WhatsApp, EU-Nutzer

WhatsApp: EU-Nutzer können jetzt mit anderen Apps chatten

14.11.2025 - 13:02:11

WhatsApp öffnet sich erstmals für andere Messenger – zumindest in Europa. Ab heute können Nutzer in der EU mit Kontakten auf anderen Plattformen kommunizieren, ohne die App zu wechseln. Die Neuerung ist eine direkte Folge des Digital Markets Act, mit dem Brüssel die Macht der Tech-Giganten brechen will. Zeitgleich arbeitet WhatsApp an einem Feature, das seit Jahren gewünscht wird: Nutzernamen statt Telefonnummern.

Was auf den ersten Blick nach einer kleinen technischen Änderung klingt, könnte die Messenger-Landschaft grundlegend verändern. Erstmals in seiner Geschichte muss WhatsApp seine geschlossene Plattform öffnen. Nutzer entscheiden künftig selbst, ob sie Nachrichten von anderen Diensten empfangen möchten – und wie diese angezeigt werden.

Die Funktion startet zunächst mit zwei Partner-Diensten: BirdyChat und Haiket. Weitere sollen folgen, sobald sie die technischen Anforderungen erfüllen. Wer das Feature nutzen möchte, findet es unter Einstellungen > Konto > Drittanbieter-Chats.

Die Funktionsweise ist simpel: Textnachrichten, Bilder, Sprachnachrichten, Videos und Dateien lassen sich plattformübergreifend austauschen. Allerdings gibt es Einschränkungen. Status-Updates, Sticker und verschwindende Nachrichten funktionieren nicht in diesen Cross-Platform-Chats. Auch Gruppenchats mit Nutzern anderer Dienste sind zunächst nicht möglich – das soll aber nachgereicht werden.

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Nutzer können wählen: Sollen Nachrichten von anderen Plattformen in einem separaten Ordner landen oder direkt im Hauptpostfach auftauchen? Diese Wahlfreiheit dürfte besonders für Power-User interessant sein, die ihre Kommunikation strikt trennen möchten.

Sicherheit bleibt oberste Priorität

Die wohl größte Sorge vieler Nutzer: Was passiert mit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung? Meta stellt klar, dass alle Partner-Dienste das gleiche Sicherheitsniveau bieten müssen. Nachrichten bleiben also verschlüsselt, auch wenn sie zwischen verschiedenen Plattformen ausgetauscht werden.

Doch es gibt einen Haken: WhatsApp garantiert nur für seinen Teil der Kommunikation. Was andere Apps mit den Daten machen, liegt nicht in Metas Händen. Das Unternehmen rät deshalb ausdrücklich dazu, die Datenschutzrichtlinien der verbundenen Dienste genau zu prüfen.

Ein weiteres Detail könnte unangenehme Überraschungen bergen: Wer auf WhatsApp blockiert wurde, kann möglicherweise über einen Drittanbieter-Dienst trotzdem Kontakt aufnehmen. Jede Plattform verwaltet ihre Blocklisten selbst – eine Lücke, die in der Praxis für Ärger sorgen könnte.

Nach eigenen Angaben hat Meta über drei Jahre lang mit europäischen Messenger-Diensten und der EU-Kommission an dieser Lösung gearbeitet. Das Ergebnis ist ein Kompromiss zwischen regulatorischen Anforderungen und dem Anspruch, die Sicherheitsstandards nicht zu verwässern.

Die Zukunft heißt Nutzername

Parallel zur Öffnung für andere Dienste revolutioniert WhatsApp seine interne Struktur. Das Unternehmen testet in der Beta-Version ein System, bei dem Nutzer nicht länger ihre Telefonnummer teilen müssen. Stattdessen können sie sich über einen selbstgewählten Nutzernamen finden lassen.

Die neuesten Beta-Versionen für iOS zeigen, wie das funktionieren könnte: Eine Suchleiste erlaubt es, Menschen über ihren Nutzernamen zu finden und direkt anzurufen – per Sprache oder Video. Gibt man eine unbekannte Telefonnummer ein, zeigt die App künftig möglicherweise den zugehörigen Nutzernamen an. Das macht es einfacher, unbekannte Kontakte zu identifizieren.

Besonders interessant: WhatsApp arbeitet offenbar an einem Reservierungssystem für Nutzernamen. Wer bereits auf Facebook oder Instagram einen bestimmten Namen nutzt, könnte diesen auch auf WhatsApp beanspruchen. Das würde eine tiefere Verzahnung im Meta-Ökosystem bedeuten – und die Verifizierung über das Meta Accounts Centre erfordern.

Späte Antwort auf langjährige Kritik

Die Abhängigkeit von Telefonnummern war jahrelang ein Alleinstellungsmerkmal von WhatsApp. Doch zunehmend wurde daraus ein Datenschutzproblem. Konkurrenten wie Telegram bieten schon lange die Möglichkeit, anonym zu kommunizieren. WhatsApp zieht nun nach – allerdings erst 2026.

Für Unternehmen gilt eine feste Deadline: Bis Juni 2026 müssen sie auf das neue System umgestellt sein. Das deutet darauf hin, dass Meta den Wechsel konsequent durchziehen will. Für die mehr als zwei Milliarden Nutzer weltweit könnte das bedeuten: Die Ära der Telefonnummer als digitaler Ausweis geht zu Ende.

Was bedeutet das für den Messenger-Markt?

Die nächsten Monate werden zeigen, wie gut die Drittanbieter-Integration funktioniert. Entscheidend ist vor allem, wie viele andere Dienste mitmachen. Je mehr Partner sich anschließen, desto attraktiver wird das Feature.

Doch die wahre Revolution könnte woanders liegen: Mit der Nutzernamen-Funktion entfernt sich WhatsApp von seinem ursprünglichen Konzept eines telefonbasierten Messengers. Das Unternehmen wird flexibler, moderner – und versucht gleichzeitig, die Kontrolle über die digitale Identität seiner Nutzer zu behalten.

Ob dieser Spagat gelingt, wird sich zeigen. Klar ist: Die geschlossene WhatsApp-Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. Zumindest nicht in Europa.

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