Ecke, Angriff

Vor gut einer Woche wurde Matthias Ecke beim Aufhängen von Wahlplakaten in Dresden krankenhausreif geschlagen.

13.05.2024 - 20:32:11

Ecke nach Angriff: «Lasse mich nicht zum Schweigen bringen». Einschüchtern lässt er sich davon nicht.

  • Der Europaabgeordnete Matthias Ecke (M) äußerte sich bei einer Wahlkampfveranstaltung in Leipzig zu dem Agriff auf ihn. - Foto: Jan Woitas/dpa

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  • Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Europaabgeordneter Matthias Ecke sprechen nach einer Wahlkampfveranstaltung der sächsischen Sozialministerin mit Journalisten. - Foto: Jan Woitas/dpa

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Der Europaabgeordnete Matthias Ecke (M) äußerte sich bei einer Wahlkampfveranstaltung in Leipzig zu dem Agriff auf ihn. - Foto: Jan Woitas/dpaBundesinnenministerin Nancy Faeser und Europaabgeordneter Matthias Ecke sprechen nach einer Wahlkampfveranstaltung der sächsischen Sozialministerin mit Journalisten. - Foto: Jan Woitas/dpa

Der SPD-Europaabgeordnete Matthias Ecke hat sich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt gut eine Woche nach dem Angriff auf ihn kämpferisch geäußert. «Ich lasse mich nicht zum Schweigen bringen», sagte er mit deutlich sichtbarem rot-blauen Schatten unter dem Auge bei einer Parteiveranstaltung in Leipzig. Der Angriff habe ihn getroffen, aber nicht umgehauen, nicht eingeschüchtert. Seine Partei habe er als sehr kämpferisch erlebt.

Am späten Abend des 3. Mai hatten vier junge Angreifer im Alter von 17 und 18 Jahren Ecke niedergeschlagen, als er Wahlplakate aufhängen wollte. Er erlitt Knochenbrüche im Gesicht und musste operiert werden.

Organisierte Enthemmung in der Gesellschaft

Die Ursache für den Angriff verortete Ecke in der Verrohung und organisierten Enthemmung in der Gesellschaft, hinter der Akteure der extremen Rechten steckten. «Das ist die AfD in Sachsen, das sind die Freien Sachsen, es sind andere Netzwerke der extremen Rechten.» Sie hätten ein Klima geschaffen, in denen politische Gegner als Ziele bezeichnet werden, in denen sich Menschen ermutigt fühlen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete den Angriff als Dammbruch. Er sei die Folge davon, dass die Stimmung im Land immer weiter bewusst und gezielt von ganz rechts außen vergiftet werde, sagte sie in Leipzig. «Wer sagt "Wir werden sie jagen" trägt auch Verantwortung dafür, wenn diese Jagd auf politisch Aktive tatsächlich stattfindet.» Man müsse mit aller Härte des Rechtsstaats gegen diese politische Aggression vorgehen. Es brauche ein klares Stoppsignal. «Die Täter müssen wissen, dass sie etwas Falsches getan haben und dass die Gesellschaft darauf reagiert.» 

Die Sicherheitsbehörden des Bundes würden weiter mit aller Konsequenz gegen Extremisten und Hasskriminalität vorgehen, sicherte Faeser zu. «Denn es ist der Hass, gerade auch im Netz, der den Boden für solche Taten bereitet.» Vor Ecke habe sie hohen Respekt, betonte die Bundesinnenministerin. Sein Auftritt nach dem brutalen Angriff sei ein «unglaublich tolles Zeichen».

Ecke lobte das Vorgehen der Polizei in seinem Fall. Es habe einen hohen Ermittlungsdruck gegeben, die Täter seien identifiziert worden. «Da ist wirklich sehr viel gut gelaufen», sagte der SPD-Politiker. Er wisse aber, dass es nicht allen Opfern rechter Gewalt so gehe. Er wünsche sich, dass jeder Mann, jede Frau in einer solchen Situation die gleichen Erfahrungen machen könne. «Der Staat muss, glaube ich, ein klares Zeichen setzen, dass er diese Form von Gewalt nicht duldet,» sagte Ecke. Die Strafe müsse auf dem Fuß folgen.

Auch andere Politiker von Gewalt betroffen

Die Gruppe hatte wenige Minuten vor dem Angriff auf Ecke auch einen Wahlkampfhelfer der Grünen angegriffen. Vier Tage später wurde in Dresden eine Grünen-Kommunalpolitikerin ebenfalls beim Plakatieren beleidigt, bedroht und bespuckt. Ebenfalls am Dienstagabend wurde in Berlin die Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) von einem Mann in einer Bibliothek attackiert.

Am selben Tag hatten sich die Innenminister von Bund und Ländern für einen besseren Schutz politisch Engagierter ausgesprochen und dafür zu prüfen, ob es höhere Strafen geben sollte, wenn sich Gewalt gegen Politiker richtet. Diskutiert wurde zudem über einen Vorschlag aus Sachsen, die Bedrohung von Amts- und Mandatsträgern an ihrem Wohnort - auch politisches Stalking genannt - unter Strafe zu stellen.

@ dpa.de