Visa schlägt Alarm: Betrug wird zur Industrie
20.11.2025 - 22:10:12Die Finanzbranche steht vor einem fundamentalen Wandel in der Kriminalitätsbekämpfung. Betrüger agieren nicht mehr als Einzeltäter, sondern organisieren sich wie Tech-Startups – mit skalierbarer Infrastruktur und systematischen Angriffen. Das zeigen mehrere Berichte, die heute koordiniert veröffentlicht wurden und ein beunruhigendes Bild der globalen Bedrohungslage zeichnen.
Warum uns das betreffen sollte? Die Methoden, die in den USA und Großbritannien perfektioniert werden, schwappen unweigerlich nach Europa über. Und die Zahlen sind alarmierend: Allein in Großbritannien entstanden durch Betrug Schäden von über 11 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
In seinem heute veröffentlichten Bedrohungsbericht für Herbst 2025 identifiziert Visa fünf Kräfte, die das Sicherheitsgefüge im Zahlungsverkehr fundamental erschüttern. Die besorgniserregendste Entwicklung: Betrüger haben opportunistische Einzelaktionen aufgegeben und bauen stattdessen wiederverwendbare Infrastrukturen auf.
„Die Zahlungsbranche erlebt einen Paradigmenwechsel”, erklärte Paul Fabara, Chief Risk Officer bei Visa. „Kriminelle arbeiten nicht mehr als Einzeltäter – sie organisieren sich wie Tech-Startups.”
Das bedeutet konkret: Betrüger sammeln systematisch gestohlene Zugangsdaten, bauen Datenbanken auf und schlagen dann koordiniert zu. Statt schneller, auffälliger Attacken setzen sie auf geduldiges Vorgehen und massive, zeitgleiche Angriffe, die herkömmliche Abwehrsysteme überfordern.
Viele Android-Nutzer unterschätzen, wie leicht Kriminelle heute gestohlene Zugangsdaten oder Schadsoftware einschleusen – speziell bei Online-Banking und mobilen Zahlungs-Apps, die im Artikel genannt werden. Das kostenlose Sicherheitspaket erklärt die fünf wichtigsten Schutzmaßnahmen für Ihr Android-Smartphone mit leicht verständlichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Checklisten und Empfehlungen zu geprüften Apps. Schützen Sie Ihre Konten, sichern Sie Backups und verhindern Sie Datendiebstahl, bevor Geld verloren geht. Gratis-Schutzpaket für Android herunterladen
Die Echtheitskrise im digitalen Zeitalter
Visa warnt vor einer „Authenticity Crisis” – einer Krise der Echtheit. Die Verbreitung synthetischer Inhalte und hochentwickelter Imitationstechniken macht es Banken zunehmend schwer, legitime Transaktionen zu verifizieren. Michael Jabbara, Senior Vice President bei Visa, bringt es auf den Punkt: „Die Realität ist, dass jeder mit Internetzugang zum Betrüger werden kann.”
Besonders perfide: Die neue Generation von Kriminellen agiert langsam und unauffällig. Sie hortet gestohlene Anmeldedaten über Wochen oder Monate, bevor sie in koordinierten Wellen zuschlägt.
Großbritannien: 164,5 Millionen Euro durch Schneeballsysteme verloren
Parallel zu Visas globaler Warnung veröffentlichte die britische Betrugsbekämpfungsbehörde NFIB heute erschreckende Zahlen. Pyramiden- und Schneeballsysteme verursachten die höchsten finanziellen Verluste: 164,5 Millionen Euro aus weniger als 5.000 gemeldeten Fällen.
Online-Banking-Betrug folgt dicht dahinter mit Verlusten von 150,8 Millionen Euro. Die Zahlen offenbaren eine beunruhigende Tendenz zu „wenigen, aber lukrativen” Betrugsfällen. Opfer von Schneeballsystemen verloren durchschnittlich 33.700 Euro pro Person.
Liz Ziegler, Betrugsbekämpfungs-Direktorin der Lloyds Banking Group, forderte heute die britische Regierung zum Handeln auf: „Betrug ist Großbritanniens häufigstes Verbrechen. Es kostet Verbraucher über 11 Milliarden Euro jährlich und untergräbt das Vertrauen in Online-Plattformen.”
Banken fordern: Tech-Konzerne müssen Daten teilen
Ziehers zentrale Forderung: Die Regierung muss Tech-Unternehmen und Telekommunikationsanbieter gesetzlich verpflichten, Betrugsdaten mit Banken zu teilen. „Sektorübergreifender Datenaustausch zwischen Banken, Tech-Konzernen und Telekommunikationsanbietern ist unverzichtbar, um Betrügereien an der Quelle zu unterbinden”, schrieb sie in einer heute veröffentlichten Stellungnahme.
Der Gedanke dahinter: Viele Betrügereien beginnen auf Social-Media-Plattformen oder über gefälschte Websites. Ohne Zugriff auf die Daten dieser Plattformen können Banken Kriminelle erst stoppen, wenn bereits Geld transferiert wurde.
USA: Regulierungsbehörde rudert bei Open Banking zurück
Während in Europa die Diskussion um Datenaustausch an Fahrt aufnimmt, vollzieht die US-Verbraucherschutzbehörde CFPB eine überraschende Kehrtwende. Berichte von Bloomberg Law zeigen: Die Behörde überarbeitet eilig ihre Open-Banking-Regeln – noch vor Jahresende.
Die revidierte Regelung würde Banken erlauben, von Fintechs Gebühren für den Zugriff auf Kundendaten zu verlangen. Das markiert einen deutlichen Kurswechsel. Bisher setzte die CFPB auf kostenlosen, unbeschränkten Zugang, um Wettbewerb zu fördern.
Die Finanzbranche ist gespalten: Banken argumentieren, dass Gebühren notwendig sind, um sichere, leistungsfähige Schnittstellen zu unterhalten. Fintech-Vertreter befürchten, dass diese Kosten an Verbraucher weitergegeben werden oder innovative Budget- und Spar-Apps ersticken könnten.
Revolut und Biometrie: Die technische Gegenoffensive
Inmitten regulatorischer Turbulenzen setzen Fintech-Unternehmen auf technische Lösungen. Revolut, die Neobank mit über 50 Millionen Nutzern, gab heute bekannt, dass sie Aikido Security für die Absicherung ihrer Open-Source-Software ausgewählt hat.
„Wenn du für 65+ Millionen Kunden in 39 Märkten entwickelst, kann Sicherheit kein nachträglicher Gedanke sein”, erklärte Arsalan Ghazi, Sicherheitschef bei Revolut. Die Partnerschaft soll automatisch Schwachstellen im Code erkennen – besonders wichtig, da Revolut für 2025 einen KI-gesteuerten Finanzassistenten plant.
Gleichzeitig veröffentlichte das Marktforschungsunternehmen Javelin Strategy & Research heute seine Bewertung biometrischer Zahlungsmethoden. Der Bericht identifiziert Unternehmen wie Wink und Verifone als führend bei der Integration sicherer, reibungsloser Authentifizierung an Verkaufsstellen.
„Der Markt für biometrische Authentifizierung am Verkaufsort ist wirklich im Entstehen”, kommentierte Christopher Miller, Chefanalyst bei Javelin. Er prognostiziert, dass 2026 „Bezahlen per Gesicht” oder „Bezahlen per Handabdruck” zum Mainstream werden könnte – Technologien, die physische Karten und PINs überflüssig machen.
Der Balanceakt zwischen Komfort und Sicherheit
Die Entwicklungen der letzten Tage verdeutlichen das zentrale Dilemma moderner Bankgeschäfte: der Konflikt zwischen nahtloser Nutzererfahrung und robuster Sicherheit. Visas Bericht zur „Echtheitskrise” legt nahe, dass die Ära unsichtbarer, reibungsloser Sicherheit zu Ende geht.
Da KI Imitationen erleichtert, könnten Banken gezwungen sein, „positive Reibung” wieder einzuführen – biometrische Prüfungen oder zusätzliche Authentifizierungsschritte, um zu verifizieren, dass Nutzer tatsächlich die sind, die sie vorgeben zu sein.
Die mögliche Gebührenerhebung der CFPB führt jedoch eine andere Art von Reibung ein: eine wirtschaftliche. Wenn Open Banking teurer wird, könnte die nahtlose Verbindung zwischen Bankkonten und Drittanbieter-Apps, an die sich Verbraucher gewöhnt haben, zum Premium-Service werden.
Was kommt 2026?
Die Branche erwartet für 2026 eine regulatorische Verschärfung gegen „Ermöglicher” von Betrug. Lloyds Banks Forderung nach verpflichtendem Datenaustausch deutet darauf hin, dass Telekommunikationsanbieter und Social-Media-Plattformen zunehmend für Betrügereien haftbar gemacht werden, die auf ihren Netzwerken gedeihen.
Die von Visa identifizierte „Industrialisierung” des Betrugs wird wahrscheinlich eine entsprechende Industrialisierung der Verteidigung antreiben. Banken werden voraussichtlich von isolierten Betrugserkennung-Systemen zu „kollaborativen Intelligenz-Modellen” übergehen, bei denen Bedrohungsdaten in Echtzeit über Grenzen und Branchen hinweg geteilt werden – um die ausgefeilten, KI-gesteuerten Angriffe von morgen zu erkennen.
Kein Wunder also, dass die Rufe nach grenzüberschreitender Zusammenarbeit lauter werden. Denn eines ist klar: Die Kriminellen arbeiten längst international vernetzt. Die Verteidiger müssen nachziehen.
PS: Die Berichte in diesem Artikel zeigen, wie systematisch Kriminelle Daten sammeln und in koordinierten Wellen zuschlagen — deshalb reicht reines Hoffen nicht. Fordern Sie den kompakten Gratis-Ratgeber an, der erklärt, wie Sie WhatsApp, Online-Banking, PayPal und andere Apps sicher konfigurieren, welche Einstellungen Sie sofort ändern sollten und welche einfachen Gewohnheiten Datendiebe ausschließen. Mit Checkliste und sofort umsetzbaren Tipps für jeden Android-Nutzer. Jetzt kostenlosen Android-Sicherheitsratgeber anfordern


