Wien: Wohnkrise spitzt sich dramatisch zu
30.09.2025 - 08:49:01Wien erlebt eine historische Wohnungskrise mit drastisch sinkenden Baubewilligungen und Mietpreisen über 10 Euro pro Quadratmeter. Eine Entspannung wird frühestens 2027 erwartet.
Wien steuert auf eine Wohnungsknappheit historischen Ausmaßes zu. Die Zahl der Baubewilligungen ist auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren gefallen, während die Bevölkerung weiter wächst.
Die Folge: Mietpreise durchbrechen erstmals die 10-Euro-Marke pro Quadratmeter – und eine Entspannung ist nicht vor 2027 in Sicht.
Baubranche im freien Fall
Die Zahlen von Statistik Austria sprechen eine deutliche Sprache: 2024 erhielten österreichweit nur noch 32.100 neue Wohnungen eine Baugenehmigung – ein Minus von 8,5 Prozent und der schwächste Wert seit 2010.
Für Wien bedeutet das einen dramatischen Einbruch der Neubautätigkeit. Nur noch 9.400 bis 11.000 neue Wohnungen werden 2025 fertiggestellt – bis zu 42 Prozent weniger als 2023.
„In den kommenden Jahren ist daher mit einem deutlichen Rückgang neuer Wohnungen auf dem Markt zu rechnen“, warnt Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria.
Warum kollabiert der Wohnbau?
Drei Faktoren treiben die Baubranche in die Krise:
- Kostenexplosion: Baukosten stiegen zwischen 2010 und 2023 um fast 50 Prozent
- Zinswende: Höhere Zinsen nach Jahren der Nullzinspolitik
- Strengere Kreditvergabe: Banken bewilligen schwieriger Bauprojekte
Besonders perfide: Die jüngsten Zinssenkungen der EZB verschärfen die Mietpreis-Krise zusätzlich. Bauträger verkaufen wieder verstärkt Eigentumswohnungen statt zu vermieten – jede verkaufte Einheit fehlt auf dem Mietmarkt.
Mieten explodieren auf Rekordniveau
Die Auswirkungen treffen Mieter mit voller Wucht. Im September 2025 kostete eine Wohnung am freien Markt durchschnittlich 20,42 Euro pro Quadratmeter – neun Prozent mehr als vor einem Jahr.
Besonders kleine Wohnungen unter 40 Quadratmetern knacken regelmäßig die 21-Euro-Marke. Eine normale 60-Quadratmeter-Wohnung kostet damit schnell über 1.200 Euro monatlich.
Selbst die offiziellen Durchschnittsmieten inklusive Betriebskosten überschritten erstmals die psychologisch wichtige 10-Euro-Schwelle und liegen bei 10,20 Euro pro Quadratmeter.
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Vom Käufer- zum Verkäufermarkt
Experten prognostizieren eine fundamentale Marktveränderung bis 2026. Der jahrelange leichte Angebotsüberschuss weicht einem knallharten Verkäufermarkt.
Das Problem: Wien braucht jährlich mindestens 10.000 bis 11.000 neue Wohnungen, um Bevölkerungswachstum und Abnutzung des Bestands auszugleichen. Die prognostizierten Fertigstellungen unterschreiten diesen Bedarf massiv.
Auch die städtische „Offensive 2024+“ für geförderten Wohnbau kann den Einbruch im privat finanzierten Sektor nicht kompensieren.
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Entspannung erst 2027 möglich
Die düsteren Aussichten werden sich noch verschärfen. Da 2024 besonders wenige Projekte genehmigt wurden, fehlen diese in der Pipeline der kommenden Jahre.
Branchenexperten rechnen damit, dass die Fertigstellungen bis 2026 auf unter 8.000 Einheiten sinken könnten. Eine spürbare Marktentspannung erwarten sie frühestens 2027.
Die Branche fordert von der Politik schnellere Genehmigungsverfahren und reduzierte Baustandards, um Investitionen wieder attraktiver zu machen. Bis dahin bleibt leistbares Wohnen in Wien für viele ein Luxusgut.