Wohnungsnot, Baukosten

Wohnungsnot in Österreich: Baukosten explodieren, Fertigstellungen brechen ein

03.10.2025 - 21:27:02

Österreichs Wohnungsmarkt steckt in einer tiefen Krise: Baubewilligungen sind um über 50 Prozent eingebrochen, während gleichzeitig strengere EU-Klimavorgaben und hohe Baukosten den Markt belasten.

Die österreichische Wohnungskrise erreicht dramatische Ausmaße. Eine toxische Mischung aus explodierenden Baukosten, strengen EU-Klimavorgaben und einem Mangel an mobilisiertem Bauland lässt die Fertigstellungszahlen einbrechen. Die Preise für Wohnraum schießen weiter in die Höhe.

Die aktuellen Zahlen zeichnen ein düsteres Bild: Statt der benötigten 70.000 neuen Wohnungen entstehen künftig nur noch 25.000. Politik und Bauwirtschaft stehen vor enormen Herausforderungen.

Bautätigkeit im freien Fall: Von 72.500 auf 32.100 Bewilligungen

Die österreichische Bauwirtschaft steckt in einer tiefen Krise. Der Baukostenindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau kletterte allein im August um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig bricht die Bautätigkeit dramatisch ein.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Baubewilligungen für neue Gebäude stürzten von 72.500 im Jahr 2017 auf nur noch 32.100 im Jahr 2024 ab. WKO-Experten und das Beratungsunternehmen Exploreal prognostizieren für 2025 gerade einmal 25.000 bis 26.000 neu fertiggestellte Wohnungen.

Dieser Einbruch verschärft den bereits bestehenden Mangel an leistbarem Wohnraum erheblich. Die Kaufpreise für Wohnimmobilien kannten trotz der Bauflaute nur eine Richtung: nach oben. Im ersten Halbjahr 2025 stiegen sie laut Statistik Austria um durchschnittlich 2,8 Prozent.

EU-Sanierungszwang belastet Eigentümer massiv

Zusätzlichen Druck erzeugt die überarbeitete EU-Gebäuderichtlinie, Teil des „Green Deal“. Österreich muss sie bis Mai 2026 in nationales Recht umsetzen. Die Vorgaben sind ambitioniert: Der durchschnittliche Primärenergieverbrauch von Wohngebäuden muss bis 2030 um mindestens 16 Prozent sinken, bis 2035 um 20 bis 22 Prozent.

Was klimapolitisch sinnvoll erscheint, wird für viele Eigentümer zur finanziellen Belastungsprobe. Besitzer von älteren Gebäuden der Energieeffizienzklassen F oder G stehen vor potenziell untragbaren Sanierungskosten. Heizungstausch, Dämmung, Fenstertausch – die Kosten können schnell fünf- oder sechsstellige Beträge erreichen.

Diese zusätzlichen Kosten schmälern die Rentabilität von Sanierungsprojekten weiter. Dringend benötigte Modernisierungen werden aufgeschoben, was die Qualität des Wohnungsbestands langfristig gefährdet.

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Bauland-Paradox: 38 Prozent der Flächen bleiben ungenutzt

Während der Wohnraumbedarf explodiert, liegt ein riesiges Potenzial brach: gewidmetes, aber unbebautes Bauland. Diese „Baulandhortung“ treibt die Bodenpreise nach oben und blockiert neue Projekte.

Im Burgenland bleiben rund 38 Prozent des gewidmeten Baulandes ungenutzt. Eigentümer spekulieren auf weitere Wertsteigerungen oder entwickeln aus anderen Gründen nicht. Gemeinden stehen diesem Trend oft machtlos gegenüber, da rechtliche Instrumente zur Mobilisierung begrenzt sind.

Experten fordern seit langem eine effektive Baulandmobilisierungsabgabe, wie sie das Burgenland bereits eingeführt hat. Ohne die Aktivierung dieser „schlafenden“ Flächen wird es kaum möglich sein, den Wohnungsbedarf zu decken.

Mietpreisbremse kommt: Investoren warnen vor Neubau-Stopp

Die Bundesregierung reagierte im September mit einem umfassenden „Mietpaket“. Ab 2026 gilt eine Mietpreisbremse auch für den bisher unregulierten Markt. Bei einer Inflation von über drei Prozent darf nur die Hälfte des übersteigenden Teils an Mieter weitergegeben werden.

Während dies kurzfristig Mieter entlasten soll, warnen Branchenvertreter vor den Folgen. Eine strikte Regulierung könnte private Investoren abschrecken und die ohnehin geringe Bautätigkeit weiter drosseln.

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Die Bauwirtschaft fordert einen Abbau bürokratischer Hürden, beschleunigte Genehmigungsverfahren und gezielte Förderung für leistbaren Wohnbau. Ob dies gelingt, entscheidet über die Zukunft des österreichischen Wohnungsmarktes.

Die Balance zwischen Klimaschutz, Eigentümerschutz und der Schaffung neuen Wohnraums wird zur zentralen Herausforderung. Ohne Trendwende droht eine weitere Verschärfung der Wohnungsnot – und der Traum vom leistbaren Wohnen könnte für viele Österreicher endgültig platzen.

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