WhatsApp, Messenger

WhatsApp öffnet sich: EU zwingt Messenger zur Interoperabilität

14.11.2025 - 15:50:12

WhatsApp erlaubt ab dieser Woche erstmals Nachrichten von anderen Messenger-Apps. Was nach mehr Freiheit klingt, wirft massive Sicherheitsfragen auf: Kann die berühmte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung halten, wenn plötzlich Drittanbieter mitmischen? Über zwei Milliarden Nutzer warten auf die Antwort.

Die Neuerung ist keine freiwillige Geste von Meta. Der EU-Digital Markets Act zwingt den Konzern, sein geschlossenes Ökosystem aufzubrechen. Jahrelang war WhatsApps Hauptversprechen die Sicherheit durch Abschottung. Jetzt muss Meta beweisen, dass Öffnung und Datenschutz vereinbar sind.

In den Einstellungen erscheint ein neuer Bereich: “Drittanbieter-Chats”. Nutzer müssen die Funktion aktiv einschalten – standardmäßig bleibt alles beim Alten. Externe Nachrichten landen dann in einem separaten Ordner, klar getrennt von normalen WhatsApp-Chats.

Anzeige

Viele Android-Nutzer übersehen diese 5 Sicherheitsmaßnahmen – genau die Schritte, die helfen, Risiken durch unsichere Drittanbieter-Apps, Phishing oder Malware zu reduzieren. Das kostenlose Sicherheitspaket erklärt praxisnah, welche Berechtigungen Sie prüfen, wie Sie Apps vorab bewerten und welche Einstellungen in WhatsApp und Android Sie sofort härten sollten. Mit klaren Checklisten und Schritt-für-Schritt-Anleitungen schließen Sie die häufigsten Lücken. Gratis-Sicherheitspaket für Android jetzt sichern

Der Start fällt bescheiden aus. Aktuell funktioniert die Anbindung nur mit zwei wenig bekannten Diensten: BirdyChat und Haiket. Die Funktionen beschränken sich zunächst auf Einzelchats mit:

  • Textnachrichten
  • Bildern und Videos
  • Sprachnachrichten
  • Dateien

Gruppenchats sollen erst 2025 folgen, Sprach- und Videoanrufe gar erst 2027. Desktop- und Web-Versionen bleiben vorerst außen vor.

Das Verschlüsselungs-Dilemma spaltet Experten

WhatsApp setzt auf das Signal-Protokoll – der Goldstandard für sichere Kommunikation. Drittanbieter müssen entweder dasselbe Protokoll nutzen oder ein gleichwertiges implementieren. Soweit die Theorie.

Die Praxis wirft Fragen auf: Wie überprüft WhatsApp, ob ein Partner-Messenger die Verschlüsselung wirklich korrekt umsetzt? Eine einzige Schwachstelle in einer Drittanbieter-App könnte die gesamte Kommunikationskette gefährden. Größere Messenger wie Signal und Threema zögern deshalb, sich anzubinden – das Risiko erscheint ihnen zu hoch.

Hinzu kommt: Jeder potenzielle Partner muss einen Vertrag mit Meta unterzeichnen. Das schafft neue Abhängigkeiten und wirft die Frage auf, wer am Ende die Kontrolle über die Daten behält.

Neue Einfallstore für Spam und Phishing

Das geschlossene System war bisher ein wirksamer Schutz gegen massenhaften Betrug. Mit den neuen Schnittstellen öffnen sich potenzielle Schlupflöcher für Kriminelle.

Weniger sichere Drittanbieter-Apps könnten zur Schwachstelle werden. Betrüger könnten dort leichter gefälschte Konten erstellen und WhatsApp-Nutzer mit Phishing-Nachrichten oder Malware bombardieren. Die Verifizierung der Identität über Plattformgrenzen hinweg bleibt eine ungelöste Herausforderung.

Noch heikler wird es beim Datenschutz. Seit April 2024 warnt WhatsApp in seinen Datenschutzhinweisen: Bei Drittanbieter-Chats werden auch Daten von Nicht-WhatsApp-Nutzern erfasst. Telefonnummern, Kommunikationszeitpunkte, Kontaktmuster – Meta sammelt Informationen über Menschen, die WhatsApp bewusst meiden.

Der Digital Markets Act zeigt Zähne

Die EU lässt den Tech-Giganten keine Wahl. Der Digital Markets Act stuft Meta mit WhatsApp und Facebook Messenger als “Gatekeeper” ein – als zu mächtigen Marktwächter, der den Wettbewerb erstickt.

Die Verpflichtung zur Interoperabilität soll Nutzern Freiheit zurückgeben. Wer einen kleineren Messenger bevorzugt, soll nicht mehr den Kontakt zu Freunden verlieren, nur weil die WhatsApp nutzen. Ein nobles Ziel, doch der Weg dahin ist steinig.

Der Schritt markiert einen fundamentalen Wandel: weg von proprietären Festungen, hin zu einem föderierten Modell – ähnlich wie bei E-Mails seit Jahrzehnten Standard. Ob ein dezentralisiertes Messaging-Ökosystem dieselbe Sicherheit bieten kann wie geschlossene Systeme? Die kommenden Jahre werden es zeigen.

Ein Marathon mit ungewissem Ausgang

Der aktuelle Status ist bestenfalls ein Testballon. Zwei unbekannte Partner-Apps, keine Gruppenunterstützung, keine Anrufe – von nahtloser Kommunikation kann keine Rede sein.

Die nächsten Meilensteine stehen fest: Gruppenchats bis Ende 2025, Sprach- und Videoanrufe bis 2027. Technisch werden diese Schritte noch komplexer als der jetzige Auftakt.

Entscheidend wird sein, ob Meta und seine Partner ein vertrauenswürdiges Sicherheitsframework aufbauen können. Die nächsten Monate sind ein Lackmustest: Führt die Öffnung zu echtem Wettbewerb und mehr Nutzerfreiheit? Oder entstehen unkontrollierbare Risiken für die Privatsphäre von Milliarden Menschen? Verbraucher, Regulierer und Sicherheitsexperten beobachten genau – und skeptisch.

Anzeige

PS: Diese 5 Maßnahmen machen Ihr Smartphone spürbar sicherer – und schließen viele der Lücken, die neue Drittanbieter-Schnittstellen offenbaren. Der kostenlose Ratgeber zeigt, wie Sie Phishing-Nachrichten erkennen, App-Berechtigungen richtig setzen und Ihr Gerät gegen Schadsoftware härten. Ideal für alle, die trotz neuer Verbindungen ihre Privatsphäre schützen wollen. Jetzt Android-Schutzpaket herunterladen

@ boerse-global.de