Der Militärhistoriker Sönke Neitzel und der Generalleutnant a.
30.08.2024 - 18:14:07Militärexperten vermissen Zukunftsvision für Bundeswehr
Drohnen seien dabei aber nur der sichtbarste Teil des digitalen Kampfes. Ohne die Satelliten von Star Link würde in der ukrainischen Armee nichts mehr funktionieren - die Gefechtsstände nicht, die Kommunikation der Soldaten untereinander nicht und die punktgenauen Angriffe mit Raketen erst recht nicht, so Neitzel und Leidenberger. Die Ukraine konnte im Krieg der Digitalisierung bislang mithalten, weil sie sich auf die Zusammenarbeit mit westlichen Technologiefirmen abstützte, heißt es in dem Gastbeitrag. Hinzu seien die eigene Start-up- und Innovationskultur gekommen. Die Bundeswehr habe diese enorme technische Dynamik dagegen weitgehend verpasst. Um "kriegstüchtig" zu werden, fordern Neitzel und Leidenberger, heute CEO von BWI, einem IT-Dienstleister der Bundeswehr, müsse die Bundeswehr gemeinsam mit der Rüstungsindustrie vorausdenken. Notwendig sei ein enges und schnelles Zusammenwirken mit Rüstungsindustrie, Start-ups, relevanten Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, der Beschaffungsorganisation und vor allem den Nutzern, die auch mit einer gemeinsamen Softwareentwicklungsplattform verbunden sein sollten. Ohne deutlich mehr finanzielle Mittel werde sich eine neue Innovationsfähigkeit nicht erreichen lassen, fürchten die Militärexperten. Die Bundeswehr müsse es sich leisten können, nicht nur vorhandenes Gerät zu verbessern, sondern parallel deren Vernetzung voranzutreiben, moderne, weitreichende Präzisionsmunition sowie Drohnen aller Leistungsklassen einzuführen und darüber hinaus in Neuentwicklungen zu investieren. Schließlich habe Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zugesagt, dass Deutschland jeden Quadratkilometer des Baltikums verteidigen werde. "Man möchte ihm zurufen: Aber wie?", so Neitzel und Leidenberger.