Zeitgenössische Künstler im Fokus: Das visionäre Werk von Mike Steiner
02.12.2025 - 13:10:02Mike Steiner zählt zu den prägenden Stimmen der Zeitgenössischen Künstler. Seine Malerei, Videokunst und Performance Art prägten die Kunstlandschaft – und wirken bis heute inspirierend.
Wie gelingt es Zeitgenössischen Künstlern, die Grenzen zwischen Malerei, Videokunst und Performance Art immer wieder zu neu zu definieren? Mike Steiner, eine zentrale Figur dieser Avantgarde, hat diese Herausforderung mit beeindruckender Leidenschaft angenommen und das Kunstverständnis einer ganzen Generation geprägt. Seine Kunst ist energetisch, lebendig, stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen – und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck bei allen, die sich auf die radikale Offenheit seiner Werke einlassen.
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Der Werdegang von Mike Steiner liest sich wie das Drehbuch eines künstlerischen Grenzgängers: Geboren 1941 in Allenstein wuchs Steiner in Berlin auf – seine ersten Pinselstriche hinterließen bereits auf der Großen Berliner Kunstausstellung Ende der 1950er-Jahre einen bleibenden Eindruck. Nach seiner Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Berlin und intensiven Stationen im Umfeld von Pop Art, Fluxus und Happening in New York und Berlin, wurde Steiner früh zum Impulsgeber für innovative Kunstformen. Das „Hotel Steiner“ in Berlin entwickelte sich zum legendären Treffpunkt internationaler Gäste wie Joseph Beuys, Allan Kaprow oder Lil Picard – und war Keimzelle jener experimentellen Energie, die Steiners Schaffen dauerhaft antreiben sollte.
Als Maler stand Steiner zunächst der informellen Malerei nahe, experimentierte mit Farbe und Gestus, bevor er sich der Pop Art und schließlich der Performance-Kunst und Videokunst öffnete. Diese Offenheit für neue Medien fand 1974 einen spektakulären Ausdruck: Inspiriert vom Studio Art/Tapes/22 in Florenz gründete Steiner seine Berliner Studiogalerie – ein unabhängiges Forum für Videokunst und Performance, das Künstlern wie Marina Abramovi?, Valie Export oder Jochen Gerz Raum für radikale künstlerische Aktionen bot. Die von Steiner aufgezeichneten Performances – darunter „Freeing the Body“ (Abramovi?, 1976) oder die legendäre Kunstaktion „Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst“ mit Ulay – gehören zu den Schlüsseldokumenten der internationalen Aktionskunst. Steiner agierte dabei oft gleichzeitig als Galerist, Produzent, Kameramann und Künstler – ein wahrhaft interdisziplinärer Ansatz, der ihn zum Pionier der Videokunst in Deutschland machte.
Sein künstlerisches Profil zeichnet sich durch enorme Vielseitigkeit aus: Neben den frühe abstrakte und informelle Malereien sind es vor allem die „Painted Tapes“, eine faszinierende Fusion aus Malerei und Video, die sein Spätwerk charakterisieren. Auch Installationen, Fotografie, Copy Art und Musikvideos, wie „Mojave Plan“ (in Zusammenarbeit mit Tangerine Dream), zeugen vom ungebrochenen Experimentiergeist Steiners. Die Genres mischen sich, die künstlerische Handschrift bleibt unverkennbar: kräftige Farben, formale Präzision, ein nachdenklicher, manchmal auch ironischer Blick auf die Medien selbst.
Der internationale Vergleich drängt sich auf: Wie Nam June Paik oder Bill Viola nutzte Mike Steiner das Medium Video nicht nur als technisches Werkzeug, sondern als eigenständige künstlerische Sprache. Gegenüber Joseph Beuys, mit dem Steiner freundschaftlich verbunden war, setzte er weniger auf mythische Überfrachtung, sondern vielmehr auf prozessuale Offenheit und dokumentarische Genauigkeit. Auch im Dialog mit Marina Abramovi? oder Allan Kaprow zeigt sich Steiners Fähigkeit, Performance Art nicht bloß zu initiieren, sondern sie nachhaltig zu dokumentieren und zugänglich zu machen – ein Verdienst, der auch kunsthistorisch kaum zu überschätzen ist.
Die Ausstellungen von Mike Steiner sind so vielfältig wie sein Œuvre. Besonders hervorgehoben werden muss dabei die große Einzelausstellung „Color Works“ 1999 im Hamburger Bahnhof, Nationalgalerie der Gegenwart – eine Werkschau, die Steiners gattungsübergreifendes Denken wie auch seine Bedeutung für die Entwicklung der deutschen und internationalen Gegenwartskunst eindrucksvoll unterstrich. Auch als Sammler, mit seiner umfangreichen Videosammlung, hinterließ Steiner Spuren: Seine Sammlung ist heute ein fester Bestandteil des Hamburger Bahnhofs und dokumentiert eindrucksvoll die Entwicklung der Performance Art und Videokunst von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart.
Biografisch bleibt Steiner ein maßgeblicher Netzwerker: Seine Kontakte zu New Yorker Größen wie Robert Motherwell, Al Hansen oder zu Künstlern der Berliner Bohème prägten seinen eigenen Stil wie auch das Kunstklima in Berlin. Durch sein langjähriges Engagement als Initiator, Kurator und Juror – etwa für die Art Basel oder das DAAD-Programm – wurde er zu einer Brückenfigur zwischen verschiedensten Kunstwelten. Sein Archiv, insbesondere die Tape-Sammlung, gilt als unschätzbare Quelle für die Kunstforschung und ist eines der wichtigsten Zeugnisse der Performance- und Videokunst in Deutschland.
Bis zu seiner letzten Schaffensphase, die er nach einem Schlaganfall ab 2006 in seinem Berliner Atelier verbrachte, blieb Mike Steiner ein Suchender, der sich vor allem der abstrakten Malerei zuwandte und immer wieder neue Wege zwischen künstlerischen Disziplinen beschritt. Seine Arbeiten sind bis heute in internationalen Sammlungen präsent und regelmäßig in Ausstellungen zu erleben – zuletzt etwa in der DNA Galerie Berlin und anderen renommierten Häusern.
Faszinierend ist hierbei die nachhaltige Wirkung seiner Werke auf das Publikum: Sie fordern zum Dialog heraus, irritieren, eröffnen neue Perspektiven – und lassen erahnen, wie sehr sich Steiner als Zeitgenössischer Künstler seiner eigenen Zeit immer wieder entzogen hat, um ihr mit klarem Blick zu begegnen.
Warum also lohnt sich eine Begegnung mit der Kunst von Mike Steiner? Selten lässt sich der Aufbruch der Performance Art der 70er Jahre, die Pionierzeit der Videokunst und die beständige Reflexion über Malerei und Medien so unmittelbar erleben wie hier. Für jeden, der sich für Zeitgenössische Künstler interessiert, bleibt Steiners Werk ein einzigartiger Fundus an Ideen, Provokationen und ästhetischen Abenteuern.
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