Wien, Kampf

Wien verschärft Kampf gegen Airbnb

01.10.2025 - 14:43:01

Wien führt strikte 90-Tage-Begrenzung für Ferienwohnungen ein, um bezahlbaren Wohnraum zu schützen. Kritiker fordern Totalverbot in Innenstadtbezirken bei anhaltender Wohnungsnot.

Die österreichische Hauptstadt geht mit drastischen Maßnahmen gegen Kurzzeitvermietungen vor. Seit Juli gilt eine strenge 90-Tage-Obergrenze pro Jahr – doch Kritiker fordern bereits ein Totalverbot für die Innenstadt.

90-Tage-Regel soll Wohnraum zurückbringen

Die neue Bauordnung zieht klare Grenzen: Maximal 90 Tage pro Jahr dürfen Wiener ihre Wohnung an Touristen vermieten. Wer länger vermieten will, braucht eine Ausnahmegenehmigung der Baupolizei – und die ist schwer zu bekommen.

Die Auflagen sind hart: Vermieter müssen gleichzeitig neuen, preislich vergleichbaren Wohnraum im selben Bezirk schaffen. Eine eigene „Kontrollgruppe Kurzzeitvermietung“ überwacht die Einhaltung. Bei Verstößen drohen Strafen bis zu 50.000 Euro pro Wohneinheit.

Die Regel gilt flächendeckend – unabhängig davon, ob sich die Immobilie in besonders geschützten Wohnzonen befindet.

„De facto wirkungslos“: Politik fordert Totalverbot

Markus Reiter macht seinem Ärger Luft. Der grüne Bezirksvorsteher von Wien-Neubau entfernte medienwirksam eine illegal angebrachte Airbnb-Schlüsselbox und erklärt die bestehenden Regeln für „de facto wirkungslos“.

Seine Zahlen sind alarmierend: In seinem Bezirk stieg die Zahl der Airbnb-Angebote in zehn Jahren von 70 auf über 700. Reiter fordert deshalb ein komplettes Verbot touristischer Kurzzeitvermietungen in Innenstadtbezirken.

Wohnungskrise spitzt sich dramatisch zu

Der Grund für die Verschärfung ist offensichtlich: Wien steckt in einer schweren Wohnungskrise. Die Angebotsmieten kletterten binnen eines Jahres um neun Prozent auf über 20 Euro pro Quadratmeter.

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Gleichzeitig bricht die Bauaktivität ein. Für 2026 prognostizieren Experten einen weiteren Rückgang um 40 Prozent. Die Zahl der Neubauten erreicht bereits jetzt historische Tiefstände.

Die Stadt reagiert mit Notmaßnahmen: Im Gemeindebau bleiben die Mieten 2024 und 2025 eingefroren. Doch der private Markt bleibt unter enormem Druck.

Airbnb kontert mit Wirtschaftszahlen

Die Plattform wehrt sich gegen die Vorwürfe. Airbnb-Unterkünfte machen laut eigener Analyse nur 1,4 Prozent des Wiener Wohnungsbestandes aus. Das Unternehmen verweist auf seinen Beitrag von über einer Milliarde Euro zum Bruttoinlandsprodukt und 12.000 gesicherte Arbeitsplätze.

Diese Argumentation überzeugt die Wiener Stadtregierung nicht. Sie sieht den Schutz leistbaren Wohnraums als absolute Priorität.

Weitere Verschärfungen wahrscheinlich

Wien steht nicht allein da. Von Amsterdam bis Barcelona kämpfen europäische Metropolen gegen die Auswirkungen der Kurzzeitvermietung. Die Geschäftsmodelle von Plattformen wie Airbnb stehen zunehmend als Treiber der Gentrifizierung in der Kritik.

Sollte die 90-Tage-Regel nicht greifen, sind weitere Verschärfungen wahrscheinlich. Parallel arbeitet der Bund an einem österreichweiten Vermietungsregister für mehr Transparenz. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Wien im Kampf gegen den Wohnraummangel noch härtere Bandagen anlegen muss.

@ boerse-global.de