USA kippen Strafzölle gegen Brasilien – Neue Sanktionen gegen Iran
22.11.2025 - 16:41:12Die US-Regierung beendet die 40-Prozent-Strafzölle auf brasilianische Agrarprodukte, während gleichzeitig neue Sanktionen gegen Irans Schatten-Ölhandel verhängt werden.
Die USA vollziehen eine Kehrtwende in ihrer Handelspolitik: Washington hebt die umstrittenen 40-Prozent-Strafzölle auf brasilianische Agrarprodukte auf. Gleichzeitig verschärft das Finanzministerium die Sanktionen gegen den illegalen Ölhandel mit Iran drastisch. Die Maßnahmen zeigen: Während die Regierung im westlichen Hemisphäre auf Entspannung setzt, dreht sie andernorts die Daumenschrauben fester.
Am Donnerstag, den 20. November, unterzeichnete die US-Regierung eine Verfügung, die die Strafzölle auf brasilianisches Rindfleisch, Kaffee und weitere Agrarerzeugnisse mit sofortiger Wirkung aufhebt. Die Abgaben waren erst im Juli 2025 verhängt worden – als Druckmittel in bilateralen Verhandlungen. Nun sprechen Regierungsvertreter von „ersten Fortschritten” in den Gesprächen mit Brasília.
Die Zollbefreiung gilt rückwirkend ab dem 13. November und umfasst 238 Produktkategorien. Importeure, die seit diesem Datum bereits die 40-Prozent-Abgabe entrichtet haben, können Rückerstattungen beantragen. Die US-Zollbehörde fordert Händler auf, unverzüglich Korrekturen einzureichen.
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Lieferketten aufatmen – vorerst
„Das ist eine dringend notwendige Korrektur”, kommentierten Branchenanalysten die Entscheidung. Die Strafzölle hatten amerikanische Lebensmittelverarbeiter monatelang unter Druck gesetzt. Besonders betroffen: frisches und gefrorenes Rindfleisch sowie Kaffee – Produkte, bei denen Brasilien zu den wichtigsten Lieferanten der USA zählt.
Doch die Erleichterung dürfte nur begrenzt sein. Die Verfügung betrifft ausschließlich Agrarprodukte. Was mit den übrigen „Gegenzöllen” auf brasilianische Industriegüter geschieht, ließ das Weiße Haus offen. Beobachter erwarten weitere Richtlinien in den kommenden Wochen.
Schattenflotte im Visier: Sanktionswelle gegen Iran
Während Washington im Westen auf Deeskalation setzt, fährt es im Nahen Osten einen härteren Kurs. Am 20. und 21. November verhängte das Finanzministerium Sanktionen gegen über 50 Unternehmen, Personen und Schiffe, die in Irans „Schatten-Ölnetzwerk” verwickelt sein sollen.
Im Fokus: Reedereien und Handelsfirmen, die die Herkunft iranischen Erdöls verschleiern, um die Revolutionsgarden (IRGC-QF) zu finanzieren. Unter den sanktionierten Akteuren findet sich TR6 Petro India LLP, ein indischer Händler, der zwischen Ende 2024 und Mitte 2025 Bitumen im Wert von über 7,5 Millionen Euro aus Iran importiert haben soll.
„Diese Netzwerke setzen auf Täuschung und Verschleierung, um iranisches Öl zu transportieren”, heißt es in der Mitteilung des Finanzministeriums. Ebenfalls auf der Liste: die auf den Marshallinseln registrierte Bertha Shipping und RN Ship Management, die angeblich Millionen Barrel iranisches Flüssiggas nach Ostasien verschifft haben.
Compliance-Druck steigt
Für Compliance-Abteilungen bedeuten die neuen Sanktionen erheblichen Mehraufwand. Alle Geschäftspartner müssen gegen die aktualisierte SDN-Liste (Specially Designated Nationals) abgeglichen werden. Besonders brisant: Die Maßnahmen beinhalten sogenannte Sekundärsanktionen. Auch ausländische Finanzinstitute riskieren Strafen, wenn sie Transaktionen mit den gelisteten Akteuren abwickeln.
Experten raten zu sofortiger Aktualisierung der Screening-Systeme – insbesondere bei Geschäften mit indischen oder maritimen Dienstleistern.
Feuer auf Klimagipfel verzögert Verhandlungen
Einen unerwarteten Dämpfer erhielten diese Woche auch die Klimaverhandlungen in Belém, Brasilien. Am Donnerstag brach im Hochsicherheitsbereich des COP30-Gipfels ein Feuer aus. Zwar wurde die Flammen nach offiziellen Angaben innerhalb von sechs Minuten gelöscht, doch 13 Personen mussten wegen Rauchvergiftung behandelt werden.
Die Unterbrechung verzögerte Gespräche über die Standardisierung von CO₂-Abgaben – ein Vorhaben, das die EU und andere Industrienationen vorantreiben. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Handelspolitik und Klimaschutz? Die zeitliche Nähe zur US-Zollentscheidung lässt aufhorchen.
EU-Mercosur: Stillstand in Brüssel
Wie langsam sich echte Freihandelsabkommen in die Tat umsetzen lassen, zeigt das EU-Mercosur-Abkommen. Während die USA binnen Tagen Zölle aufheben können, steckt der bereits im Dezember 2024 politisch beschlossene Deal zwischen EU und den südamerikanischen Mercosur-Staaten weiterhin in der Ratifizierung fest.
Im September 2025 übermittelte die EU-Kommission die Vertragstexte an den Rat – seitdem herrscht Stillstand. Frankreich blockiert weiterhin, Umweltauflagen und Agrarschutz sind die Streitpunkte. Anders als die schnelle US-Verfügung erfordert das Mercosur-Abkommen die Zustimmung des Europaparlaments und aller Mitgliedstaaten. Analysten rechnen nicht vor Ende 2026 mit einem Abschluss.
Was jetzt zu tun ist
Für Handelsverantwortliche ergeben sich konkrete Handlungsschritte: Alle seit dem 13. November aus Brasilien eingeführten Waren müssen überprüft werden. Bei berechtigten Produkten ist die spezielle Tarifklassifikation 9903.01.81 anzuwenden, um die 40-Prozent-Abgabe zu vermeiden.
Parallel dazu sollten alle Screening-Listen aktualisiert werden, um die neuen OFAC-Sanktionen vom 20. und 21. November zu erfassen. Besondere Vorsicht gilt bei Transaktionen mit indischen Firmen und Reedereien.
Bleibt die Frage: Wie lange hält die neue Großzügigkeit gegenüber Brasilien an? Und welche Branchen werden als nächstes ins Visier genommen?
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