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Windows 11: Chaos nach November-Updates

24.11.2025 - 05:19:12

Die Feiertage beginnen für Windows-11-Nutzer mit einem Desaster. Eine Serie von Updates Ende November hat das Betriebssystem massiv destabilisiert – und das ausgerechnet zur geschäftigsten Zeit des Jahres. Gaming-Performance im Keller, abstürzende Anwendungen, endlose Installations-Schleifen: Die Support-Foren platzen aus allen Nähten.

Besonders brisant: Nvidia musste in den letzten 72 Stunden mit einem Notfall-Treiber einspringen, um Microsofts fehlerhafte Updates auszubügeln. Währenddessen entfacht eine neue Enthüllung über den Arbeitsspeicher-Hunger des Datei-Explorers eine hitzige Debatte unter Power-Usern. Was läuft schief bei Microsoft?

Der kritischste Fehler trat Ende letzter Woche zutage. Gamer meldeten dramatische Framedrops und Ruckler in populären Titeln. Am Donnerstag, den 20. November, bestätigte Nvidia offiziell: Microsofts kumulative Updates KB5066835 und das November-Update KB5068861 sind schuld.

Laut Nvidias Support-Dokumentation führen die Windows-Patches einen Bug ein, der “die Performance in 3D-Anwendungen signifikant reduziert”. Betroffen sind Systeme mit der neuesten Version “Windows 11 2025 Update” (25H2), die Ende September allgemein verfügbar wurde.

“Nach dem Update kann in manchen Spielen eine geringere Leistung beobachtet werden”, heißt es in der Nvidia-Warnung. Der Grafikkarten-Riese wartete nicht auf Microsoft – stattdessen veröffentlichte das Unternehmen am 20. November den GeForce Hotfix Driver 581.94. Nutzer von RTX-Karten sollten diesen Treiber sofort manuell herunterladen, da der Standard-Update-Kanal den Hotfix noch nicht in allen Regionen ausgeliefert hat.

Benchmark-Tests vom Wochenende zeigen das Ausmaß: In Titeln wie Assassin’s Creed Shadows brachen die Frameraten vor Anwendung des Hotfix um fast 35 Prozent ein. Obwohl AMD und Intel noch keine vergleichbaren Notfall-Treiber veröffentlicht haben, melden auch deren Nutzer Instabilitäten. Die Ursache liegt offenbar tief im Windows-11-Kernel – genauer in dessen neuesten Änderungen am Ressourcen-Management.

Datei-Explorer läuft jetzt permanent im Hintergrund

Während Gamer verzweifelt nach Treiber-Fixes suchten, brach am Freitag, den 21. November, eine weitere Kontroverse aus. Es geht um Microsofts fundamentalstes Werkzeug: den Datei-Explorer.

Tech-Magazine wie Windows Central deckten auf, dass Microsoft in den neuesten Preview-Builds (Build 26220.7271) einen “Preloading”-Mechanismus testet. Um die seit langem kritisierte, träge Startzeit des Datei-Managers zu beseitigen, lässt Microsoft die Anwendung künftig permanent im Hintergrund laufen – auch wenn kein Fenster geöffnet ist.

“Wir testen das Vorladen des Datei-Explorers im Hintergrund, um die Startperformance zu verbessern”, erklärt Microsoft in den Versionshinweisen. “Das sollte für Sie nicht sichtbar sein – außer dass der Datei-Explorer hoffentlich schneller startet.”

Die Entdeckung löste sofort einen Sturm der Entrüstung aus. Kritiker argumentieren: Microsoft verbraucht wertvollen Arbeitsspeicher – auf Geräten mit 8 oder 16 Gigabyte eine knappe Ressource – um ein Problem zu lösen, das in einem modernen Betriebssystem eigentlich nicht existieren sollte. Erste Tests vom Wochenende zeigen: Die “Always-On”-Funktion eliminiert zwar die 1-2 Sekunden Startverzögerung, hinterlässt aber einen permanenten RAM-Fußabdruck, der sich nicht ohne Abbruch von Kern-Systemprozessen entfernen lässt.

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Installations-Schleifen und Zwangs-Updates

Neben der Performance-Degradierung plagen auch Stabilitätsprobleme den Update-Prozess selbst. Am Freitag räumte Microsoft eine “Hotpatch-Installations-Schleife” beim November-Sicherheitsupdate (KB5068966) ein.

Nutzer berichteten, ihre Systeme versuchten wiederholt, dasselbe Update zu installieren, starteten neu und scheiterten – nur um es erneut zu versuchen. Microsoft veröffentlichte daraufhin am 21. November den außerplanmäßigen Notfall-Fix KB5072753, um den Kreislauf zu durchbrechen. Der Fehler hängt offenbar mit der neuen “Hotpatching”-Technologie zusammen, die Microsoft für 25H2 angepriesen hatte. Eigentlich sollte sie Updates ohne Neustart ermöglichen – ironischerweise führte sie bei manchen zu endlosen Neustart-Schleifen.

Verschärft wird die Situation durch Microsofts aggressive Migrations-Strategie. Seit Windows 11 23H2 am 11. November das Support-Ende erreichte, begann das Unternehmen ab dem 14. November mit dem Zwangs-Upgrade berechtigter Geräte auf 25H2. Nutzer, die Updates pausiert hatten, wachten übers Wochenende mit der neuen, derzeit instabilen Version auf.

Ein “Feintuning” läuft aus dem Ruder

Das Windows-11-25H2-Update wurde als stabilitätsfokussiertes Release vermarktet – ein “Feintuning” statt einer kompletten Überarbeitung. Die Ereignisse der letzten Tage zeichnen ein anderes Bild. Die Kombination aus massiver Gaming-Performance-Regression, defektem Update-Mechanismus und kontroversen Architektur-Änderungen am Datei-Explorer zeigt ein Betriebssystem, das an seiner eigenen Komplexität scheitert.

“Es ist ungewöhnlich, dass ein GPU-Hersteller einen OS-Bug behebt, bevor es der OS-Hersteller tut”, kommentierten Branchenanalysten am Wochenende. Nvidias schnelles Eingreifen unterstreicht die Schwere des Problems für den Gaming-Markt – eine Kernzielgruppe von Windows. Die Datei-Explorer-Änderung signalisiert: Microsoft kämpft damit, sein UI-Framework (WinUI 3) zu optimieren, und greift zur Brachial-Methode – mehr RAM nutzen, um Performance-Engpässe zu kaschieren.

Wie geht es weiter?

Für betroffene Nutzer ist der Weg klar, aber mühsam. Gamer müssen den Nvidia-Treiber 581.94 manuell installieren, während Opfer der Update-Schleifen den Patch KB5072753 einspielen sollten – falls Windows Update ihn nicht automatisch anwendet.

Microsoft dürfte diese Stabilitätsprobleme umfassender im Dezember-“Patch Tuesday” adressieren, geplant für den 9. Dezember 2025. Bis dahin sollten Nutzer stabiler Systeme nicht-sicherheitsrelevante Updates pausieren. Die Datei-Explorer-“Preload”-Funktion befindet sich noch im Test – ihre Präsenz im Entwicklungs-Kanal deutet aber darauf hin, dass Microsoft den Tausch von Arbeitsspeicher gegen Geschwindigkeit ernst meint. Ein Kompromiss, mit dem sich Nutzer 2026 möglicherweise abfinden müssen.

@ boerse-global.de