Wien, Gerichtsurteil

Wien: Gerichtsurteil stoppt Heumarkt-Hochhaus – Lobau-Tunnel unter Beschuss

07.11.2025 - 21:04:12

Bundesverwaltungsgericht stoppt Heumarkt-Hochhaus und verlangt Umweltprüfung, während der umstrittene Lobau-Tunnel trotz Expertenkritik startet. Wien ringt um Balance zwischen Wachstum und Lebensqualität.

Das Bundesverwaltungsgericht zwingt das umstrittene Heumarkt-Projekt in die Knie. Am 4. November entschieden die Richter: Der geplante Hochhausbau am Wiener Heumarkt muss eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung durchlaufen. Das könnte das Milliardenprojekt des Investors Wertinvest um Jahre verzögern – oder ganz kippen.

Der Kern des Konflikts? Ein Hochhaus, das den legendären Canaletto-Blick vom Belvedere auf die Wiener Innenstadt verschandeln würde. Die UNESCO fordert seit Jahren eine niedrigere Bauhöhe, um den Status der historischen Altstadt als Weltkulturerbe zu retten. Bürgerinitiativen und Denkmalschützer feiern das Urteil als Durchbruch. Für Wertinvest bleiben nun drei Optionen: Berufung, langwierige UVP oder komplette Neuplanung.

Lobau-Tunnel: Comeback trotz Expertenwarnung

Während am Heumarkt die Bagger vorerst stillstehen, rollt ein noch größeres Projekt los. Ende September gab SPÖ-Verkehrsminister Peter Hanke grünes Licht für den 2,7 Milliarden teuren Lobau-Tunnel. Der 8,2 Kilometer lange Tunnel soll den Nationalpark Donau-Auen unterqueren und die überlastete Südosttangente A23 entlasten.

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Die Kritikpunkte der TU-Experten:

  • Kein messbarer wirtschaftlicher Vorteil
  • Mehr Autoverkehr statt Entlastung
  • Ineffizienteste und umweltschädigendste Verkehrslösung
  • Investitionen in Öffis wären volkswirtschaftlich sinnvoller

Verdichtung spaltet die Stadt

Die beiden Großprojekte sind nur die Spitze des Eisbergs. Wien wächst rasant – und die Konflikte häufen sich. Überall im Stadtgebiet formieren sich Bürgerinitiativen gegen Verdichtung, Bodenversiegelung und den Verlust von Grünflächen. Drei Initiativen kämpfen beispielsweise gegen den viergleisigen Ausbau der Südbahnstrecke zwischen Wien-Meidling und Mödling. Kostenpunkt: 1,75 Milliarden Euro. Die Anwohner fürchten Lärm, Erschütterungen und sinkende Lebensqualität.

Das Problem: Die strategischen Pläne der Stadt, etwa der neue Stadtentwicklungsplan 2035, klaffen immer weiter auseinander mit dem, was die Wiener wollen. Kritiker bemängeln, dass Bürgerbeteiligung oft zu spät kommt und nur Alibi-Charakter hat.

Grundsatzfrage: Beton oder Lebensqualität?

Wie schafft eine wachsende Metropole neuen Wohnraum, ohne ihre Lebensqualität zu opfern? Der Immobiliendruck ist enorm, Investoren jagen Renditen. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für Klimaschutz und die Bedeutung von Grünräumen. Hermann Knoflacher von der TU Wien bringt es auf den Punkt: Autoverkehr sei die “ineffizienteste, umweltschädigendste und sozialunverträglichste” Verkehrsart.

Die kommenden Monate werden zeigen, wohin die Reise geht. Beim Lobau-Tunnel drohen weitere Klagen und Proteste von Umweltorganisationen. Beim Heumarkt könnte die UNESCO ernst machen und Wien den Welterbe-Status entziehen, falls die Stadt an den Hochhausplänen festhält.

Die Weichen für Wiens Zukunft werden jetzt gestellt – und die Fronten zwischen Wachstum und Bewahrung verhärten sich zusehends.

@ boerse-global.de