Ein schwimmendes Terminal für Flüssigerdgas (LNG) hat die Küste der Ostsee-Insel Rügen erreicht.
25.02.2024 - 13:18:38Spezialschiff für Flüssigerdgas-Terminal vor Rügen eingetroffen
Am Samstagmorgen kam die fast 300 Meter lange "Energos Power" vor Mukran im Nordosten Rügens an. Das Spezialschiff habe den Industriehafen erreicht, teilte der künftige Betreiber des Terminals, die Deutsche Regas, am Samstag mit. Damit haben den Angaben zufolge auch die Vorbereitungen für den Probebetrieb begonnen.
Nach Angaben des Unternehmens hat das Schiff norwegisches LNG geladen. Das Schiff soll im Hafen von Mukran künftig LNG von anderen Tankern aufnehmen, wieder in einen gasförmigen Zustand versetzen und in eine rund 50 Kilometer lange, bereits fertiggestellte Anbindungsleitung einspeisen, die das Gas nach Lubmin auf dem Festland bringt. Über den dort vorhandenen Gasleitungsknotenpunkt soll das Gas dann weiterverteilt werden.
Seit Freitag liegt bereits eine von zwei nötigen Genehmigungen für entsprechende Tests zur Betriebstüchtigkeit der Regasifizierungsanlage vor. Nun benötigt das Unternehmen für den Prüfbetrieb außerdem noch eine wasserrechtliche Genehmigung, wie ein Sprecher des Umweltministeriums am Freitag sagte. Diese stehe noch aus und werde voraussichtlich in der kommenden Woche erteilt.
Das Terminal soll noch in diesem Winter betriebsbereit sein, wie der Deutsche-Regas-Aufsichtsratsvorsitzende Stephan Knabe sagte. Dagegen will der Bürgermeister des Ostseebades Binz gerichtlich vorgehen. "Wir werden nun umgehend Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gegen die Inbetriebnahme einreichen", sagte Bürgermeister Karsten Schneider am Samstag der dpa. Das LNG-Terminal Mukran zeige schwerwiegende rechtliche und sicherheitstechnische Mängel. Außerdem gebe es faktisch keinerlei Notwendigkeit für die Anlage, weder kurz- noch langfristig, da seien sich die führenden Experten einig.
Der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, sieht den Betriebsstart des Terminals auf Rügen als echten Erfolg für die Energiepreise. "Das sichert Deutschlands Energieunabhängigkeit und die Produktionsfähigkeit vieler Unternehmen. Dass innerhalb weniger Monate das Terminal errichtet und die nötigen Leitungen gelegt werden konnten, ist ein Beweis für das neue Deutschland-Tempo und sollte ein Vorbild für weitere Infrastruktur-Projekte sein." Trotzdem könne Flüssiggas auf dem Weg zur Klimaneutralität nur eine Zwischenstation sein. "Deshalb ist auch diese Infrastruktur dafür angelegt, in Zukunft grünen Wasserstoff zu transportieren."
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht in der Ankunft des Terminals dagegen eine "Umwandlung der Ferieninsel Rügen in einen fossilen Energiepark". Die Auswirkungen auf Natur, Landschaft und Klima seien verheerend, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner dazu. "Noch ist das Doppel-Terminal vor Mukran allerdings nicht endgültig genehmigt. Wir werden politisch und juristisch alle Hebel in Bewegung setzen, um das fossile Projekt zu stoppen."
Widerstand gegen das Rügener Terminal gibt es seit mehr als einem Jahr. Kritiker wie die DUH sprechen von nicht benötigten Überkapazitäten, Klimaschäden sowie Gefahren für Natur und Tourismus. Die Gasspeicher seien voll, ein Gasnotstand nicht zu erkennen - so der Vorwurf. Dennoch würden im Rahmen beschleunigter Genehmigungsverfahren Umwelt- und Naturschutz nicht ausreichend gewürdigt. Verbände sind wiederholt gegen das Projekt vor Gericht gezogen. Entsprechende Eilverfahren sind allerdings gescheitert.
Der Bund hatte den Aufbau der LNG-Importinfrastruktur in Form von Terminals an Nord- und Ostsee unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine forciert, um unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden. Schwimmende Terminals werden bereits auch im niedersächsischen Wilhelmshaven und in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein betrieben. Mit Stade in Niedersachsen soll demnächst ein weiterer Standort an den Start gehen.