Der Ukraine-Krieg hat Deutschland nach Berechnungen führender Wirtschaftsforscher bislang deutlich mehr als 200 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung gekostet.
21.02.2024 - 10:48:18Ökonomen: Ukraine-Krieg kostet Deutschland über 200 Milliarden Euro
Die Studie kommt auf volkswirtschaftliche Kosten von rund 240 Milliarden Euro seit dem ersten Quartal 2022, in dem der Krieg ausgebrochen war. "Während die Ausfälle im Jahr 2022 bei rund 100 Milliarden Euro liegen, stiegen sie im Jahr 2023 wieder auf gut 140 Milliarden an", heißt es in der unveröffentlichten IW-Studie, über die die "Rheinische Post" berichtet. Allerdings wirkten 2022 und 2023 auch die Folgen der Corona-Pandemie fort, sodass sich eine genaue Abgrenzung der Effekte des Ukraine-Kriegs nicht berechnen lasse, sagte IW-Forscher Michael Grömling. Für die Berechnungen stellte das Institut die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung einem kontrafaktischen Szenario ohne Ukraine-Krieg gegenüber. Rechne man die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der geopolitischen Entwicklungen (Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt) seit Anfang 2020 zusammen, ergebe sich ein Wachstumsverlust von insgesamt vier Prozent der Wirtschaftsleistung. Damit gingen Konsumausfälle "von gut 400 Milliarden Euro bezogen auf die Jahre 2020 bis 2023 einher", heißt es in der Studie. "Das entspricht gut 5,5 Prozent des Konsums in dieser Zeit und einer Konsumeinbuße je Einwohner von insgesamt rund 4.800 Euro", schreibt das IW. Die Kosten des Ukraine-Kriegs würden vor allem Menschen mit geringen Einkommen besonders hart treffen, "denn diese erfahren eine zwei- bis dreimal höhere Inflation als Menschen mit hohen Einkommen", warnte DIW-Chef Fratzscher. "Der deutsche Staat stützt vor allem die energieintensiven Unternehmen mit massiven Subventionen, Menschen mit geringen Einkommen müssen den Gürtel dagegen deutlich enger schnallen", sagte er. Der Ukraine-Krieg habe als Weckruf für die deutsche Politik und Wirtschaft gewirkt. "Er hat die verfehlte Energiepolitik und die viel zu langsame ökologische Transformation der vergangenen 15 Jahre schonungslos offengelegt. Der Ukraine-Krieg zwingt Unternehmen und Politik nun zu einer längst überfälligen Kehrtwende in der Industriepolitik und in der Energiepolitik", sagte der DIW-Chef.