WhatsApp-Sicherheitschef, Datenschutz-Skandal

WhatsApp-Sicherheitschef verklagt Meta wegen Datenschutz-Skandal

12.09.2025 - 19:01:01

Ehemaliger WhatsApp-Sicherheitschef erhebt schwere Vorwürfe gegen Meta: 1.500 Ingenieure hatten uneingeschränkten Zugriff auf sensible Nutzerdaten, täglich 100.000 Kontenübernahmen.

Schwere Vorwürfe erschüttern den Messenger-Giganten: Der ehemalige Sicherheitschef von WhatsApp wirft Meta vor, systematisch kritische Cybersecurity-Mängel ignoriert zu haben. Rund 1.500 Ingenieure sollen uneingeschränkten Zugang zu sensiblen Nutzerdaten gehabt haben.

Die diese Woche eingereichte Klage von Attaullah Baig zeichnet ein verheerendes Bild der internen Datenschutz-Praktiken bei dem Messenger-Dienst, den weltweit Milliarden Menschen nutzen. Besonders brisant: Die Vorwürfe stehen in scharfem Kontrast zu Konkurrent Telegram, der sich durch detaillierte Privatsphäre-Kontrollen profiliert.

Baig leitete die Sicherheitsabteilung von WhatsApp von 2021 bis zu seiner Kündigung im Februar 2025. Seine 115-seitige Klageschrift beim US-Bezirksgericht in Nordkalifornien beschuldigt Meta, tiefliegende Sicherheitslücken systematisch übersehen zu haben – zugunsten des Nutzerwachstums.

Explosive Vorwürfe: 1.500 Ingenieure mit Vollzugriff

Die Kernvorwürfe haben es in sich: Baig entdeckte bei Sicherheitstests, dass etwa 1.500 WhatsApp-Ingenieure „uneingeschränkten Zugang“ zu privaten Nutzerdaten hatten. Dazu gehörten Kontaktinformationen, IP-Adressen und Profilbilder – ohne ausreichende Überwachung ihrer Aktivitäten.

Falls diese Behauptungen stimmen, könnte Meta gegen das 4,2 Milliarden Euro schwere Datenschutz-Abkommen mit der US-Handelskommission FTC aus dem Jahr 2020 verstoßen haben. Dieses war nach dem Cambridge Analytica-Skandal geschlossen worden.

Noch alarmierender: Baig behauptet, täglich würden über 100.000 Nutzerkonten gehackt und übernommen. Seine Vorschläge zur Behebung dieser Sicherheitsmängel seien von der Führung konsequent ignoriert oder blockiert worden – bis hin zu CEO Mark Zuckerberg.

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Meta schießt zurück: „Schlechte Leistung“

Meta weist die Vorwürfe scharf zurück. Ein Unternehmenssprecher bezeichnete die Klage als „bekanntes Muster“ eines entlassenen Mitarbeiters mit „schlechter Leistung“, der nun mit „verzerrten Behauptungen“ an die Öffentlichkeit gehe.

Doch Baig sieht seine Kündigung als Rache für seine Warnungen. Nach anfangs positiven Bewertungen sei er zunehmend schikaniert worden, nachdem er 2021 die Sicherheitsrisiken der Führung präsentiert hatte. Parallel meldete er die vermeintlichen Compliance-Verstöße bei der Börsenaufsicht SEC und der Arbeitsschutzbehörde OSHA.

Der Privatsphäre-Kampf: Verschlüsselung gegen Nutzerkontrolle

Die Kontroverse offenbart einen grundlegenden Konflikt in der Messenger-Landschaft. WhatsApp bewirbt seine standardmäßige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung als Sicherheits-Eckpfeiler. Nachrichten und Anrufe sind damit vor allen Außenstehenden geschützt – sogar vor Meta selbst.

Die Klage-Vorwürfe legen jedoch nahe: Während Nachrichten-Inhalte sicher sein mögen, könnten Metadaten und Nutzerinformationen intern unzureichend geschützt sein.

Hier punktet Konkurrent Telegram mit einem anderen Ansatz. Zwar bietet Telegram nicht standardmäßig Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für alle Chats. Dafür gewährt es Nutzern deutlich detailliertere Privatsphäre-Kontrollen.

Telegrams Trumpf: Präzise „Zuletzt online“-Steuerung

Ein entscheidender Unterschied liegt in Telegrams ausgefeilten Sichtbarkeits-Einstellungen. Nutzer können exakt definieren, wer ihren Online-Status sehen darf: „Jeder“, „Meine Kontakte“ oder „Niemand“.

Besonders clever: Sie können spezifische Ausnahmen festlegen. So bleiben sie für enge Freunde sichtbar, während Kollegen ausgesperrt werden. Um komplette Informations-Leere zu vermeiden, zeigt Telegram ungefähre Zeitstempel wie „kürzlich online“ oder „vor einer Woche“.

Diese granulare Kontrolle gibt Nutzern direkte Macht über ihre digitale Präsenz – ein Ansatz, der angesichts wachsender Sorgen über Tech-Konzerne und Nutzerdaten zunehmend resoniert.

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Was auf dem Spiel steht

Falls Baigs Vorwürfe bewiesen werden, könnte das Vertrauen in WhatsApp massiv erschüttert werden. Die Marke basiert auf dem Versprechen privater, sicherer Kommunikation. Die Behauptung, hunderte Ingenieure könnten frei auf Nutzerdaten zugreifen, untergräbt dieses Versprechen fundamental.

Die rechtliche Auseinandersetzung zwischen Baig und Meta steht erst am Anfang. FTC und SEC könnten eigene Untersuchungen einleiten, um mögliche Verstöße gegen das Abkommen von 2020 zu prüfen. Parallel verschärft sich die Gesetzgebungslandschaft: Die EU-Pläne für „Chat-Kontrollen“ könnten Messenger-Dienste zum Scannen nach illegalen Inhalten zwingen – was Experten zufolge die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung fundamental brechen könnte.

Für Millionen Nutzer wird die Entscheidung komplexer: Vertrauen sie eher einem technischen Protokoll oder den Richtlinien des Unternehmens, das es umsetzt?

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