Zoho One: Kriegserklärung an Microsoft und Google
02.12.2025 - 04:50:12Zoho bringt sein “ZO25”-Update nach Asien – und stellt damit die Spielregeln im Markt für Business-Software grundlegend in Frage. Für umgerechnet 35 Euro pro Nutzer und Monat liefert das indische Unternehmen, was Microsoft und Google nur in teuren Premium-Paketen bieten: eine vollständig integrierte Plattform mit KI-Unterstützung. Kann dieser Frontalangriff gelingen?
Der Rollout im asiatisch-pazifischen Raum am heutigen Dienstag markiert die nächste Stufe nach der globalen Ankündigung Mitte November. Über 75.000 Firmenkunden weltweit nutzen bereits Zoho One – eine Suite aus mehr als 50 Anwendungen, die nun radikal neugedacht wurde. Das Versprechen: Schluss mit dem Chaos unzähliger Apps, stattdessen ein durchgängiges Betriebssystem für Unternehmen.
“Unsere Kunden lizenzieren keine Apps. Sie lizenzieren Seelenfrieden”, erklärt Gibu Mathew, Vizepräsident für Asien-Pazifik. Eine gewagte These in einer Branche, die bisher auf das Prinzip “Best-of-Breed” setzte – also die Kombination verschiedener Spezialanwendungen.
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Das auffälligste Merkmal von ZO25 ist die Abkehr vom traditionellen App-Launcher. Stattdessen organisiert Zoho die Arbeit in drei Spaces:
Persönlicher Raum: Hier landen individuelle Aufgaben, Notizen und private Projekte – quasi der digitale Schreibtisch.
Organisations-Raum: Unternehmensweite Mitteilungen, HR-Richtlinien und das Mitarbeiterverzeichnis sind zentral zugänglich.
Funktionsräume: Maßgeschneiderte Umgebungen für Vertrieb, Marketing oder Finanzen bündeln die relevanten Apps und Dashboards.
Die Idee dahinter: Produktivitätsverluste durch ständiges Hin- und Herspringen zwischen Anwendungen minimieren. Während SAP und Salesforce ähnliche Ansätze verfolgen, geht Zoho einen Schritt weiter – die Umgebung passt sich dem Kontext an, statt den Nutzer zur Anpassung zu zwingen.
KI wird erwachsen: Zia Hubs durchsucht das digitale Gedächtnis
Zohos KI-Assistentin Zia entwickelt sich vom passiven Hilfswerkzeug zur proaktiven Intelligenzschicht über der gesamten Plattform. Das Herzstück: Zia Hubs.
Diese zentrale Content-Intelligenz durchforstet unstrukturierte Daten im gesamten digitalen Fußabdruck eines Unternehmens – Dokumente, Chats, E-Mails. Ein Mitarbeiter kann fragen: “Wie lautet unsere Homeoffice-Regelung?” Zia liefert die präzise Passage aus dem HR-Handbuch, das in Zoho WorkDrive liegt.
Dazu kommt Vani, ein neues Tool für visuelle Zusammenarbeit. Teams können auf unendlichen Leinwänden brainstormen, mit intelligenter Formenerkennung und Echtzeit-Diagrammen – direkt verzahnt mit Zohos Kommunikationswerkzeugen.
Die Konkurrenz schläft nicht: Microsoft integriert Copilot tief in seine Office-Suite, Google pusht Duet AI. Doch beide verlangen saftige Aufpreise für KI-Features. Zoho inkludiert sie zum Basispreis.
Warnung vor autonomer KI: Der CEO schlägt Alarm
Ausgerechnet während des APAC-Launches wurde CEO Sridhar Vembu zum Mahner in Sachen KI-Risiken. Ende November teilte er auf Social Media eine brisante Anekdote: Bei einem Pitch mit einem externen Startup plauderte dessen KI-Agent versehentlich vertrauliche Details über eine geplante Übernahme aus.
“Genau diese neue Art von Chaos bringt KI in die Geschäftskommunikation”, kommentierte Vembu. Seine Schlussfolgerung: Zoho setzt auf “Human-in-the-Loop”-KI – der Mensch behält die Kontrolle, statt vollautonomen Agenten freie Hand zu lassen.
Diese Philosophie spiegelt sich in ZO25 wider. Während andere Anbieter mit autonomen KI-Agenten experimentieren, die eigenständig E-Mails verschicken oder Termine vereinbaren, hält Zoho die Zügel straffer. Angesichts zunehmender Datenschutzbedenken könnte das zum Wettbewerbsvorteil werden.
Sicherheit: Schatten-IT den Kampf ansagen
Das Update bringt zwei Features, die IT-Administratoren aufatmen lassen:
Unified Integrations: Ein Dashboard zeigt alle aktiven Verbindungen zwischen Zoho-Apps und Drittdiensten. Schluss mit unkontrollierten Schnittstellen, durch die Daten abfließen können.
Smart Offboarding: Verlässt ein Mitarbeiter das Unternehmen, automatisiert Zoho den Abgang. Datenbesitz übertragen, Zugriffe entziehen, E-Mails archivieren – über alle 50+ Apps hinweg in einem Workflow. Eine Sicherheitslücke, die in deutschen Mittelständlern oft sträflich vernachlässigt wird.
Preis als Waffe: 35 Euro gegen Redmonder Giganten
Zoho hält den Preis bei 37 Dollar (rund 35 Euro) pro Nutzer und Monat – und das für die gesamte Suite. Microsoft 365 Business Premium kostet ähnlich, doch für fortgeschrittene Analyse- und Sicherheitsfeatures werden teure Add-ons fällig. Google Workspace hat das gleiche Problem.
Für den wachsenden südostasiatischen Markt ist das Timing perfekt. Unternehmen in Singapur, Indonesien und Vietnam digitalisieren rasant – und suchen nach kostengünstigen Gesamtlösungen statt teuren Einzelkomponenten.
Branchenanalysten bewerten das “Spaces”-Konzept als potenziellen neuen Standard für SaaS-Oberflächen. Die Abkehr vom “App-Store”-Modell hin zu arbeitszentrierten Umgebungen könnte Schule machen. Allerdings: Zoho muss Unternehmen überzeugen, die Flexibilität spezialisierter Best-of-Breed-Lösungen gegen die Effizienz eines vorintegrierten Ökosystems zu tauschen.
Was kommt als Nächstes?
Zoho kündigt weitere KI-Fähigkeiten an, speziell Zia Agents, die unter menschlicher Aufsicht mehrstufige Aufgaben erledigen können. Der Rollout läuft durch 2025.
Parallel investiert das Unternehmen in eigene Large Language Models, trainiert speziell für geschäftliche Kontexte. Das Ziel: Datenschutz gewährleisten, ohne auf externe KI-Anbieter wie OpenAI angewiesen zu sein. Ein Ansatz, der bei deutschen Datenschutzbeauftragten auf offene Ohren stoßen dürfte.
Bleibt die Frage: Wird das reichen, um den etablierten Tech-Riesen ernsthaft Marktanteile abzujagen? Oder bleibt Zoho der Geheimtipp für preisbewusste Mittelständler? Die Antwort wird der asiatisch-pazifische Raum liefern – einer der dynamischsten Märkte für Unternehmenssoftware weltweit.
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