Bundeswehr, Soldaten

Seit 2011 ist die Wehrpflicht ausgesetzt - laut Kanzler und Verteidigungsminister soll das auch so bleiben.

02.06.2023 - 05:17:09

Wehrbeauftragte schlägt Rückkehr der Musterung vor. Die Wehrbeauftragte regt nun an, junge Menschen auf ihre Wehrdienstfähigkeit zu untersuchen.

Mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr hat die Wehrbeauftragte Eva Högl vorgeschlagen, künftig alle jungen Menschen eines Jahrgangs zur Musterung einzuladen. Die SPD-Politikerin sprach sich in einem Interview des Nachrichtenportals «t-online» gegen eine Rückkehr zur Wehrpflicht aus.

Aber die Idee eines verpflichtenden «Dienstjahres für Deutschland», das im zivilen oder militärischen Bereich abgeleistet werden könne, finde sie «diskussionswürdig». «Man könnte wie in Schweden einen gesamten Jahrgang junger Leute für die Bundeswehr zur Musterung einladen. Und sie dann, sofern sie wehrfähig sind, selbst entscheiden lassen, ob sie sich engagieren wollen oder nicht.» Diese Musterung sollte sich dann an alle Geschlechter richten, forderte Högl.

«Die Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland wieder rückgängig zu machen, hilft überhaupt nicht», betonte die Wehrbeauftragte des Bundestags. «Wir haben nicht genügend Ausbilder und nicht genügend Infrastruktur dafür.»

Ukraine-Krieg entfachte neue Wehrpflicht-Debatte

Die Wehrpflicht war 2011 nach 55 Jahren unter dem damaligen CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ausgesetzt worden, was in der Praxis einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleichkam. Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ist das Thema neu in den Blickpunkt gerückt. Högl forderte etwa Anfang des Jahres, jetzt eine Debatte zu beginnen - «auch über die Frage, wie viel Zwang, wie viel Freiwilligkeit nötig ist». «Wir brauchen auf jeden Fall mehr Personal bei der Bundeswehr», sagte sie damals der «Augsburger Allgemeinen».

Kanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD) sprachen sich klar gegen eine Rückkehr zur Wehrpflicht aus. Pistorius machte aber im Februar deutlich, dass er gute Argumente für eine allgemeine Dienstpflicht zur Stärkung von Katastrophenschutz, Bundeswehr und Rettungsdiensten sieht. Die jungen Menschen müssten in der Frage gehört werden, sagte er. Die FDP meldete rechtliche und politische Bedenken gegen eine solche Dienstpflicht an.

Union für verpflichtendes Gesellschaftsjahr

Die CDU hatte sich im September auf einem Parteitag für die bundesweite Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahrs ausgesprochen. Wo die jungen Menschen den Dienst absolvieren können, solle möglichst flexibel ausgelegt werden, «sei es bei sozialen Einrichtungen, in Krankenhäusern, bei der Bundeswehr, im Zivilschutz beim THW oder bei der Feuerwehr, über anerkannte Hilfsorganisationen im Ausland oder im Sport und in der Kultur oder bei Natur- und Umweltschutzverbänden». Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte bereits vor rund einem Jahr eine Debatte über die Einführung einer sozialen Pflichtzeit angestoßen.

Pistorius stellte jüngst infrage, ob das Ziel der Aufstockung der Bundeswehr auf 203.000 Soldatinnen und Soldaten bis 2031 eingehalten werden kann. «Ich wage keine Prognose, ob wir die Zahl erreichen können», sagte der er am Donnerstag bei einem Besuch im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln. Seit der Corona-Pandemie gebe es einen Einbruch bei den Bewerberzahlen. Man arbeite daran, dieses Tal zu verlassen. Als Gründe nannte er etwa den Fachkräftemangel und den demografischen Wandel. Bei der Bundeswehr gibt es aktuell rund 183.000 Soldatinnen und Soldaten.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Reichinnek offen für Debatte um Personalausstattung der Bundeswehr Linken-Co-Fraktionschefin Heidi Reichinnek hat sich offen für eine Diskussion über die Aufstockung der Bundeswehr um bis zu 60.000 Soldaten geäußert. (Sonstige, 07.06.2025 - 09:43) weiterlesen...

Miersch: Keine Wehrpflicht-Gespräche diese Legislaturperiode. SPD-Fraktionschef Miersch hält 60.000 zusätzliche Soldaten für realistisch. Eine mögliche Rückkehr zur Wehrpflicht schließt er derzeit aus. Die Bundeswehr soll wachsen – aber freiwillig. (Politik, 07.06.2025 - 05:00) weiterlesen...

SPD schließt Verhandlungen über Wehrpflicht aus Auch nach der Ansage von Verteidigungsminister Boris Pistorius, die Bundeswehr brauche 60.000 zusätzliche Soldaten, hat SPD-Fraktionschef Matthias Miersch Rufen nach einer Rückkehr zur Wehrpflicht eine kategorische Absage erteilt. (Politik, 07.06.2025 - 05:00) weiterlesen...

Neue Nato-Pläne: Deutschland braucht 60.000 Soldaten mehr Die Bundeswehr muss deutlich größer werden: Deutschland braucht für die von der Nato geplante verstärkte Verteidigungsfähigkeit bis zu 60.000 zusätzliche aktive Soldaten, wie Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in Brüssel vor einem Nato-Treffen sagte. (Wirtschaft, 05.06.2025 - 10:58) weiterlesen...

Pistorius: Brauchen bis zu 60.000 weitere Soldaten für Nato-Ziele Die Bundeswehr benötigt für die neuen Nato-Planungsziele zur verstärkten Verteidigungsfähigkeit laut der Bundesregierung bis zu 60.000 zusätzliche Soldaten in der aktiven Truppe. (Sonstige, 05.06.2025 - 09:26) weiterlesen...

Brauchen bis zu 60 000 aktive Soldaten mehr Die Bundeswehr braucht für die neuen Nato-Planungsziele zur verstärkten Verteidigungsfähigkeit bis zu 60.000 Soldaten zusätzlich in der aktiven Truppe. (Wirtschaft, 05.06.2025 - 09:14) weiterlesen...