Wien: Nur 11.000 neue Wohnungen 2025
26.09.2025 - 18:33:02Wiens Wohnungsmarkt steuert auf eine historische Angebotskrise zu: Neubauten brechen dramatisch ein, Mieten steigen rasant. Experten warnen vor sozialen Spannungen, da der Bedarf an Wohnungen das Angebot bei weitem übersteigt.
Der Wiener Wohnungsmarkt steuert auf eine historische Angebotskrise zu. Die Zahl der Neubauten ist dramatisch eingebrochen – und verschärft die ohnehin angespannte Lage für Mieter weiter. Während die Bevölkerung wächst, kann das Angebot längst nicht mehr mithalten.
Die Folgen sind bereits spürbar: Mieten steigen rasant, Wohnungen werden knapper. Experten warnen vor einer sozialen Sprengkraft, die Wien in den nächsten Jahren treffen könnte.
Einbruch bei Neubauten wird dramatisch
Die neuesten Zahlen des Immobilienberatungsunternehmens EHL sind alarmierend: 2025 entstehen nur noch rund 11.000 neue Wohnungen in Wien. Ein drastischer Absturz verglichen mit den Boomjahren.
Konkret wurden im ersten Halbjahr 2025 etwas mehr als 10.000 Wohnungen fertiggestellt – 2023 waren es im selben Zeitraum noch über 14.000. Die Prognosen für 2026 verheißen nichts Gutes: Die Fertigstellungen sollen weiter zurückgehen.
Der Grund: Die Baugenehmigungen sind in den Vorjahren drastisch eingebrochen. Was heute nicht genehmigt wird, kann in zwei Jahren nicht gebaut werden.
Mieten explodieren – Neuvermietungen besonders hart
Die Verknappung treibt die Preise in schwindelerregende Höhen. Laut Statistik Austria durchbrach die Durchschnittsmiete bereits die 10-Euro-Marke: 10,20 Euro pro Quadratmeter inklusive Betriebskosten – ein Plus von 4,6 Prozent binnen eines Jahres.
Bei Neuvermietungen wird es richtig teuer: Hier stiegen die Angebotsmieten um rund 9 Prozent auf durchschnittlich 20,42 Euro pro Quadratmeter. EHL rechnet für das Gesamtjahr mit einem Mietanstieg von 7,3 Prozent.
Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage öffnet sich immer weiter – und heizt den Preiskampf um die wenigen verfügbaren Wohnungen zusätzlich an.
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„Toxischer Mix“ lähmt die Bauindustrie
Warum bauen Entwickler so wenig? Experten sprechen von einem „toxischen Mix“ mehrerer Faktoren:
- Explodierende Baukosten: Seit 2020 um über 23 Prozent gestiegen
- Zinswende: Finanzierungskosten haben sich seit 2021 verdreifacht
- KIM-Verordnung: Erschwert Kreditvergabe an private Käufer massiv
- Unsichere Kalkulationen: Bauträger können Projekte kaum noch seriös planen
Das Ergebnis: Viele Bauträger legen Projekte auf Eis oder switchen komplett zum Verkauf von Eigentumswohnungen. Dem Mietmarkt gehen dadurch zusätzlich Einheiten verloren.
Das strukturelle Problem wird größer
Wien galt lange als Musterbeispiel für stabilen, leistbaren Wohnraum. Diese Zeiten scheinen vorbei. Der jährliche Bedarf liegt bei 10.000 bis 11.000 neuen Wohnungen – allein durch Zuzug und Ersatz alter Gebäude.
Die aktuellen Fertigstellungszahlen können diesen Bedarf gerade noch decken. Problematisch: Im wichtigen frei finanzierten Mietsegment entstehen 2025 nur rund 4.700 neue Wohnungen – viel zu wenig für eine wachsende Metropole.
Entspannung? Erst in Jahren möglich
Eine schnelle Lösung gibt es nicht. Vom Bauantrag bis zur Fertigstellung vergehen oft mehrere Jahre. Selbst wenn heute massiv Projekte genehmigt würden, kämen neue Wohnungen frühestens 2027 oder 2028 auf den Markt.
Branchenvertreter fordern daher ein Sofortprogramm von der Politik:
* Beschleunigte Genehmigungsverfahren
* Lockerung der Kreditvergaberichtlinien
* Gezielte Anreize für Mietwohnungsbau
Ohne diese Maßnahmen droht Wien eine jahrelange Wohnungskrise mit weiter steigenden Mieten und sozialen Spannungen.