Zoll-Dividende: USA planen 2.000-Dollar-Schecks für Bürger
26.11.2025 - 13:19:12Die US-Regierung unter Donald Trump verschärft ihre Handelsstrategie radikal. Während Washington plant, Zolleinnahmen direkt an Bürger auszuzahlen, zeigen sich erste Reaktionen in Peking und Brüssel. Der globale Handelsstreit erreicht eine neue Eskalationsstufe – mit unmittelbaren Folgen für Verbraucher und Unternehmen.
Handelsminister Howard Lutnick bestätigte am Montag in einem Fernsehinterview das außergewöhnliche Vorhaben: Bis zu 2.000 Dollar sollen amerikanische Haushalte aus den massiv gestiegenen Zolleinnahmen erhalten. Die Einmalzahlung richtet sich primär an Gering- und Mittelverdiener mit einem Jahreseinkommen unter 100.000 Dollar. Trump stellte eine Auszahlung bis Mitte 2026 in Aussicht – sofern der Kongress zustimmt.
“Der Präsident möchte sicherstellen, dass die Amerikaner verstehen, dass dies ihre Politik ist”, erklärte Lutnick. Die Ankündigung folgt auf die drastische Zollerhöhung vom Februar 2025, die die Importsteuern auf zahlreiche Waren in die Höhe trieb.
Doch die Rechnung könnte nicht aufgehen. Senator Ron Johnson warnte bereits öffentlich vor dem Geschenk an die Wähler: Bei einem Haushaltsdefizit von fast zwei Billionen Dollar seien Barzahlungen unverantwortlich. “Wenn wir Einnahmen durch Zölle erzielen, sollten diese zur Reduzierung des Defizits verwendet werden”, mahnte der Republikaner aus Wisconsin.
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Kritiker sehen in dem Plan eine Milchmädchenrechnung. Die Zölle werden letztlich von US-Importeuren gezahlt – und damit über höhere Preise an die Konsumenten weitergegeben. Die Regierung würde also mit einer Hand Geld nehmen und mit der anderen einen Teil zurückgeben. Kann das langfristig funktionieren?
Peking lenkt ein: Soja-Käufe als Friedensangebot
Während in Washington über die Verteilung der Einnahmen gestritten wird, zeigt der Druck auf China erste Wirkung. Nach einem Telefonat zwischen Trump und Staatschef Xi Jinping haben staatliche chinesische Importeure überraschend wieder US-Sojabohnen gekauft.
Händler bestätigten am Dienstag den Kauf von mindestens zehn Schiffsladungen im Wert von rund 300 Millionen Euro. Das Signal aus Peking: Man will den fragilen Waffenstillstand im Handelskrieg nicht gefährden. Im Oktober hatten sich beide Seiten auf eine vorläufige Entspannung geeinigt – die USA senkten einige “Fentanyl-Zölle”, China versprach Kooperation bei Seltenen Erden.
Die aktuellen Soja-Käufe sind bemerkenswert, denn US-Ware ist derzeit teurer als brasilianische Konkurrenzprodukte. Peking nimmt also bewusst höhere Kosten in Kauf, um Washington zu besänftigen.
Brüssel im Visier: Stahlzölle gegen Digitalgesetze
Weniger entspannt zeigt sich die Lage im Verhältnis zur Europäischen Union. Handelsminister Lutnick verknüpfte bei seinem Besuch in Brüssel am Montag und Dienstag erstmals die Stahl-Zollfrage mit den europäischen Digitalgesetzen – insbesondere dem Digital Markets Act (DMA).
Die Botschaft aus Washington: Nur wenn die EU ihre strengen Tech-Regeln zugunsten amerikanischer Konzerne wie Google, Apple und Meta aufweicht, könnten die 15-prozentigen Zölle auf Stahl und Aluminium fallen. “Wenn die EU einen ausgewogenen Ansatz für ihre digitalen Regeln findet, können wir über Stahl reden”, ließ sich Lutnick zitieren.
EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič reagierte umgehend: Europäische Gesetzgebung sei keine Verhandlungsmasse für Zollfragen. Diese neue Front droht, die ohnehin angespannten transatlantischen Beziehungen weiter zu belasten. Für deutsche Stahlhersteller wie ThyssenKrupp oder Salzgitter bleibt die Situation angespannt.
Handelsdefizit sinkt – vorerst
Die neuen Zahlen des US-Handelsministeriums zeigen ein gemischtes Bild. Das amerikanische Handelsdefizit sank im August um beachtliche 24 Prozent auf 59,6 Milliarden Dollar. Ein Erfolg für Trumps Strategie?
Auf Jahressicht liegt das Defizit jedoch weiterhin deutlich über dem Vorjahresniveau. Die aggressive Zollpolitik liefert zwar kurzfristige Schlagzeilen, die langfristigen Auswirkungen auf globale Lieferketten bleiben ungewiss. Ökonomen warnen vor Retorsionsmaßnahmen, die amerikanische Exporteure treffen könnten.
Drei Szenarien für die kommenden Wochen
Die Entwicklung bleibt unberechenbar. Erstens: Der Kongress muss über den Zoll-Scheck-Plan entscheiden. Ohne Zustimmung bleibt die 2.000-Dollar-Ankündigung ein leeres Versprechen. Die Abstimmung dürfte kontrovers werden.
Zweitens: Beobachter erwarten, dass China weitere Agrarkäufe tätigt, um einer erneuten Eskalation zuvorzukommen. Die Soja-Bestellungen könnten erst der Anfang sein. Wird Peking auch bei anderen Produkten nachgeben?
Drittens: Brüssel steht vor einer grundsätzlichen Entscheidung. Bleibt man bei den strengen Digitalgesetzen und nimmt dafür hohe Stahlzölle in Kauf? Oder öffnet man die Tür für Verhandlungen? Eine schnelle Einigung ist nicht in Sicht – zu unterschiedlich sind die Positionen bei Datenschutz und Marktregulierung.
Für Unternehmen im internationalen Handel bedeutet das vor allem eins: maximale Unsicherheit. Die Zeiten berechenbarer Handelsbeziehungen scheinen vorerst vorbei.
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