Die Bundestagspräsidentin schlägt beim Gedenkakt an das Ende des Zweiten Weltkriegs einen weiten Bogen.
08.05.2025 - 13:12:17Klöckner: «Ungeheuerliches Ausmaß» deutscher Verbrechen. Am Ende erinnert sie an den Auftrag, der aus der Befreiung erwächst.
Beim Gedenken an den 8. Mai 1945 hat Bundestagspräsidentin Julia Klöckner an die oft vergessenen Opfer des von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkriegs erinnert. «Nahezu überall in Europa begingen die deutschen Besatzer Kriegsverbrechen», sagte die CDU-Politikerin im Bundestag.
Allein in Polen hätten die deutschen Besatzer Zehntausende Menschen verschleppt und ermordet. «Viel zu oft ist dieses Leid, das Polen angetan wurde, unerwähnt geblieben.» Auch im heutigen Belarus und in russischen Städten wie dem damaligen Leningrad hätten die deutschen Besatzer gewütet.
«Das ungeheuerliche Ausmaß der deutschen Verbrechen ist bis heute nicht allen bewusst», sagte Klöckner. «Oder schlimmer noch: Viele wollen sich damit gar nicht mehr beschäftigen. Dieser Tendenz entgegenzuwirken – auch dazu dient das Gedenken am 8. Mai.»
Frauen «häufig übersehene Opfer»
Der von Deutschland entfachte Krieg sei mit zerstörerischer Kraft zu seinen Verursachern zurückgekehrt, fügte die CDU-Politikerin hinzu. Opfer der heranrückenden Truppen seien insbesondere Frauen und Mädchen gewesen - auch sie «häufig übersehene Opfer jeden Krieges». Klöckner sagte: «Natürlich waren Frauen im Zweiten Weltkrieg nicht frei von Schuld. Aber gerade Frauen und Mädchen mussten viel Leid ertragen, sexuelle Übergriffe, in und nach dem Krieg.»
Die Bundestagspräsidentin zog eine Parallele zum russischen Krieg gegen die Ukraine. «Bucha, Irpin, Mariupol: Und wieder werden Mädchen und Frauen zu Opfern sexualisierter Gewalt, eingesetzt als Kriegswaffe.»
«Missbrauch der Geschichte»
In der Roten Armee hätten nicht nur Russen gekämpft, sondern auch Soldaten aus anderen Sowjetrepubliken, darunter die Ukraine. Mit Blick auf die geplante Siegesparade in Moskau kritisierte Klöckner, im Namen der Befreier von damals werde der Krieg heute gegen die Ukraine gerechtfertigt. «Was für ein Missbrauch der Geschichte», sagte Klöckner.
Lange hätten die Deutschen den Frieden für unantastbar gehalten, doch man müsse umdenken. Klöckner schloss ihre Rede mit den Worten, der 80. Jahrestag des Kriegsendes sei auch Auftrag: «Wer befreit wurde, ist verpflichtet zu verteidigen. Die Freiheit.»