Wiesbaden: Bauanträge ab sofort nur noch digital
04.12.2025 - 02:59:12Die Papierakte hat ausgedient: Seit diesem Montag nimmt die Bauaufsicht Wiesbaden sämtliche Baugenehmigungsverfahren ausschließlich digital entgegen. Aktenordner voller Pläne, dreifache Ausfertigungen, lange Warteschlangen im Amt – all das ist Geschichte. Die hessische Landeshauptstadt setzt konsequent auf das „Bauportal Hessen” und verabschiedet sich damit endgültig vom Papier.
Schnelle Genehmigungen als Standortvorteil
„Schnelle Genehmigungsverfahren sind ein Standortvorteil für Wiesbaden. Der digitale Bauantrag ist daher ein Meilenstein”, betonte Baudezernent Andreas Kowol zum Start. Bauanträge, Voranfragen und Abweichungsanträge laufen ab sofort komplett elektronisch – von der Einreichung bis zur Zustellung der fertigen Genehmigung.
Die technische Grundlage bildet das Bauportal Hessen (DigiBauG), entwickelt vom kommunalen IT-Dienstleister ekom21. Bauherren und Architekten laden ihre Unterlagen als PDF hoch, eine qualifizierte elektronische Signatur ersetzt die klassische Unterschrift. Sandra Matzenauer, Leiterin der Bauaufsicht, sieht ihre Behörde gut vorbereitet: „Da wir bereits seit Jahresbeginn Anträge hybrid annehmen und digital bearbeiten, sind wir technisch und organisatorisch bestens aufgestellt.”
Viele Behörden und Unternehmen stellen jetzt auf digitale Akten um — doch richtiges Aktenmanagement wird dadurch nicht überflüssig. Wer nicht genau weiß, welche Unterlagen wie lange aufzubewahren sind, riskiert Bußgelder oder Informationsverlust. Der kostenlose E-Book-Report listet übersichtlich, welche Dokumente Sie ab 2024 vernichten dürfen und welche gesetzlich zu behalten sind – inklusive editierbarer Vorlagen fürs digitale Archiv. Aufbewahrungsfristen-Report jetzt kostenlos herunterladen
Der entscheidende Vorteil: Keine manuelle Übertragung mehr von Papier in Computersysteme. Die Daten fließen direkt vom Antragsteller in die Fachverfahren der Behörde. Auch andere Ämter – etwa für Denkmalschutz oder Umwelt – arbeiten nun parallel und digital mit. Das soll die Bearbeitungszeiten deutlich verkürzen.
Für Nutzer bedeutet das zunächst eine einmalige Registrierung im Portal. Danach führt ein digitaler Assistent durch die Formulare, prüft bereits bei der Eingabe auf Lücken und reduziert so unvollständige Anträge – einen der Hauptgründe für Verzögerungen.
„Das Bauantragsverfahren gehört zu den komplexesten Verwaltungsverfahren. Die vollständige Digitalisierung macht das Verfahren für alle Beteiligten transparenter und effizienter”, erklärt Matzenauer. Die Stadt spart zudem erhebliche Druck- und Lagerkosten, die physische Archivierung entfällt komplett.
Baden-Württemberg machte den Anfang
Wiesbaden reiht sich damit in einen bundesweiten Trend ein. Während Hessen den Kommunen den Umstieg schrittweise ermöglicht, hat Baden-Württemberg bereits im Januar 2025 die digitale Pflicht eingeführt. Über das „Virtuelle Bauamt Baden-Württemberg” (ViBa BW) müssen Bauanträge dort seither zwingend elektronisch eingereicht werden.
Die Erfahrungen aus dem Südwesten zeigen: Die Umstellung holpert anfangs, zahlt sich langfristig aber aus. Nach fast einem Jahr melden Behörden spürbar schnellere Abläufe. Bundesweit wurden bis Oktober 2025 bereits knapp 50.000 Bauanträge digital gestellt – ein massiver Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.
Der Main-Kinzig-Kreis führte DigiBauG bereits im Februar 2025 flächendeckend ein. Wiesbaden folgt nun mit dem kompletten Verzicht auf Papieranträge.
Was kommt als Nächstes?
Die technische Infrastruktur steht, doch Experten warnen: Digitalisierung allein macht schlechte Prozesse nicht besser. Der nächste Schritt könnte die automatisierte Vorprüfung durch KI-Systeme sein, wie sie in Pilotprojekten bereits getestet wird.
Für die Bauwirtschaft, die unter hohen Zinsen und Baukosten ächzt, ist jede Beschleunigung willkommen. Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe forderte kürzlich, die digitale Genehmigung bundesweit zum Standard zu machen – nur so lasse sich der Wohnungsbau wieder ankurbeln.
In Wiesbaden ist die analoge Warteschlange seit dieser Woche jedenfalls Geschichte. Bauherren können den Status ihres Antrags nun rund um die Uhr vom Schreibtisch aus verfolgen. Ob die Genehmigungen dadurch tatsächlich so schnell kommen wie erhofft? Die kommenden Monate werden es zeigen.
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