Wirtschaftskammer, Grüne

Wirtschaftskammer: Grüne fordern Auflösung der Milliarden-Rücklagen

22.11.2025 - 03:09:11

Die Wirtschaftskammer Österreich sitzt auf über zwei Milliarden Euro. Während tausende Betriebe mit Rezession und Energiekosten kämpfen, verschärft die Grüne Wirtschaft ihre Kritik: Die Rücklagen müssen runter, die Beiträge sinken. Doch wie viel Geld ist wirklich frei verfügbar?

Nur eine Woche nach Harald Mahrers spektakulärem Rücktritt eröffnet sich eine neue Front. Die Führungskrise der WKO trifft nun auf eine Finanzdebatte, die das System der Pflichtmitgliedschaft ins Mark trifft. Die Frage: Warum bunkert die Kammer Milliarden, während ihre Mitglieder ums Überleben kämpfen?

Die Zahlen sind brisant. Zum Jahresende 2024 beliefen sich die Rücklagen der Wirtschaftskammer und ihrer Fachorganisationen auf exakt 2.052.140.055,73 Euro. Ein historischer Höchststand, den Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft, am Freitag präsentierte.

„Die Kammer bunkert Milliarden, während die Unternehmen ums Überleben kämpfen”, kritisierte Jungwirth scharf. Die WKO wehrt sich: Rund zwei Drittel seien gebunden – in Immobilien, WIFIs und langfristigen Veranlagungen.

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Die Grünen halten das für ein Täuschungsmanöver. Ihre Berechnung: Mindestens 1,3 Milliarden Euro sind frei verfügbar. Diese Diskrepanz sorgt für Unmut. Kritiker werfen der ÖVP-dominierten Führung vor, die Reserven kleinzurechnen, um Forderungen nach Beitragssenkungen abzuwehren.

Pro Mitglied liegen derzeit rund 2.880 Euro auf der hohen Kante. Zum Vergleich: Bei der Arbeiterkammer sind es nur 138 Euro pro Kopf.

Gehalts-Affäre trifft auf Führungsvakuum

Der Zeitpunkt könnte kaum ungünstiger sein. Harald Mahrer legte vergangene Woche sein Amt nieder – als direkte Konsequenz der Enthüllungen über automatische Gehaltserhöhungen für Spitzenfunktionäre von über 4 Prozent. Die Optik ist verheerend: Die Führung genehmigt sich Erhöhungen, während die Rücklagen auf Rekordniveau wachsen.

„Der Rücktritt sollte die Wogen glätten, doch die strukturellen Probleme bleiben”, analysiert ein Insider gegenüber dem Profil. Elisabeth Götze, Wirtschaftssprecherin der Grünen im Nationalrat, sieht ein verselbstständigtes System: „Es geht um intransparente Finanzen und eine Führung, die den Bezug zur Basis verloren hat.”

Die Grünen nutzen das Machtvakuum, um ihre langjährigen Transparenzforderungen mit neuem Nachdruck vorzubringen.

Die Schere zwischen Kammer und Wirtschaft

Besonders brisant: Die Rücklagen stiegen seit 2019 um 18,9 Prozent. Im selben Zeitraum wuchs die österreichische Wirtschaftsleistung real nur um 1,95 Prozent.

Diese Schere verdeutlicht die Problematik des Pflichtmitgliedschafts-Modells. Die Einnahmen sprudeln dank der an Lohnsumme und andere Faktoren gekoppelten Umlagen auch dann, wenn die Ertragslage der Unternehmen stagniert. Die Insolvenzzahlen steigen tendenziell – was die Sensibilität für Kammerbeiträge erhöht.

Dass die WKO trotz operativer Verluste in einigen Landeskammern ihre Rücklagen weiter ausbauen konnte, ist für viele Unternehmer nicht nachvollziehbar.

Transparenz-Initiative setzt Kammer unter Druck

Die von der Grünen Wirtschaft initiierte Plattform „Wirtschaftskammer glasklar” macht Rechnungsabschlüsse öffentlich zugänglich. Der Druck auf die offizielle Kammerführung wächst, die eigene Informationspolitik zu überdenken.

Die Strategie der WKO, auf ihre Leistungen zu verweisen – von Lehrlingsausbildung bis Exportförderung – verfängt kaum noch. Der Ruf nach der „Gläsernen Kammer” wird lauter. Jeder Euro soll detailliert und nachvollziehbar offengelegt werden.

Was kommt jetzt?

Die Nachfolge Mahrers muss geregelt werden. Wer auch immer das Amt übernimmt, wird sofort mit der Forderung nach einer „Rücklagen-Milliarde” für die Mitglieder konfrontiert sein.

Wahrscheinlich versucht die Interimsführung, mit temporären Gebührenaussetzungen oder Investitionspaketen Druck aus dem Kessel zu nehmen. Doch die Opposition hat Blut gelackt. Sollte die WKO nicht glaubhaft darlegen können, warum zwei Milliarden Euro als Reserve notwendig sind, könnte die Diskussion um die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft neue Nahrung erhalten.

Die Wirtschaftskammer steht am Scheideweg: Reformen oder Konfrontation? In einer global fragilen Wirtschaftslage braucht Österreich eine starke Interessenvertretung – aber eine, die ihre Mittel transparent zum Wohle ihrer Mitglieder einsetzt, anstatt sie zu horten.

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