Standort-Kollaps, Bürokratie

Wirtschaft warnt vor Standort-Kollaps: Bürokratie erstickt deutsche Unternehmen

19.10.2025 - 17:19:02

72 Prozent der Großunternehmen planen keine neuen Standorte in Deutschland. Übermäßige Regulierung und fehlende Wertschätzung belasten Unternehmen mit Milliardenkosten und bremsen Innovationen.

Deutsche Unternehmen schlagen Alarm: Überbordende Bürokratie und fehlende Wertschätzung für unternehmerische Leistung gefährden den Wirtschaftsstandort Deutschland massiv. Führende Verbände fordern einen radikalen Kurswechsel – die bisherigen Reformen seien nur “Tropfen auf den heißen Stein”.

Aktuelle Umfragen belegen die Dramatik: 72 Prozent der Großunternehmen wollen unter den aktuellen Bedingungen keine neuen Standorte in Deutschland eröffnen. Als Hauptgrund nennen sie die ausufernde Bürokratie.

Regelungsflut kostet Milliarden und lähmt Innovationen

Die konkreten Belastungen treffen besonders den Mittelstand hart. Eine Flut aus Berichts-, Dokumentations- und Statistikpflichten bindet Ressourcen, die für Produktentwicklung und Markterschließung fehlen.

Aktuelle Kostentreiber sind:
* Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
* EU-Verpackungsverordnung
* Energieeffizienzgesetz
* EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung – allein 500 Millionen Euro jährlich

Besonders perfide: Große Konzerne geben die Berichtspflichten an kleinere Zulieferer weiter, die oft nicht die nötigen Kapazitäten haben.
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Bürokratieentlastungsgesetz IV: “Nur ein kleiner Schritt”

Die Bundesregierung reagierte mit dem vierten Bürokratieentlastungsgesetz. Die Maßnahmen:

  • Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege sinken von zehn auf acht Jahre
  • Hotelmeldepflicht für Deutsche fällt weg
  • Digitale Vertragsabschlüsse werden vereinfacht

Regierungsrechnung: 944 Millionen Euro Entlastung pro Jahr.

Wirtschaftsrealität: Das Institut der deutschen Wirtschaft bezeichnet die Maßnahmen als “nur einen kleinen Schritt”. Von über 400 Vorschlägen aus der Wirtschaft fanden nur elf Eingang ins Gesetz.

Wertschätzungskrise bremst Innovationskraft

Neben konkreten bürokratischen Lasten beklagen Unternehmer eine grundsätzlich fehlende gesellschaftliche Wertschätzung. Diese Geringschätzung hat fatale Folgen:

  • Demotivation bei Leistungsträgern
  • Reduzierte Investitionsbereitschaft
  • Kultur des Misstrauens statt Ermutigung

Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung zeigt: Der öffentliche Sektor wird international zunehmend als deutsche Standortschwäche wahrgenommen.

EU-Gesetze als Hauptverursacher

Bundesjustizminister Marco Buschmann beziffert das Problem konkret: Rund 60 Prozent der bürokratischen Lasten in Deutschland stammen aus EU-Recht.

Doch auch die “Firmokratie” – interne Unternehmensregelungen – trägt zur Komplexität bei. Wirtschaftsverbände wie BDI, DIHK, BDA und ZDH fordern eine grundlegende Kehrtwende.

Reformdruck wächst: Digitales Portal als nächster Schritt

Die Wirtschaftsverbände kündigen an, den Druck aufrechtzuerhalten. Ihre konkreten Forderungen:

  • Vereinfachung des Steuersystems
  • Schnellere Genehmigungsverfahren
  • Weniger Berichtspflichten über EU-Vorgaben hinaus

Die Bundesregierung reagiert mit einem digitalen Bürokratiemeldeportal und kündigt ein Standortfördergesetz an.

Ob das reicht? Die Warnung der Wirtschaft ist eindeutig: Ohne mutige Reformen droht Deutschland im internationalen Wettbewerb weiter zurückzufallen.

@ boerse-global.de