Zomato-Datenwende, Telefonnummern

Zomato-Datenwende: Telefonnummern für Restaurants freigegeben

22.11.2025 - 07:29:12

Indiens Lieferriese plant einen radikalen Kurswechsel. Was jahrelang Branchenstandard war, soll nun fallen: die Maskierung von Kundendaten. Während Zomato von “freiwilliger Zustimmung” spricht, warnen Politiker und Datenschützer vor einer Welle unerwünschter Werbeanrufe. Besonders brisant: Nur Tage zuvor bestätigte der US-Konkurrent DoorDash eine massive Datenpanne.

Über ein Jahrzehnt lang funktionierten Lieferplattformen wie abgeschottete Festungen. Restaurants erhielten Bestellungen, aber nie die Telefonnummern der Kunden – eine bewusste Barriere, um direkte Kontakte und damit das Umgehen der Plattform-Provisionen zu verhindern. Seit Donnerstag testet Zomato nun ein Feature, das diese Mauer einreißt.

“Kunden können freiwillig ihre Nummer für Marketing und Werbung teilen”, erklärte Aditya Mangla, CEO der Liefersparte, am Freitag via Social Media. Nichts geschehe automatisch oder heimlich, betonte er. Tatsächlich? Die Skepsis ist groß.

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Hinter der Kehrtwende steckt massiver Druck des indischen Restaurantverbands NRAI. Dessen Präsident Sagar Daryani beklagte seit Jahren die “Informationsasymmetrie” – Gastronomen wüssten nichts über ihre Stammkunden, während Zomato alle Daten hüte. Die neue Regelung sei ein “Durchbruch für direkte Kundenbeziehungen”.

Doch zu welchem Preis?

Politischer Aufschrei: “Die Büchse der Pandora”

Kaum war die Pilotphase bekannt, meldeten sich Parlamentarier zu Wort. Milind Deora warnte bereits am Dienstag auf X: “Das öffnet Tür und Tor für Datenmissbrauch und Spam-Flut – getarnt als besserer Service.”

Seine Kollegin Priyanka Chaturvedi legte nach: Viele Nutzer hätten der Plattform gerade deshalb vertraut, weil ihre Daten geschützt blieben. Was Zomato als Transparenz verkaufe, sei für Verbraucher ein klarer Vertrauensbruch.

Die Kritik trifft einen Nerv. Indien hat erst kürzlich die Digital Personal Data Protection Rules 2025 verabschiedet – verschärfte Vorgaben für Datenverarbeitung und Einwilligungspflichten. Aufsichtsbehörden prüfen bereits, ob Zomatos “Opt-in” wirklich freiwillig ist oder durch geschickte Interface-Tricks (sogenannte “Dark Patterns”) erzwungen wird.

Ein zentrales Problem: Consent Fatigue. Nutzer klicken heute reflexartig auf “Akzeptieren”, ohne Bedingungen zu lesen. Ist eine formal erteilte Zustimmung unter solchen Umständen überhaupt gültig?

DoorDash-Debakel verschärft die Lage

Als wäre der Zeitpunkt nicht ungünstig genug, bestätigte DoorDash am 14. November einen Cyberangriff auf einen Drittanbieter. Durch sogenanntes Social Engineering – Manipulation von Mitarbeitern – verschafften sich Unbekannte Zugang zu internen Systemen.

Betroffen: Namen, Telefonnummern, E-Mail-Adressen und Lieferorte von Kunden, Fahrern und Restaurants. Zwar seien keine Zahlungsdaten abgeflossen, doch die Botschaft ist klar: Selbst Branchenriesen können sensible Informationen nicht sicher verwahren.

Die Parallele zu Zomato ist frappierend. Während DoorDash mit den Folgen eines Datenlecks kämpft, plant Zomato, genau solche Informationen systematisch an Tausende Restaurants zu verteilen. Was passiert, wenn ein kleines Lokal ohne IT-Abteilung zur Schwachstelle wird?

Datenweitergabe ist Risikostreuung“, warnt ein Sicherheitsexperte aus Mumbai. “Die Plattform verliert jede Kontrolle darüber, wie ein Restaurant die Nummern speichert, schützt – oder weiterverkauft.”

Das Honeypot-Dilemma

Ironischerweise war die bisherige “Datenmonopolisierung” auch ein Sicherheitsfeature. Ein zentraler Speicherort bedeutet: ein Punkt, den es zu verteidigen gilt. Zomatos neue Strategie dezentralisiert die Verantwortung – und damit das Risiko.

Hinzu kommt: Die Competition Commission of India (CCI) untersucht derzeit die Marktmacht von Zomato und Swiggy. Kritiker vermuten, die Datenweitergabe sei ein taktisches Zugeständnis an Restaurantpartner, um kartellrechtlichen Druck zu mindern. Verbraucherdaten als Verhandlungsmasse?

Konkurrent Swiggy hält sich bislang bedeckt, soll laut Branchenquellen aber ähnliche Gespräche führen. Sollte Zomato erfolgreich sein, könnte ein neuer Industriestandard entstehen: Daten gegen Rabatte.

Was Nutzer jetzt wissen müssen

Verbraucher sollten in den kommenden Wochen mit neuen Consent-Abfragen rechnen. Sicherheitsexperten raten zur Vorsicht: “Behandeln Sie Ihre Telefonnummer wie ein Passwort. Teilen Sie sie nur, wenn unbedingt nötig.”

Denn einmal erteilt, lässt sich eine Einwilligung oft nur schwer zurückziehen – rechtlich vielleicht möglich, praktisch aber kompliziert. Wer seine Nummer einmal an 20 Restaurants weitergegeben hat, kann nicht mehr nachvollziehen, wer sie wann nutzt.

Die entscheidende Frage wird sein: Wie viele Kunden willigen tatsächlich ein? Falls Zomato mit Treuepunkten oder Rabatten lockt, könnte die Akzeptanz hoch ausfallen. Bleibt das Feature unattraktiv, wird es still begraben.

Für die Lieferbranche steht fest: 2025 wird zum Wendejahr in Sachen Datenschutz. Die DoorDash-Panne zeigt, was schiefgehen kann. Zomatos Experiment testet, was Verbraucher bereit sind hinzunehmen. Das Ergebnis könnte die Spielregeln für die gesamte Branche neu schreiben – zum Guten oder Schlechten.

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