Wiener Kulturhäuser setzen auf Neuinterpretation und Abschied
26.11.2025 - 08:22:12Wiener Kulturhäuser setzen auf radikale Neuinterpretationen klassischer Werke - von Chins 'Alice'-Psychotrip bis zu Goernes düsterer 'Schöne Müllerin' und geschlechterübergreifenden Besetzungen.
Wien erlebt heute einen Mittwoch der Extreme: Im Theater an der Wien fällt der letzte Vorhang für Unsuk Chins „Alice in Wonderland”, während im Musikverein Matthias Goerne und Daniil Trifonov Schuberts „Schöne Müllerin” neu ausloten.
Die Wiener Bühnenlandschaft zeigt sich an diesem 26. November in Höchstform. Auffällig: Die großen Häuser setzen geschlossen auf radikale Neuinterpretationen klassischer Stoffe – von der modernen Oper bis zum umgedeuteten Theaterstück.
Letzter Vorhang für Chins Wunderland
Das Theater an der Wien verabschiedet sich heute von einer der visuell eindrucksvollsten Produktionen dieser Saison. Unsuk Chins Oper „Alice in Wonderland” erlebt ihre Dernière – und damit das Ende einer nur zehntägigen Spielserie, die seit der Premiere am 17. November für Aufsehen sorgte.
Regisseurin Elisabeth Stöppler deutet das Werk als psychologische Selbstbegegnung, weit entfernt vom kindlichen Märchen. Unter der Leitung von Stephan Zilias führt die isländische Sopranistin Álfheiður Erla Guðmundsdóttir ein letztes Mal durch Chins hochkomplexe Klangwelten. Andrew Watts als weißes Kaninchen und die virtuose Instrumentierung des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien wurden in den vergangenen Tagen zum Gesprächsthema der Fachwelt.
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Die Kooperation mit dem Festival Wien Modern endet heute. Ab 2. Dezember richtet das Haus den Fokus auf die Barock-Premiere „L’Orontea” in der Kammeroper.
Gipfeltreffen der Giganten im Musikverein
Während an der Wienzeile Abschied gefeiert wird, erwartet der Musikverein ein Ereignis von internationaler Strahlkraft. Bariton Matthias Goerne und Pianist Daniil Trifonov widmen sich Schuberts erstem großen Liederzyklus „Die schöne Müllerin”.
Die Kombination verspricht eine düstere Lesart. Berichte von ihrer jüngsten Tournee – etwa aus der New Yorker Carnegie Hall im Oktober – deuten auf eine Interpretation hin, die weit entfernt von gefälliger Romantik ist. Goerne, bekannt für seine dunkle, basslastige Stimmfärbung, trifft auf Trifonov, dessen detailbesessenes Klavierspiel legendär ist.
Branchenbeobachter werten dieses Konzert als eines der Highlights der laufenden Saison. Trifonov agiert hier nicht als Begleiter, sondern als gleichberechtigter musikalischer Partner. Am Freitag setzen beide ihre Zusammenarbeit mit weiteren Schubert-Werken fort – der heutige Abend wird zum Auftakt eines „Schubert-Wochenends”.
Radikale Klassiker-Deutungen auf allen Bühnen
Der Mut zur Neuinterpretation dominiert auch abseits der Musikbühnen. Im Burgtheater sorgt Philipp Stölzls Inszenierung von Franz Molnárs „Liliom” weiter für ausverkaufte Vorstellungen. Die Besonderheit: Stefanie Reinsperger verkörpert den männlichen Vorstadt-Casanova. Diese geschlechterübergreifende Besetzung verleiht der „Vorstadtlegende” eine rohe, androgyne Energie, die von der Kritik als „wuchtig-machohaft” beschrieben wurde.
Parallel zeigt die Volksoper Wien das Stück „Killing Carmen”. Die Produktion des Trios Nils Strunk, Lukas Schrenk und Gabriel Cazes ist keine klassische Bizet-Aufführung, sondern ein Genremix aus Musiktheater, Jazz und Schauspiel. Die Handlung spielt 13 Jahre nach Carmens Tod – eine experimentelle Fortsetzung des Mythos mit Katia Ledoux als Carmen-Vision und Anton Zetterholm als Don José.
In der Wiener Staatsoper steht Francis Poulencs „Dialogues des Carmélites” auf dem Spielplan. Die Inszenierung von Magdalena Fuchsberger bringt unter der Leitung von Robin Ticciati ein hochkarätiges Ensemble auf die Bühne, darunter Olga Kulchynska als Blanche und Bogdan Volkov als Chevalier.
Dekonstruktion statt Traditionspflege
Der heutige Spielplan offenbart einen klaren Trend: Die Wiener Kulturlandschaft dekonstruiert das Bekannte. „Alice” als Psycho-Trip, „Carmen” als Sequel, „Liliom” mit vertauschten Geschlechterrollen – die großen Häuser setzen derzeit auf inhaltliche Auseinandersetzung statt konservative Traditionspflege.
Selbst das Lieder-Recital im Musikverein fügt sich in dieses Bild. Dass ein Starpianist wie Trifonov, der mühelos solistisch Stadien füllen könnte, sich dem intimen Liedgesang widmet, unterstreicht eine Renaissance dieser Kunstform. Allerdings zunehmend analytischer und weniger sentimental.
Für den Kulturstandort Wien ist diese Dichte an hochkarätigen, zeitgleich stattfindenden Ereignissen an einem einfachen Mittwoch ein starkes Signal der Vitalität – auch im internationalen Vergleich.
Blick voraus: Märchen und mehr Schubert
Nach dem heutigen Abschied von „Alice” steht bereits am Samstag die nächste große Premiere an: An der Volksoper feiert „Aschenbrödels Traum” Premiere, eine Märchenoperette für die Vorweihnachtszeit.
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