Nationalmannschaft, WM-Qualifikation

Rosa Tiere auf WM-Weg: Nagelsmann ackert am Feinschliff

18.11.2025 - 10:22:43

Rosa Tiere auf WM-Weg: Nagelsmann ackert am Feinschliff. Auf die Leipziger Gala folgen Schweine-Metapher und Pizza-Party. Julian Nagelsmann macht sich sofort an den WM-Feinschliff. Die Aufgaben des Bundestrainers für den amerikanischen Traum bleiben riesig.

  • Dieses Resultat tut der DFB-Elf nach vielen Rückschläge gut.  - Foto: Jan Woitas/dpa

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  • Joshua Kimmich ist der große Antreiber der DFB-Elf.  - Foto: Christian Charisius/dpa

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  • Nick Woltemade (2. v.l.) bejubelt den nächsten Treffer mit seinen Kollegen.  - Foto: Michal Svítok/TASR/dpa

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Dieses Resultat tut der DFB-Elf nach vielen Rückschläge gut.  - Foto: Jan Woitas/dpaJoshua Kimmich ist der große Antreiber der DFB-Elf.  - Foto: Christian Charisius/dpaNick Woltemade (2. v.l.) bejubelt den nächsten Treffer mit seinen Kollegen.  - Foto: Michal Svítok/TASR/dpa

Im riesigen Glücksgefühl der WM-Qualifikation sorgte Julian Nagelsmann mit seinem verbalen Ausflug auf den Bauernhof für Verwunderung und Gelächter. «Jeder Spieler hat heute ein extrem gutes Spiel gemacht und gearbeitet wie das rosafarbene Tier», sagte der Bundestrainer nach dem 6:0-Sturmlauf der Fußball-Nationalmannschaft zum WM-Ticket gegen die Slowakei.

Dieser fabulös-metaphorische Satz dürfte im Sammelsurium der vielen passgenauen Aussagen des 38-Jährigen langfristig einen Spitzenrang einnehmen. Schweine, um das Tier beim Namen zu nennen, können eben richtig ackern - nachdem sie lange apathisch wirkend im Dreck gelegen haben. 

Auch ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein und die Ex-Weltmeister Per Mertesacker und Christoph Kramer, die Nagelsmann bei seiner ersten Analyse des Leipziger Fußball-Festes einrahmten, mussten grinsen. Die Erleichterung war omnipräsent und greifbar. Und doch bleiben die Aufgaben für Nagelsmann riesig. 

Großer Lostag in Washington

Der Bundestrainer ist in dieser Woche noch mit Partnerin Lena Wurzenberger und Torgarant Nick Woltemade beim RTL-Spendenmarathon im TV zu sehen. Dann bringt die WM-Auslosung in Washington am 5. Dezember einen amerikanischen Vorgeschmack auf ein Mega-Turnier mit US-Präsident Donald Trump und FIFA-Boss Gianni Infantino als Impresarios. 

Die dort ermittelten drei Gruppengegner werden angesichts der erwarteten Präsenz im besten Lostopf immerhin keine Mega-Kracher à la Argentinien, Spanien oder Frankreich sein. Da hat die DFB-Elf nochmal Schwein gehabt. 

Es folgt nach einer beim Bundestrainer maximal ungeliebten viermonatigen Länderspielpause bis in den März die Feinarbeit. Schwierige Personalauswahl inklusive. Nagelsmann kündigte eine baldige Rückkehr der langzeitverletzten Stammkräfte Jamal Musiala und Kai Havertz an. Auch Torwart Marc-André ter Stegen und Antonio Rüdiger machen Fortschritte, berichtete er. 

Aber: Keiner hat eine WM-Garantie. Die Quali-Runde hatte in Woltemade (4 Tore) und Serge Gnabry (3) ihre Gewinner. Inklusive des letzten Debütanten Assan Quedraogo, der mit einem Blitztor glänzte, setzte der Bundestrainer in sechs Partien 30 verschiedene Spieler ein. Torwart Oliver Baumann war der einzige, der von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz stand. 

Bei der WM muss alles passen. Nagelsmann sprach schon wieder von der Rollenfindung wie vor der Heim-EM 2024. Die DFB-Elf ist jenes Rätsel, das drei Tage nach der nervenden 2:0-Rumpelei in Luxemburg eine Leipziger Gala bietet. Das gute Niveau selbstverständlich zu machen, ist Nagelsmanns Job. 

Aufgerafft hatte sich das Team um Kapitän und Vorbild-Kämpfer Joshua Kimmich und dem von Nagelsmann zur Höchstleistung angestachelte Doppeltorschützen Leroy Sané zu einem Auftritt, der nicht nur den Weg nach Amerika ebnete, sondern Hoffnungen schürte auf einen Fußball-Sommer 2026, der nicht in Tristesse endet. 

Der US-Gassenhauer «Take me home, country roads» war gerade bei der DFB-Jubelparty zur WM-Einstimmung verklungen, da schritt Nagelsmann an den Fans vorbei zu jenem TV-Interview. Applaus und Zuspruch schlugen ihm entgegen. Aber Genugtuung nach viel Kritik wollte er nicht für sich reklamieren, wohl wissend, dass bei einem Scheitern sein ganzes Wirken als Bundestrainer auf dem Prüfstand gewesen wäre.

WM-Zweifel einfach weggeballert

«Genugtuung hat immer so einen leichten negativen Touch, als wenn ich irgendwie sauer wäre auf alle anderen. Ich bin sehr glücklich, was die Mannschaftsleistung angeht. Ich freue mich super für die gesamte Gruppe», sagte der Bundestrainer. Weggewischt waren alle Zweifel: Die Mega-WM 2026 findet in den USA, Mexiko und Kanada mit dem vierfachen Champion Deutschland statt.  

Pulsgeber Kimmichs WM-Gefühl

In der deutschen Kabine wurde ordentlich gefeiert, als der Lieferservice Pizza brachte. Keiner brachte die Gefühlswelt der Nationalspieler so auf den Punkt wie Kimmich. Der Kapitän ist das Gesicht dieses Teams, sein Antreiber und Pulsgeber. Keiner weiß nach den Turnierdebakeln 2018 und 2022 besser als der 30-Jährige, wie es sich anfühlt, bei einer WM zu verlieren. Jetzt schon vor der Endrunde zu scheitern, wäre unerträglich gewesen. 

«Ich habe es den Jungs auch gesagt, die WM ist das Größte, was es gibt für einen Spieler in seiner Karriere, für sein Land bei der Weltmeisterschaft spielen zu dürfen. In Deutschland ist man es nicht gewohnt, dass das auf der Kippe steht», sagte Kimmich. 

Die reinen Zahlen lassen nicht vermuten, dass die Qualifikation als holprig in Erinnerung bleiben wird. 16:3 Tore bei 15 Punkten. Fünf Siege in Serie und vier davon ohne Gegentor. Doch die von Nagelsmann Ende August eingeforderte große Dominanz gab es erst jetzt zum Gruppenfinale gegen die Slowaken. 

Ob die Fähigkeiten auch schon auf dem Niveau der WM-Topfavoriten seien, wollte Nagelsmann auf Nachfrage nicht kommentieren. «Ich sage jetzt nicht, was ich gerade denke. Das ist so besser. Aber wir arbeiten daran, dass wir gut präpariert sind», versicherte der 38-Jährige. 

Hätte er sich womöglich wieder zu der viel gescholtenen Titel-Ansage hinreißen lassen wie noch im August? Der Bundestrainer neigt ja immer wieder mal zu einer euphorischen Hybris. International hätte er damit keinen Widerspruch geerntet. 

Lob aus Spanien

Der deutsche Fußball kann lange schlingern, das Echo der anderen bleibt immer ehrfurchtsvoll. «Deutschland durfte bei der Weltmeisterschaft nicht fehlen und hat zudem eine Warnung ausgesprochen: Man muss es im Kampf um den Titel immer berücksichtigen», schrieb die spanische Zeitung «Mundo deportivo».

Nagelsmann legt jedenfalls gleich los. Nach dem Lostag in Washington wird noch das mögliche WM-Quartier begutachtet. Und dann müssen noch weitere Grundzüge der Turniervorbereitung festgezurrt werden. In der Elfenbeinküste (30. März/Stuttgart) und Finnland (31. Mai/Mainz) stehen erst zwei von vier Testgegnern vor der Endrunde fest. Auf vielen Ebenen gibt es viel zu tun, wie auf einem Bauernhof.

@ dpa.de

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