrorakt hatte Faeser angekündigt: «Alle Hintergründe müssen gründlich ermittelt werden. Hier wird jeder Stein umgedreht.»

Steinmeier in Magdeburg

Der Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt ist auch in Magdeburg selbst im Fokus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will bei einem Besuch am Nachmittag unter anderem einen Kranz niederlegen und auch mit Hilfs- und Einsatzkräften ins Gespräch kommen.

@ dpa.de