Pflegekräfte werden in Deutschland händeringend gesucht.
26.06.2023 - 12:48:30Pflege: Initiative warnt vor wachsender Personalnot. Eine Initiative schlägt Alarm und bemüht sich, Lösungen zu präsentieren.
Bei Pflegekräften in Heimen und bei ambulanten Diensten droht laut einer Berechnung weiter wachsende Personalnot. Bis 2030 könnte es einen zusätzlichen Bedarf von bis zu 99.000 Vollzeitstellen geben, wie die «Initiative für eine nachhaltige und generationengerechte Pflegereform» nach einer eigenen Hochrechnung auf Grundlage verschiedener Szenarien mitteilte.
Ihr gehören unter anderem Verbände von Arbeitgebern und der privaten Krankenversicherung an. Bis 2040 könnten demnach 190.000 zusätzliche Vollzeitstellen benötigt werden - ausgehend von 655.000 Stellen 2021.
Geforderte Maßnahmen
Allein auf Zuwanderung von Pflegekräften zu hoffen, reiche nicht aus. Potenziale im Inland müssten genutzt werden, forderte die Initiative. Um die Attraktivität des Berufes zu steigern, sollten Fachkräfte mehr Befugnisse erhalten und mit mehr Digitalisierung von bürokratischen Aufgaben entlastet werden. Bei Personaleinsatz und Personalvorgaben sei mehr Flexibilität nötig.
Gestärkt werden sollten Maßnahmen zur Vorbeugung, um Pflegebedürftigkeit vermeiden oder hinauszögern zu können. Es gelte insbesondere, die Kompetenzen älterer Menschen zu stärken und ihnen einen längeren Verbleib zu Hause zu ermöglichen.
Selbst in einem Szenario mit moderater demografischer Entwicklung, anteilig sinkender Pflegeheimbewohnerschaft an der Gesamtzahl der Pflegebedürftigen und einer gleichbleibenden Personalausstattung im ambulanten Sektor steige der Bedarf an zusätzlichen Stellen in den nächsten 10 bis 15 Jahren deutlich, heißt es in der Analyse.
Der Initiative gehören unter anderem der Arbeitgeberverband Pflege, der Bundesverband der Betreuungsdienste, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, die Verbände der Familienunternehmer, der Jungen Unternehmer und der privaten Krankenversicherung an.
Bundesagentur: Jobs in der Pflege weiterhin Engpassberufe
Auch die Bundesagentur für Arbeit sieht den Personalmangel. «Die Pflege gehört seit vielen Jahren zu den Engpassberufen», sagte Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA), in Nürnberg der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der Mitarbeitenden in der Pflege sei auf 1,7 Millionen Menschen im September 2022 gestiegen - ein Plus von zehn Prozent in fünf Jahren. Die Gesamtzahl der Beschäftigten über alle Branchen im gleichen Zeitraum sei um sechs Prozent gestiegen.
Jedoch fehle es an Fachkräften, sagte Terzenbach. «Der Bedarf ist ungebrochen hoch», betonte er. «Die Zahl der gemeldeten Stellen übersteigt die Zahl der Arbeitslosen deutlich», sagte er. Allerdings: Bei den weniger qualifizierten Pflegehelfern sei die Situation umgekehrt. Dort gebe es mehr Bewerber als Stellen.
Deshalb sei die Qualifizierung - auch im Betrieb - eine entscheidende Komponente. Ein wichtiger Schritt sei durch die Erstattung des früher vom Auszubildenden zu zahlenden Schulgeldes erfolgt. Dennoch könnten auch die Arbeitgeber noch etwas mehr tun. «Wir können das fördern», sagte der BA-Vorstand.
Ziel sei, aus der Helfertätigkeit heraus in die Fachkrafttätigkeit zu qualifizieren. Dies sei insbesondere ein Thema für Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland kämen. Die Reglementierungen im deutschen System bei der Anerkennung ausländischer Ausbildungen führe dazu, dass die Menschen nur als Hilfskraft eingesetzt werden könnten. Diese Frage müsse gelöst werden.