Der Chef der internationalen Atomaufsichtsbehörde IAEA, Mario Grossi, hat die Situation am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine als "sehr fragil" bezeichnet.
03.09.2024 - 20:20:36IAEA-Chef: Lage am Atomkraftwerk Saporischschja 'sehr fragil'
Es könne jederzeit zu Lageveränderungen beispielsweise durch Drohnen-Einschläge kommen, sagte Grossi in Kiew vor seiner Abreise zu dem Kraftwerk.
Er wolle sich einen Eindruck von der Lage vor Ort verschaffen. Eines der Gesprächsthemen werde die Situation der immer wieder durch Beschuss beschädigten Stromversorgung für die Kühlungssysteme des Kraftwerks sein.
Russische Angriffe auf ukrainische Umspannwerke haben Grossi zufolge auch zu Spannungsschwankungen im Stromnetz geführt, die ein allgemeines Sicherheitsrisiko für die Kernkraftwerke in der Ukraine darstellen. Grossi kündigte an, dass IAEA-Fachleute die Umspannwerke unter die Lupe nehmen werden.
Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist mit einer Gesamtleistung von 6000 Megawatt das größte Atomkraftwerk Europas und steht nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine seit März 2022 unter Kontrolle Moskaus. Mehrere ukrainische Rückeroberungsversuche scheiterten. Zur Verminderung der radioaktiven Risiken sind alle sechs Blöcke heruntergefahren worden. Beobachter der IAEA sind seit September 2022 vor Ort.
Grossi sprach in Kiew unter anderem mit Präsident Wolodymyr Selenskyj. Dabei sei auch die Situation um das russische Atomkraftwerk Kursk diskutiert worden. Selenskyj habe zugestimmt, dass Atomkraftwerke in keinem Fall angegriffen werden dürfen, sagte Grossi.
Militärbeobachtern aus Kiew zufolge haben sich ukrainische Truppen bei ihrem Vorstoß in das russische Grenzgebiet Kursk dem gleichnamigen Atomkraftwerk bis auf gut 30 Kilometer genähert.