USA setzen auf neue Handelspartner: Abkehr vom Zollkrieg?
17.11.2025 - 03:00:12Washington vollzieht eine Kehrtwende in der Handelspolitik. Statt pauschaler Strafzölle setzt die US-Regierung nun auf maßgeschneiderte Deals – von Lateinamerika bis zur Schweiz. Selbst im Konflikt mit China gibt es eine überraschende Atempause. Doch was steckt wirklich hinter dieser Neuausrichtung?
Die jüngsten Ankündigungen aus dem Weißen Haus deuten auf einen grundlegenden Strategiewechsel hin. Während in der Vergangenheit breit angelegte Zollkonflikte dominierten, scheint Washington nun auf gezielte Partnerschaften zu setzen. Die Motivation ist klar: steigende Lebensmittelpreise im Inland, der Druck auf heimische Unternehmen und die Erkenntnis, dass Handelskriege nicht immer den gewünschten Effekt erzielen.
Am 14. November verkündete die US-Regierung den Abschluss von Rahmenabkommen mit Argentinien, Ecuador, Guatemala und El Salvador. Das Versprechen: US-Zölle auf wichtige Lebensmittel und andere Importgüter aus diesen Ländern fallen weg. Im Gegenzug öffnen sich deren Märkte für amerikanische Chemie-, Fahrzeug- und Agrarproduzenten.
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Der Hintergrund? In den USA sind die Preise für Kaffee, Bananen und Rindfleisch deutlich gestiegen. Die Regierung reagiert damit auf den innenpolitischen Druck verärgerte Verbraucher. Gleichzeitig stärken die Deals regionale Lieferketten und reduzieren die Abhängigkeit von asiatischen Importen.
Die betroffenen Regierungen zeigten sich erfreut über die Initiative. Erste Abkommen könnten bereits in den kommenden zwei Wochen finalisiert werden. Gespräche mit weiteren mittel- und südamerikanischen Staaten laufen parallel – offenbar mit positiven Signalen.
Schweiz-Deal: 200 Milliarden als Türöffner
Noch spektakulärer fällt die Einigung mit der Schweiz aus. Die massiven US-Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Importe sollen auf 15 Prozent sinken – eine drastische Entlastung für die Exportnation. Der Preis: Schweizer Unternehmen verpflichten sich zu Investitionen von umgerechnet 190 Milliarden Euro in den USA.
Welche Konzerne profitieren am meisten? Pharmariesen wie Roche und Novartis, die ohnehin starke US-Präsenz haben, sowie Industriekonzerne wie ABB und Stadler Rail. Das Weiße Haus feiert die Vereinbarung bereits als historisch, auch wenn die Unterschrift unter ein verbindliches Abkommen noch aussteht.
Für europäische Beobachter wirft der Deal Fragen auf: Könnte Deutschland mit seinen Automobilherstellern und Maschinenbauern ähnliche Deals anstreben? Oder bleibt die EU-Handelspolitik auf Konfrontationskurs mit Washington? Die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied genießt hier deutlich mehr Flexibilität.
China-Kompromiss: Einjährige Atempause
Überraschend pragmatisch zeigt sich Washington auch gegenüber Peking. Anfang November wurde die umstrittene “50-Prozent-Regel” für ein Jahr ausgesetzt – eine Vorschrift, die den Kreis sanktionierter chinesischer Firmen von etwa 1.400 auf potenziell 20.000 erweitert hätte. Viele Unternehmen wären damit faktisch vom US-Finanzsystem und wichtigen Technologien abgeschnitten worden.
Chinas Gegenleistung? Peking lockerte seinerseits die Exportkontrollen für Seltene Erden – jene Rohstoffe, ohne die moderne Halbleiter- und Technologieproduktion undenkbar ist. Ein klassischer Interessenausgleich, der beiden Seiten Luft verschafft.
Parallel dazu hob Washington per Präsidialdekret Zölle auf diverse Agrarprodukte wie Rindfleisch, Tomaten und Kaffee auf. Das Ziel: Die rasant steigenden Lebensmittelpreise im eigenen Land zu dämpfen. Kann diese Maßnahme tatsächlich die Inflation bremsen? Oder handelt es sich lediglich um symbolische Politik vor dem Hintergrund wachsenden Unmuts in der Bevölkerung?
Pragmatismus statt Ideologie?
Die Entwicklungen der vergangenen Tage ergeben ein überraschendes Gesamtbild. Anstatt auf maximale Konfrontation zu setzen, wählt die US-Regierung nun den Weg gezielter Deals. Lateinamerika als regionaler Partner für Lebensmittel, die Schweiz als Investitionsquelle, China als notwendiger Technologie-Partner – jede Beziehung wird nach wirtschaftlichem Nutzen kalibriert.
Analysten vermuten, dass die Widerstandsfähigkeit vieler Schwellenländer gegenüber früheren Zollrunden zu diesem Umdenken beigetragen hat. Pauschale Strafmaßnahmen zeigten nicht die erhoffte Wirkung. Nun versucht Washington, Handelskonflikte präziser und im Einklang mit nationalen Wirtschaftsinteressen zu steuern.
Für europäische Unternehmen bedeutet das: Die globalen Handelsströme werden sich weiter verschieben. Deutsche Exporteure sollten die Entwicklung genau beobachten – und womöglich eigene Strategien überdenken. Bleiben DAX-Konzerne auf den traditionellen EU-US-Korridor fokussiert, während andere Regionen neue Chancen bieten?
Offene Fragen und Friktionen
So vielversprechend die Ankündigungen klingen – viele Details bleiben unklar. Die lateinamerikanischen Rahmenabkommen müssen noch in rechtsverbindliche Verträge überführt werden. Der Schweiz-Deal steht vor politischen Hürden auf beiden Seiten des Atlantiks. Und die einjährige China-Pause löst keine strukturellen Konflikte, sondern verschiebt sie lediglich.
Hinzu kommen angespannte globale Lieferketten. Logistikexperten meldeten Mitte November anhaltende Kapazitätsengpässe auf den wichtigsten Handelsrouten zwischen Asien, Europa und Nordamerika. Die hohe Nachfrage im Technologie- und Saisongeschäft treibt die Frachtraten in die Höhe.
Unternehmen im internationalen Handel müssen sich auf ein volatiles Umfeld einstellen. Handelsrouten und Partnerschaften ändern sich dynamisch. Wer heute noch auf etablierte Strukturen setzt, könnte morgen schon ins Hintertreffen geraten. Sind deutsche Mittelständler darauf vorbereitet – oder verlassen sie sich zu sehr auf die EU als Verhandlungsführer?
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