Wien vergibt 1.000 unbefristete Gemeindewohnungen
10.11.2025 - 11:07:12Die Stadt Wien hat erfolgreich 1.000 unbefristete Gemeindewohnungen an Mieter mit auslaufenden Verträgen vergeben und zeigt damit kommunale Lösungen gegen die Befristungspraxis am Wohnungsmarkt.
Wien stemmt sich gegen den Befristungstrend: Die Stadt hat 1.000 unbefristete Gemeindewohnungen an Mieter mit auslaufenden Verträgen vergeben. Die im Sommer 2024 gestartete Sonderaktion ist abgeschlossen – und zeigt, wie kommunale Wohnpolitik der Mietkrise begegnen kann.
Rund 1.000 Wiener Haushalte haben den Sprung geschafft. Sie wechselten von befristeten Privatmieten in sichere Gemeindewohnungen. Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál spricht von einem klaren Signal: „Wir springen dort ein, wo der private Markt versagt – mit unbefristeten Verträgen und ohne versteckte Zuschläge.”
Die Offensive richtete sich gezielt an Betroffene, deren befristete Mietverträge in den nächsten sechs Monaten auslaufen würden. Das Angebot umfasste Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen. Ursprünglich bis Herbst 2024 geplant, verlängerte die Stadt das Programm bis ins Frühjahr 2025 – die Nachfrage war enorm.
Befristungen werden zum Standard
Die Zahlen am Wiener Wohnungsmarkt sind alarmierend: Rund 50 Prozent aller neuen Mietverträge sind mittlerweile befristet. Was für Vermieter ein lukratives Geschäftsmodell darstellt, bedeutet für Mieter permanente Unsicherheit.
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Ein auslaufender Vertrag löst oft eine Kettenreaktion aus:
- Wohnungssuche unter Druck – meist mit wenigen Monaten Vorlauf
- Explodierende Neuvertragsmieten – deutlich über dem Bestandsniveau
- Hohe Zusatzkosten – Kaution, Maklergebühren, Ablösen
Studien belegen: Befristete Verträge kosten Mieter im Schnitt mehr als unbefristete. Der Grund ist simpel – wer alle paar Jahre neu verhandeln muss, zahlt immer den aktuellen Marktpreis. Keine Bindung, keine Stabilität.
Niedrige Hürden, schnelle Hilfe
Die Stadt verzichtete bewusst auf bürokratische Hürden. Für die Sonderaktion brauchte es kein bestehendes “Wiener Wohn-Ticket” mit begründetem Wohnbedarf. Der auslaufende Mietvertrag reichte als Nachweis.
Die übrigen Kriterien orientieren sich am Standard für Gemeindewohnungen:
- Zwei Jahre ununterbrochener Hauptwohnsitz in Wien
- Österreichische Staatsbürgerschaft oder gleichgestellter Status
- Einhaltung der Einkommensobergrenzen
Diese Öffnung half auch jenen, die durch die regulären Vergaberaster fallen würden. Schnelle, unbürokratische Hilfe – genau dort, wo sie gebraucht wird.
Das Wiener Modell als Stabilitätsanker
Wien verfügt über einen einzigartigen Puffer: Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung lebt in geförderten oder städtischen Wohnungen. Dieser große Bestand wirkt preisdämpfend auf den gesamten Markt – auch auf den privaten Sektor.
Die aktuelle Offensive fügt sich in eine Serie von Entlastungsmaßnahmen ein. Parallel zur Wohnungsvergabe hat die Stadt die Mieten im Gemeindebau für 2024 und 2025 eingefroren. Rund 370.000 Mieter profitieren davon.
Während andere europäische Metropolen mit unkontrollierbaren Mietsteigerungen kämpfen, demonstriert Wien die Wirksamkeit kommunaler Steuerung. Die 1.000 unbefristeten Wohnungen sind dabei mehr als nur eine Hilfsaktion – sie sind ein politisches Statement gegen die Befristungspraxis.
Ausblick: Das Wohnticket kommt 2026
Der Erfolg der Sonderaktion bestärkt die Stadt in ihren Reformplänen. Für 2026 ist die Einführung eines zentralen “Wohntickets” angekündigt. Das neue System soll den Zugang zu Gemeinde- und geförderten Wohnungen vereinheitlichen und transparenter machen.
Statt starrer Kriterien plant Wien ein flexibles Punktesystem. Es soll individuelle Lebenslagen besser berücksichtigen – ähnlich wie die befristete Sonderaktion. Diese dient als wichtiges Pilotprojekt für die kommende Reform.
Auf Bundesebene bleibt die Debatte um eine Mietrechtsreform weiter offen. Eine gesetzliche Eindämmung von Befristungen lässt auf sich warten. Bis dahin wird Wien mit kommunalen Mitteln gegensteuern müssen.
Kann eine Stadt allein den Mietmarkt regulieren? Wien zeigt: Ja, wenn sie über die nötigen Instrumente verfügt. Die 1.000 unbefristeten Wohnungen sind ein Beweis dafür – und ein Vorbild für andere Städte in der Mietkrise.
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