Wien, Millionen

Wien streicht 27 Millionen: Musical und Philharmoniker zahlen die Zeche

03.12.2025 - 20:49:12

Wien muss sparen, und das spürt nun auch der Kulturbetrieb. Mit einem Minus von rund 27 Millionen Euro präsentiert Stadträtin Veronica Kaup-Hasler einen strikten Konsolidierungskurs, der prominente Opfer fordert, aber die kulturelle Basis schützen soll.

Die fetten Jahre sind vorerst vorbei, doch der kulturelle Herzschlag Wiens soll weiterschlagen – wenn auch etwas leiser in den Prunkbauten. Das Kulturbudget schrumpft im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 Prozent auf rund 322,3 Millionen Euro. Kaup-Hasler spricht von einem „blauen Auge”, mit dem die Branche davonkomme.

Der Sparstift wird gezielt bei den großen Tankern der Wiener Kulturlandschaft angesetzt. Während Großinstitutionen wie die Vereinigten Bühnen Wien und prestigeträchtige Events Federn lassen müssen, bleibt die fragile Freie Szene weitgehend verschont. „Kultur darf kein Luxus sein”, betont die Stadträtin – ein Leitsatz, der nun auf die Probe gestellt wird.

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Die wohl schmerzhaftesten Einschnitte treffen die glanzvollen Aushängeschilder der Stadt. Die Vereinigten Bühnen Wien müssen im kommenden Jahr mit fünf Millionen Euro weniger auskommen. Die politische Vorgabe ist klar: Das Opernhaus im Theater an der Wien soll geschützt werden, der Sparzwang trifft primär die Musical-Sparte.

Ob dies weniger Neuinszenierungen oder eine Ausdünnung des Spielplans bedeutet, bleibt den VBW überlassen. Die international erfolgreichen Musical-Produktionen müssen künftig mit deutlich weniger Steuergeld auskommen.

Sommernachtskonzert verliert städtische Förderung

Auch symbolträchtige Großevents bleiben nicht verschont. Die Stadt streicht die jährliche Subvention von 250.000 Euro für das weltberühmte Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn. Kaup-Hasler betont, dass das Konzert an sich nicht gefährdet sei – Sponsoren und TV-Rechte dürften die Lücke füllen.

Das Signal ist dennoch deutlich: Wien zieht sich aus der Finanzierung von touristischen Prestigeprojekten zurück, die auch ohne Steuergeld überlebensfähig scheinen. Das „Prater Picknick” der Wiener Symphoniker hingegen wird weiterhin finanziert – als niederschwelliges Angebot für die breite Bevölkerung.

Wegfall von Sonderbudgets erklärt Millionenlücke

Ein beträchtlicher Teil des Budgetrückgangs erklärt sich technisch. Rund 19 Millionen Euro der Einsparungen resultieren aus dem Wegfall einmaliger Sonderbudgets aus 2025:

  • 9,5 Millionen Euro für das Johann Strauss Festjahr 2025
  • 9,5 Millionen Euro Investitionskosten für das neue Kinderkulturzentrum in Floridsdorf

Diese Projekte sind ausfinanziert, wodurch die Mittel 2026 im Budget nicht mehr aufscheinen müssen. Dennoch bleibt der Spardruck real.

Museen und Konzertsäle müssen kürzen

Institutionen wie das Wiener Konzerthaus und der Musikverein müssen Kürzungen hinnehmen. Auch das Wien Museum, das seit seiner Wiedereröffnung Besucherrekorde feiert, ist betroffen: Eine vertragliche Klausel erlaubt der Stadt, in Krisenzeiten 2,5 Prozent der Förderung einzubehalten.

Der freie Eintritt in die Dauerausstellung – ein Herzstück der sozialdemokratischen Kulturpolitik – bleibt jedoch unangetastet. Positives Signal: Das Jüdische Museum Wien erhält eine leichte Anhebung auf 5,7 Millionen Euro, für die Sanierung des Stadttempels werden drei Millionen Euro bereitgestellt.

Halbierung der Künstler-Stipendien sorgt für Unmut

Während die großen Häuser über Reserven verfügen, sorgt eine Maßnahme für Unruhe: Die Anzahl der Arbeitsstipendien für Künstler wird drastisch von 84 auf 48 reduziert. Die Interessengemeinschaft Freie Theaterarbeit kritisiert diesen Schritt scharf.

Für viele freischaffende Künstler sind diese Stipendien oft die einzige verlässliche Einnahmequelle, um Projekte jenseits des Mainstreams zu entwickeln. Kaup-Hasler verteidigt die Maßnahme als notwendigen Beitrag zur Budgetkonsolidierung, verweist aber darauf, dass die Basisförderung der Freien Szene stabil gehalten werden konnte.

Konsolidierung mit Augenmaß?

Die Kürzungen müssen im Kontext der allgemeinen Finanzlage Wiens gesehen werden. Die Stadt kämpft mit einem Milliarden-Defizit, steigenden Ausgaben im Gesundheits- und Sozialbereich sowie unsicheren Ertragsanteilen vom Bund. Seit 2018 sei das Kulturbudget um über 44 Prozent gestiegen, so Kaup-Hasler – die jetzige Korrektur bremse lediglich das Wachstum.

Für den Kultursektor bedeutet dies eine Verschiebung: Staatlich subventionierter Hochglanz wird stärker auf private Sponsoren angewiesen sein, während das kulturelle Fundament erhalten bleibt. Der geplante „Kultureuro”, eine Abgabe für Touristen, scheiterte am Koalitionspartner NEOS. An einem alternativen Modell wird gearbeitet.

Die nächste Nagelprobe steht 2027 an – dann könnte beim Wien Museum eine weitere Kürzung von fünf Prozent drohen, sollte sich die Budgetlage der Stadt nicht entspannen. Bis dahin gilt: Die Show muss weitergehen, nur eben sparsamer.

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