Wien im Kunstfieber: Millionen-Auktionen und Chagalls Abschied
07.12.2025 - 00:59:11Wien zeigt sich an diesem Adventwochenend von seiner künstlerischen Glanzseite. Zwischen Millionen-Auktionen im Dorotheum und emotionalen Blockbuster-Ausstellungen entfaltet sich ein Spannungsfeld aus etabliertem Kunsthandel und zugänglichen Erlebnissen. Die aktuelle Saison markiert dabei nicht nur einen finanziellen Gradmesser für den mitteleuropäischen Kunstmarkt, sondern auch das Ende einer Ära.
Wer durch den ersten Bezirk flaniert, spürt: Kunst ist in Wien weit mehr als nur Dekoration. Sie ist Wirtschaftsfaktor und gesellschaftliches Lagerfeuer zugleich, an dem sich Sammler, Investoren und Flaneure wärmen.
Die „Contemporary Week” lieferte Ergebnisse, die Experten als „selektiv, aber kraftvoll” beschreiben. Das unbestrittene Highlight: Ein farbgewaltiges Rasterbild des US-Künstlers Stanley Whitney erzielte beeindruckende 364.000 Euro.
Doch auch die klassische europäische Nachkriegsmoderne zeigte Muskeln:
- Emilio Vedova: 325.000 Euro
- Arnulf Rainer: 254.250 Euro – der österreichische Künstler untermauert seine Position als wertstabilster heimischer Zeitgenosse
- Erwin Wurm: über 100.000 Euro für eine seiner humorvollen Skulpturen
„Der Markt differenziert stärker denn je”, analysieren Beobachter die Ergebnisse. Während mittelmäßige Ware es schwerer hat, erzielen Spitzenwerke nach wie vor Höchstpreise. Für Investoren bedeutet dies: Qualität und Provenienz sind derzeit die einzigen verlässlichen Währungen.
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Albertina: Schröders emotionales Finale
In der Albertina läuft die vielleicht emotionalste Ausstellung des Jahres: „Marc Chagall” versammelt 100 Werke aus allen Schaffensphasen des Meisters der russischen Avantgarde. Doch die Schau ist mehr als eine Retrospektive – sie markiert das große Finale von Klaus Albrecht Schröder.
Der langjährige Generaldirektor, der die Albertina zu einem der meistbesuchten Museen Europas formte, übergibt mit Jahresende das Zepter. Die Kombination aus Chagalls schwebenden Liebespaaren und der melancholischen Gewissheit, dass hier eine Ära endet, verleiht dem Besuch besondere Schwere.
Kritiker loben vor allem die Darstellung von Chagalls Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Sie zeigt den oft als „Maler der Träume” verkannten Künstler in einem politischeren Licht. Die Ausstellung läuft noch bis Februar 2025.
Kunstforum: Gauguin provoziert
Nur wenige Gehminuten entfernt fordert „Gauguin – unexpected” die Sehgewohnheiten heraus. Es ist die erste große Retrospektive des Post-Impressionisten in Österreich seit 1960.
Kuratorin Evelyn Benesch legt den Fokus nicht nur auf die berühmten Südsee-Bilder. Sie beleuchtet Gauguin als Wegbereiter der Moderne, der den Schritt von der Impression zur Abstraktion wagte. Die Ausstellung wird für ihren Mut gelobt, auch die problematischen Aspekte von Gauguins Biografie im postkolonialen Kontext nicht auszublenden.
Winter im MQ: Kunst trifft Vorplatz
Der „Winter im MQ” präsentiert sich 2024 in neuem Gewand. Aufgrund umfassender Begrünungsmaßnahmen hat sich das Geschehen auf den Vorplatz verlagert. Der Künstler Martin Markeli inszeniert das Wasserbecken mit seiner Installation „Winter Race” – ferngesteuerte Autos treten in einer künstlerischen Arena gegeneinander an. Ein spielerischer, fast dadaistischer Kommentar zur Hektik der Vorweihnachtszeit.
Die Lichtstimmung und die „Winter Sounds” verwandeln das Areal abends in eine immersive Installation. Sie beweist: Das MQ funktioniert auch ohne den klassischen Innenhof als urbanes Wohnzimmer.
Geheimtipp: Akademie-Wintermarkt
Für Sammler von morgen lohnt sich ein Termin: Der Wintermarkt der Akademie der bildenden Künste findet von 13. bis 15. Dezember in der Aula am Schillerplatz statt. Über 70 Studierende und Absolventen bieten ihre Werke direkt zum Verkauf an.
Von Keramik über Druckgrafik bis hin zu kleineren Ölgemälden – hier kauft man Kunst direkt an der Quelle. In einer Zeit, in der Galeriepreise für Einsteiger oft abschreckend wirken, bietet dieses Format eine seltene Chance. Kenner der Szene nutzen den Termin, um frühzeitig Talente zu scouten, die in wenigen Jahren in den Katalogen des Dorotheums auftauchen könnten.
Ein widerstandsfähiger Standort
Die aktuellen Entwicklungen zeigen: Wien verteidigt seine Position als Drehscheibe für Kunst in Mitteleuropa erfolgreich. Während andere Märkte wie London oder New York mit Volatilität kämpfen, profitiert Wien von einer Mischung aus historischer Substanz und lebendiger, staatlich geförderter Museumszene.
Die Dorotheum-Ergebnisse signalisieren, dass Kapital für Kunst vorhanden ist, jedoch vorsichtiger agiert. Der Fokus verschiebt sich von spekulativer „Wet Paint” hin zu etablierten Positionen. Gleichzeitig zeigt der Andrang bei den Ausstellungen: Das Bedürfnis nach physischen Kunsterlebnissen ist im digitalen Zeitalter ungebrochen.
Was 2025 bringt
Mit dem Jahreswechsel steht eine Zäsur bevor. Der Antritt von Ralph Gleis als neuer Albertina-Direktor wird mit Spannung erwartet. Erste Programmentscheidungen werden zeigen, ob er den populären Kurs Schröders fortsetzt oder neue Wege geht.
Im Belvedere wirft bereits das Frühjahr seine Schatten voraus: Die Ausstellung „Gustav Klimt. Pigment & Pixel” verspricht ab Februar, wissenschaftliche Analyse von Klimts Werk mit modernster Technologie zu verknüpfen.
Für den Moment gehört die Bühne dem Dezember: Einem Monat, in dem man in Wien am Vormittag einen Chagall bewundern, am Nachmittag auf einen Stanley Whitney bieten und den Abend bei einer Lichtinstallation im MQ ausklingen lassen kann. Ein Luxus, den in dieser Dichte nur wenige Städte bieten.
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