Tabak: Ein Genussmittel in der Dauerdiskussion
31.10.2014 - 10:56:00Um kein anderes Genussmittel gibt es so viele Diskussionen wie um Tabak. Über die Jahre ist die Debatte keinesfalls übersichtlicher geworden. Durch die Veränderung der Produkte und die E-Zigaretten, auch „Dampfer" gennant, sind neue Elemente dazu gestoßen. Auch die Vielzahl der Interessengruppen macht die Situation nicht einfacher. Neben den Tabakproduzenten und deren Lobby, die ein großes finanzielles Interesse an der Thematik haben, reden sich private Pro- und Kontra-Bündnisse die Köpfe heiß. Nicht nur aufgrund des Gesundheitsaspektes ist Tabak ein Politikum. Es existiert eine Vielzahl an Situationen, die staatlich geregelt werden müssen und je nach Ausführung eine der vielen Interessengruppen beschneiden. Raucher fühlen sich diskriminiert, während viele Anti-Raucher Gemeinschaften Entscheidungen wie das Rauchverbot in Gaststätten begrüßen. Sie stehen dem Zugeständnis der Rauchergaststätte kritisch gegenüber, weicht es doch das Verbot in ihren Augen wieder auf. Die Politik steht irgendwo zwischen beiden Fronten und hat zusätzlich selber ein ambivalentes Verhältnis zum blauen Dunst. Einerseits erzeugt das Genussmittel Krebs und andere Krankheiten, sollte also vom Bürger ferngehalten werden, andererseits sind Zigaretten, Feinschnitte und Zigarren eine gute Einnahmequelle. Wie sehr nicht nur der Staat, sondern auch der lokale Einzelhandel auf korrekt versteuerte Zigaretten angewiesen ist, zeigt jetzt eine neue Aktion der Philipp Morris AG. Im Kontrast dazu fordert das „Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V." (ABNR) momentan ein totales Rauchverbot in Gaststätten.
Steueruhr im Rahmen einer Kampagne gegen illegale Zigaretten
Ähnlich der Schuldenuhr, welche die sekündlich steigenden Schulden der Bundesrepublik anzeigt, steht seit kurzem in Chemnitz eine Anzeigetafel, die ebenfalls Verluste visualisiert. In diesem Fall die Anzahl der illegal gerauchten Zigaretten und der dadurch entstehende Steuerverlust. Zusätzlich wird angezeigt, wie viele Lehrerstellen von der entgangenen Summe hätten bezahlt werden können – so wird deutlich, was der Allgemeinheit verloren geht, wenn aus osteuropäischen Ländern Zigaretten unversteuert eingeführt werden. Die Uhr ist Teil einer Kampagne der Philipp Morris AG und beinhaltet außerdem Plakate und Kinospots. Natürlich ist die Informationsoffensive nicht ganz uneigennützig. Chemnitz wurde aufgrund seiner Grenznähe ausgewählt, so ist ein Erfolg leichter zu messen. Eine Einzelhändlerin berichtet, 30% Ihres Umsatzes bestehe aus Tabakprodukten. Zum einen liegt das daran, dass Zigarren und andere Tabakprodukte immer häufiger bei spezialisierten Shops im Internet bestellt werden, zum anderen, dass jede zweite Zigarette in Chemnitz Schmuggelware ist. Wäre dies nicht der Fall, könnten erheblich höhere Umsätze generiert und mehr Mitarbeiter beschäftigt werden. Außerdem ist der Hygieneaspekt bei der Herstellung durch organisierte Kriminalität ein nicht zu vernachlässigendes Problem. In geschmuggelten Zigaretten wurden bereits Milben, Insekteneier und Schimmelpilze gefunden.
Totales Rauchverbot in Gaststätten gefordert
Das „Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V." (ABNR) ist ein Zusammenschluss von elf bekannten und nicht staatlichen Organisationen, die gemeinsam agieren und zwei Primärziele verfolgen: Förderung des Nichtrauchens und Schutz der Bevölkerung vor den Folgen des Passivrauchens. Gefördert wird das ABNR durch die deutsche Krebshilfe. Jetzt fordert das Bündnis ein totales und vor allem konsequentes Rauchverbot. Sie fordern dies, weil eine Studie des deutschen Krebforschungszentrums ergeben hat, dass sich 60 Prozent der Rauchergaststätten nicht an die Vorschriften halten. In Diskotheken waren es sogar 74 Prozent, in denen Gesetzesverstöße festgestellt wurden. Abhilfe sei da nur mit einem totalen Rauchverbot ohne Einschränkungen zu schaffen. Trotzdem ist festzuhalten, dass der Nichtraucherschutz insgesamt immer besser wird. Was sich geradezu ironisch anhört: Der Tabakkonzern J.R. Reynolds hat nun das Rauchen in seinen Firmenräumen komplett verboten. Der Konzern handelt damit allerdings nur zeitgemäß, da Rauchfreiheit in geschlossenen Räumen am Arbeitsplatz die Norm ist.
An immer mehr öffentlichen Plätzen gilt das Rauchverbot Bildrechte: Flickr no smoking Martin Abegglen CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten