Angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat der britische Armeechef Patrick Sanders eine rasche und deutliche Erhöhung der Truppenstärke seines Landes gefordert.
24.01.2024 - 14:46:03Armeechef fordert deutliche Erhöhung der britischen Truppenstärke
"Innerhalb der nächsten drei Jahre muss es glaubwürdig sein, von einer britischen Armee von 120 000 Mann zu sprechen, die unsere Reserve und strategische Reserve einbezieht", sagte der scheidende Chef des Generalstabs am Mittwoch auf einer Tagung in London. "Aber das reicht nicht aus." Sanders deutete an, dass im Falle eines Krieges der Nato gegen Russland auch eine Mobilisierung der Zivilbevölkerung nötig wäre.
Großbritannien verfügt über eine Berufsarmee. Die Truppenstärke der British Army ist von 102 000 im Jahr 2006 auf mittlerweile 74 000 gesunken. Als Chef des Generalstabs ist Sanders nicht der militärische Oberbefehlshaber. Diesen Posten hat der Chef des Verteidigungsstabes inne, Admiral Tony Radakin. Die Regierung machte nach der Rede von Sanders deutlich, dass eine Rückkehr zur 1960 beendeten Wehrpflicht nicht geplant sei.
Das Militär müsse in der Lage sein, eine "Bürgerarmee" auszubilden und auszurüsten, sagte Sanders und verwies auf Wehrpflichtmodelle in Nord- und Osteuropa. "Die Ukraine hat brutal aufgezeigt, dass reguläre Armeen Kriege beginnen. Bürgerarmeen gewinnen sie." Es sei unerlässlich, die Gesellschaft bei Bedarf in einen Kriegszustand zu versetzen. Als "Vorkriegsgeneration" müsse sich Großbritannien darauf vorbereiten. Das sei ein "Unterfangen für die gesamte Nation", sagte Sanders, der seinen Posten im Juni räumen muss.
Verteidigungsminister Grant Shapps hatte kürzlich gewarnt, derzeit bewege man sich "von einer Nachkriegs- in eine Vorkriegswelt". Das britische Verteidigungssystem müsse dafür bereit sein.