Waffen und Fußball? Passt nicht zusammen, könnte man meinen.
29.05.2024 - 11:00:04Ungewöhnlicher Sponsoringdeal: Rheinmetall neuer BVB-Partner. Der Rüstungskonzern Rheinmetall sucht dennoch die Nähe zu einem großen deutschen Fußballverein und steigt als Sponsor ein.
Drei Tage vor dem wichtigsten Spiel der Saison hat Borussia Dortmund einen Sponsoring-Deal bekannt gegeben, der zu Diskussionen führen könnte: Der Rüstungskonzern Rheinmetall unterstützt den Fußball-Bundesligisten in den kommenden drei Jahren. Laut «Handelsblatt» geht es um einen einstelligen Millionen-Euro-Betrag pro Jahr.
Die Partnerschaft umfasse die Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion und auf dem Vereinsgelände, teilten Deutschlands größte Waffenschmiede und der Fußballclub mit. Über das finanzielle Volumen sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte ein Rheinmetall-Sprecher.
BVB stellt sich auf Kritik ein
BVB-Chef Hans-Joachim Watzke wies darauf hin, dass Sicherheit und Verteidigung Eckpfeiler der Demokratie seien. «Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen.» Man freue sich auf die Zusammenarbeit und öffne sich «als Borussia Dortmund ganz bewusst für einen Diskurs». Rheinmetall-Chef Armin Papperger zeigte sich zufrieden. «Mit dem BVB und Rheinmetall haben sich zwei Partner gefunden, die mit ihren Ambitionen, ihrer Haltung und ihrer Herkunft gut zueinander passen», sagte der Rüstungsmanager. Beide seien in der Metropolregion Rhein-Ruhr verwurzelt. Rheinmetall hat seine Zentrale in Düsseldorf.
Der von Watzke angesprochene Diskurs könnte für die Dortmunder zu einem ungünstigen Zeitpunkt erfolgen und von sportlichen Themen vor dem Champions-League-Finale am Samstag gegen Real Madrid ablenken. «Es gibt jetzt nur noch ein einziges Thema, und das ist dieses Finale», hatte BVB-Sportdirekor Sebastian Kehl noch am Dienstag gesagt: «Ich würde mir wünschen, dass wir uns auf dieses Spiel konzentrieren.»
Es dürfte das erste Mal sein, dass ein Rüstungskonzern einen Bundesligaclub sponsert - dem Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) ist kein vergleichbarer Fall bekannt. Unter den Fußballfans dürfte der schwarz-gelbe Schulterschluss mit der Waffenschmiede kontrovers aufgenommen werden, in sozialen Medien brandete am Mittwoch Kritik auf. Auch in anderen Teilen der Gesellschaft gab es negative Reaktionen. Die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen forderte, den Deal zu kippen. «Ein Waffenhersteller als Sponsor passt nicht zu den Werten, die der BVB - und Fußball insgesamt - vertritt», hieß es von den Pazifisten.
Rheinmetall bereits als Sport-Sponsor aktiv
Das Sponsoring eines Sportclubs ist dabei kein Neuland für den Rüstungskonzern, der auch als Kfz-Zulieferer tätig ist - Rheinmetall ist bereits Sponsor des Handball-Clubs Bergischer HC aus Solingen unweit von Düsseldorf.
Deutschlands größter Rüstungskonzern ist mit seinen rund 30 000 Beschäftigten auf Wachstumskurs, nach dem russischen Angriff auf die Ukraine schnellte die Nachfrage nach Munition, Panzern und Flugabwehr-Geschützen in die Höhe. Seit Anfang 2022 stieg der Auftragsbestand um rund 10 Milliarden Euro auf 24 Milliarden Euro an, der Umsatz soll in diesem Jahr 10 Milliarden Euro erreichen. Damit wäre er fast doppelt so hoch wie im Jahr 2021, also vor dem Ukraine-Krieg (5,7 Milliarden Euro). Der Aktienkurs hat sich seit Februar 2022 mehr als verfünffacht.
Habeck: Rheinmetall-Sponsoring spiegelt Zeitenwende wider
Für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist der Sponsoring-Deal des Rüstungskonzerns Rheinmetall mit Borussia Dortmund Ausdruck einer neuen Lage. «Dass Rheinmetall jetzt einen Fußballverein sponsert, ist in der Tat erst einmal ungewöhnlich, aber es zeigt, wo wir stehen», sagte der Grünen-Politiker in Berlin.
Man sei in ständigem Kontakt mit Rheinmetall, damit das Unternehmen noch mehr Munition zur Unterstützung der Ukraine produziere, sagte der auch für Rüstungsexporte zuständige Minister. «Wir wissen und müssen es leider zugeben, dass wir in einer anderen, bedrohlicheren Welt sind.» Deswegen sei «die ja eingeübte und auch so verständliche Zurückhaltung» im öffentlichen Umgang mit der Rüstungsbranche nicht mehr haltbar und richtig, sagte Habeck. «Insofern spiegelt dieses Sponsorship sicherlich auch ein Stück weit die Realität der Zeitenwende wider.»