Wien, Baustopp

Wien: Baustopp treibt Käufer ins Umland

13.10.2025 - 15:05:02

Hohe Baukosten und gestiegene Zinsen stoppen Wiener Neubauprojekte, während die Nachfrage im Umland explodiert. Mietpreise steigen um bis zu 9% bei knapper werdendem Angebot.

Wiener Neubauprojekte stehen still. Hohe Baukosten und gestiegene Zinsen zwingen Bauträger zum Abwarten, während der „Speckgürtel“ in Niederösterreich und dem Burgenland einen Nachfrage-Boom erlebt.

Die Zahlen sind dramatisch: Wien verzeichnet sinkende Fertigstellungszahlen, gleichzeitig explodiert die Nachfrage außerhalb der Stadtgrenzen. Wer heute eine Wohnung sucht, muss entweder deutlich mehr zahlen oder weiter rausfahren.

Warum Wien baustoppt: Der toxische Mix

Branchengrößen wie Buwog und EHL haben bereits feste Projekte auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Grund ist simpel: „Es rechnet sich derzeit einfach nicht.“ Die Produktionskosten übersteigen in vielen Fällen den am Markt erzielbaren Wert.

Drei Faktoren wirken zusammen:
* Explodierende Baukosten durch Materialteuerung und Fachkräftemangel
* Zinswende der EZB verteuert Finanzierungen massiv
* Strenge KIM-Verordnung (bis Mitte 2025) erschwerte Kreditvergabe mit 20% Eigenkapital-Pflicht

Das Ergebnis: Drastisch weniger Baubewilligungen und ein verknapptes Angebot ab 2025.

Speckgürtel boomt: Wo alle hinziehen

Während in Wien die Kräne stillstehen, herrscht Goldrausch-Stimmung in Hollabrunn, Bruck an der Leitha und Neunkirchen. Der Wiener Speckgürtel dehnt sich spürbar aus.

Besonders gefragt sind gebrauchte Häuser und Eigentumswohnungen zwischen 300.000 und 400.000 Euro. Raiffeisen Immobilien bestätigt eine verstärkte Nachfrage in Niederösterreich und dem Burgenland.

Die Gründe für den Exodus:
* Deutlich günstigere Preise als in Wien
* Homeoffice macht Pendeln seltener nötig
* Gute öffentliche Verkehrsanbindung bleibt erhalten

Teufelskreis für Käufer: Warten oder weichen

2025 werden in Wien fast 60% weniger neue Mietwohnungen fertig als noch 2024. Der Mangel treibt die Preise für Erstbezüge um bis zu 9% nach oben – auch Bestandsmieten steigen spürbar.

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Wohnungssuchende stehen vor der Wahl: Entweder die hohen Wiener Preise akzeptieren oder ins Umland ausweichen. Diese Flucht verstärkt den Druck auf die dortigen Märkte und überfordert teilweise die Infrastruktur.

Für Gemeinden im Speckgürtel bedeutet der Ansturm: Mehr Einwohner, aber auch mehr Herausforderungen bei Verkehr, Schulen und Kindergärten.

Lichtblick: Gelockerte Regeln ab Mitte 2025

Das Auslaufen der strengen KIM-Verordnung gibt Banken wieder mehr Spielraum bei der Kreditvergabe. Besonders junge Familien und Erstkäufer profitieren von der erhöhten Flexibilität.

Experten prognostizieren für Österreich 2025 einen leichten Preisanstieg von 0,5%, ab 2026 dann wieder 3% jährlich. In Wien bleibt das Neubauwohnungs-Angebot jedoch knapp, im Speckgürtel stabilisieren sich die Preise auf höherem Niveau.

Entscheidend wird: Sinken die Baukosten wieder und greifen staatliche Wohnbau-Konjunkturpakete? Der Markt bleibt dynamisch – die Balance zwischen Stadt und Umland justiert sich neu.

@ boerse-global.de