BÖRSENLEXIKON ARTIKEL
Inflationsdifferenzen (inflation differences)
In Euroland Unterschiede im Verlauf des Harmonisierten Verbraucherpreis-Index (HVPI) in einzelnen Ländern. -Zuzuschreiben sind diese vor allem dem unterschiedlichen Gewicht einzelner Güter (etwa: Mineralölprodukte; Anteil des selbst genutzten Wohneigentums) in den Güterkörben der einzelnen Länder, Abweichungen in der Besteuerung (vor allem der Umsatzsteuer) und Regulierung (etwa im Telekommunikationsbereich) sowie einem Wachstumsfaktor, der bewirkt, dass Teilnehmer unter dem allgemeinen Wohlstandniveau der EU in einem Aufhol- Prozess zwar kräftige Produktivitätsfortschritte erzielen, die aber in der Regel über Lohnerhöhungen mit merklichen Preissteigerungen verbunden sind (weil die Lohnerhöhungen auch den Bereich der nicht-handelbaren Güter betrifft, ohne dass es dort zu entsprechenden Produktivitätsverbesserungen kommt: Balassa-Samuelson-Effekt). -In einem Währungsraum gewinnt ein Land, das wegen schwacher Nachfrage unterdurchschnittliche Teuerungsraten ausweist, gegenüber anderen Ländern an Wettbewerbsfähigkeit. Dadurch wird im Zeitverlauf in diesem Land die Nachfrage angekurbelt, in anderen Ländern vermindert und dadurch ein Ausgleich automatisch herbeigeführt. -Statistisch gesehen streuen die Inflationsdifferenzen im Euroraum in etwa gleicher Grössenordnung wie in den einzelnen Bundesstaaten der USA. Siehe Headline-Inflation, Inflation, Kerninflation, Eigenheimbesitz, Erhebung fachlicher Prognostiker. Realzinsargument, Teuerungsdruck, sektoraler, Wechselkurs-Effekt, realer. Vgl. Monatsbericht der EZB vom Juli 2001, S. 23 ff., Monatsbericht der EZB vom April 2003, S. 29 f., Jahresbericht 2003 der EZB, S. 46 ff. (ausführliche Begründung), Monatsbericht der EZB vom Mai 2005, S. 65 ff. (tiefgehende Erörterung), Monatsbericht der EZB vom Juli 2005, S. 66 (Problem der unterschiedlichen Güterkörbe), Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Juni 2006, S. 35 ff (Unterschiede erklärt; sprachlich teilweise unschön).