Ver.di startet Tarifverhandlungen im ÖPNV 2026
27.11.2025 - 12:41:12Die Gewerkschaft ver.di hat am Donnerstag ihre Forderungen für die Tarifrunde 2026 im öffentlichen Nahverkehr eingereicht. Statt klassischer Gehaltserhöhungen stehen diesmal Arbeitszeitverkürzung und längere Ruhezeiten im Fokus – eine Reaktion auf den dramatischen Personalmangel in Deutschlands Bussen und Bahnen.
Rund 150 kommunale Verkehrsbetriebe mit zehntausenden Beschäftigten sind von den Verhandlungen betroffen. Die Friedenspflicht endet am 31. Dezember 2025, ab Januar könnten Pendler mit Streiks rechnen.
Die Gewerkschaft überreichte ihre Forderungskataloge am 27. November 2025 zeitgleich den kommunalen Arbeitgeberverbänden in allen 16 Bundesländern. Der ungewöhnliche Schwerpunkt: Nicht das Gehalt, sondern die Arbeitsbedingungen sollen verbessert werden.
Passend zum Thema Arbeitszeit und Ruhezeiten: Die jüngsten Forderungen von ver.di zeigen, wie kompliziert die Umsetzung rechtssicherer Dienstpläne geworden ist. Arbeitgeber und Betriebsräte stehen vor neuen Pflichten – inklusive Arbeitszeiterfassung und dokumentierten Ruhezeiten. Ein kostenloses E‑Book erklärt, wie Sie Arbeitszeiterfassung rechtskonform einführen, mit sofort nutzbaren Mustervorlagen für Stundenzettel, Pausen- und Ruhezeiten. So vermeiden Sie Bußgelder und schaffen transparente Dienstpläne. Kostenlose Vorlagen für Arbeitszeiterfassung herunterladen
- Kürzere Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich
- Mindestens 11 Stunden Ruhezeit zwischen den Schichten
- Reduzierte Schichtlängen für Fahrpersonal
- Höhere Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit
„Attraktive Arbeitsbedingungen sind für den Nahverkehr eine Schlüsselfrage”, erklärte Christine Behle, stellvertretende ver.di-Vorsitzende. „Die Fachkräfte, die wir dringend brauchen, können wir nur gewinnen und halten, wenn in den Betrieben gute Arbeit herrscht.”
16 Bundesländer, ein Zeitplan
In einem strategischen Schachzug hatte ver.di zuvor die Manteltarifverträge bundesweit synchronisiert. Alle laufen zum Jahresende aus – damit kann die Gewerkschaft erstmals koordiniert Druck aufbauen, auch wenn auf Landesebene verhandelt wird.
Die Kernforderungen sind überall ähnlich, doch es gibt regionale Besonderheiten: In Brandenburg, Thüringen und dem Saarland verhandelt ver.di zusätzlich über direkte Lohn- und Gehaltserhöhungen. In Hamburg finden separate Gespräche mit Hochbahn und VHH statt. Allein in Nordrhein-Westfalen sind über 30.000 Beschäftigte in mehr als 30 Verkehrsbetrieben betroffen.
Der Teufelskreis des Personalmangels
Ver.di argumentiert mit einer Abwärtsspirale: Schlechte Bedingungen führen zu hoher Fluktuation und Krankenständen, was die Verbliebenen noch stärker belastet – und weitere Kündigungen provoziert.
„Wir haben einen dramatischen Arbeitskräftemangel im Nahverkehr und unglaublichen Druck auf die Beschäftigten”, so Behle. „Täglich fallen in allen Tarifgebieten Busse und Bahnen aus, weil das Personal fehlt.”
Hohe Krankenstände und eine bevorstehende Pensionierungswelle verschärfen die Lage. Die Rekrutierung neuer Fahrer und Techniker ist zur existenziellen Herausforderung für Deutschlands Verkehrsbetriebe geworden.
Countdown zum Konflikt
Bis Silvester bleibt es ruhig – die Friedenspflicht schützt Pendler noch vor Streiks. Doch ab Januar könnte es turbulent werden.
Die Verhandlungen beginnen in den meisten Bundesländern Mitte Januar 2026. In NRW ist der erste Termin für den 21. Januar angesetzt. Kommt es nicht zügig zu Fortschritten, drohen bereits Ende Januar oder im Februar erste Warnstreiks.
„Die Arbeitgeber müssen schnell konstruktive Angebote vorlegen”, warnte ein ver.di-Sprecher in Berlin. „Blockieren sie den Fortschritt, sollten sich Fahrgäste auf unbequeme Wochen Anfang nächsten Jahres einstellen.”
Verkehrswende unter Druck
Das Ergebnis der Tarifrunde wird weit über die Branche hinaus Beachtung finden. Der Ausbau und die Zuverlässigkeit des öffentlichen Nahverkehrs sind zentrale Säulen der deutschen Verkehrswende.
Die Verkehrsbetriebe warnen allerdings: Die Erfüllung aller Gewerkschaftsforderungen würde die Betriebskosten erheblich erhöhen – in Zeiten, in denen kommunale Haushalte ohnehin angespannt sind. Kann sich Deutschland attraktive Arbeitsbedingungen im ÖPNV leisten? Oder gefährdet deren Fehlen die gesamte Mobilitätswende?
Ab Januar werden die Verhandlungstische zeigen, wie ernst es Politik und Arbeitgebern mit der Zukunft des öffentlichen Verkehrs tatsächlich ist.
Übrigens: Wenn Forderungen wie längere Ruhezeiten oder kürzere Schichten Realität werden, brauchen Betriebe praxistaugliche Vorlagen. Dieser Gratis-Guide liefert Checklisten zur Pausenregelung, Musterformulare und Tipps für die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat – ideal für Verkehrsunternehmen und Personalverantwortliche, die rechtssichere Arbeitszeitregeln umsetzen wollen. Jetzt gratis Arbeitszeiterfassungs-Guide sichern


