Union-Investment-Studie: Mentale Gesundheit spaltet deutsche Arbeitswelt
10.10.2025 - 15:31:02Studien zeigen dramatische Diskrepanz: 90% der Beschäftigten wünschen mentale Unterstützung, doch nur 44% fühlen sich gehört. Psychische Erkrankungen steigen auf 26% an.
Eine aktuelle Studie offenbart eine dramatische Lücke zwischen dem Wunsch der Mitarbeitenden nach mentaler Unterstützung und dem Handeln der Unternehmen. Angesichts steigender psychischer Belastungen werden präventive Strategien und konkrete Selbsthilfetechniken entscheidender denn je für einen gesunden und produktiven Arbeitsalltag.
Die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz beschäftigt nahezu alle Erwerbstätigen in Deutschland, doch viele fühlen sich von ihren Arbeitgebern allein gelassen. Eine repräsentative Umfrage von Union Investment, diese Woche anlässlich des Welttags für psychische Gesundheit veröffentlicht, bringt erschreckende Zahlen ans Licht: Während 90 Prozent der Beschäftigten großen Wert auf das Engagement ihres Unternehmens für mentale Gesundheit legen, haben nur 44 Prozent das Gefühl, dass das Thema ernst genommen wird.
Diese Kluft spiegelt sich dramatisch in den Gesundheitsstatistiken wider. Der AXA Mental Health Report 2025 zeigt: Mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Angestellten war im vergangenen Jahr mindestens einmal aufgrund psychischer Probleme krankgeschrieben – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr.
Moderne Arbeitswelt als Belastungsfalle
Die Ursachen für den zunehmenden mentalen Druck sind vielschichtig. Eine Ende 2024 veröffentlichte Studie der ias Stiftung identifiziert steigendes Arbeitspensum (52,7 Prozent), wachsenden Leistungsdruck (49,3 Prozent) und den Fachkräftemangel (45,9 Prozent) als Hauptstressfaktoren.
Verschärfend wirken neue Arbeitsmodelle wie Homeoffice und hybrides Arbeiten. Viele Beschäftigte empfinden durch die Arbeit von zu Hause erhebliche psychische Belastungen. Die Hauptgründe: zunehmende Entgrenzung von Beruf und Privatleben, das Gefühl ständiger Erreichbarkeit und soziale Isolation durch fehlenden direkten Austausch mit Kollegen.
Ohne klare räumliche Trennung fällt es vielen schwerer, nach der Arbeit abzuschalten – mentale Erschöpfung und dauerhafter Stress sind die Folge.
Unternehmen müssen umdenken
Experten sind sich einig: Vereinzelte Gesundheitsangebote reichen nicht mehr aus. Der Trend geht weg von Einzelinitiativen hin zu ganzheitlichen Gesundheitsstrategien, die fest in der Unternehmenskultur verankert sind. Effektive Prävention stützt sich auf zwei Säulen: die Verhaltensprävention, die auf das individuelle Verhalten der Mitarbeitenden abzielt, und die Verhältnisprävention, die die Arbeitsbedingungen und die Organisation selbst verbessert.
Eine entscheidende Rolle spielen Führungskräfte und die Unternehmenskultur. Die Union-Investment-Studie belegt eindrücklich: In Unternehmen, die mentale Gesundheit aktiv fördern, steigt das psychische Wohlbefinden der Mitarbeitenden auf 83 Prozent, und die Identifikation mit dem Arbeitgeber erreicht 84 Prozent.
Gesetzlich sind Betriebe ohnehin verpflichtet, psychische Belastungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu ermitteln und Maßnahmen abzuleiten.
Selbsthilfe-Werkzeuge für den Arbeitsalltag
Neben den unternehmerischen Pflichten können auch Mitarbeitende aktiv ihre mentale Widerstandsfähigkeit, die sogenannte Resilienz, stärken. Experten empfehlen eine Kombination aus klaren Grenzen, bewussten Pausen und gezielten Stressmanagement-Techniken.
Dazu gehören bewährte Methoden wie Achtsamkeitsübungen, Atemtechniken oder regelmäßige körperliche Bewegung, um Stress effektiv abzubauen.
Besonders wirksam ist die Stärkung metakognitiver Fähigkeiten – die Fähigkeit, die eigenen Gedanken und Gefühle mit einer gewissen Distanz zu betrachten. Dieser Perspektivwechsel hilft, negative Denkmuster frühzeitig zu durchbrechen und handlungsfähig zu bleiben, anstatt sich von Stress überwältigen zu lassen.
Schon kleine, aber bewusste „Mikro-Pausen“ zur Selbstfürsorge im Arbeitsalltag können die Produktivität und das Engagement nachweislich steigern. Das kann ein kurzer Spaziergang sein, das bewusste Ausmisten des Kalenders oder eine feste Verabredung zur Mittagspause.
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Wirtschaftsfaktor mentale Gesundheit
Die zunehmenden psychischen Belastungen haben weitreichende wirtschaftliche Folgen. Sie führen nicht nur zu menschlichem Leid, sondern verursachen durch steigende Fehlzeiten und Fluktuation auch enorme Kosten für Betriebe und die Volkswirtschaft.
Vor diesem Hintergrund wandelt sich die Wahrnehmung von betrieblicher Gesundheitsförderung. Sie ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein strategischer Imperativ zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und ein entscheidender Faktor im „War for Talents„.
Sonja Albers, Vorstandsmitglied von Union Investment, betont: Mentale Gesundheit wird nicht nur von persönlichen Faktoren bestimmt, sondern maßgeblich von den unternehmensbezogenen Rahmenbedingungen. Eine bewusste Gestaltung der Arbeitswelt sei der Schlüssel, um die Mitarbeiterzufriedenheit positiv zu beeinflussen und die Bindung an das Unternehmen langfristig zu fördern.
Blick in die Zukunft
Die Zukunft des betrieblichen Gesundheitsmanagements wird noch stärker von den Themen mentale Gesundheit und Prävention geprägt sein. Unternehmen, die hier proaktiv handeln, investieren nicht nur in das Wohlbefinden ihrer Belegschaft, sondern auch in ihre eigene Produktivität und Arbeitgeberattraktivität.
Der Fokus wird sich weiter verschieben: Weg von der reaktiven Behandlung von Problemen hin zur proaktiven Stärkung von Ressourcen. Fähigkeiten wie Resilienz und Selbstführung, sogenannte „Mental Health Skills“, entwickeln sich zunehmend zu einer Schlüsselkompetenz – nicht nur für Mitarbeitende, sondern insbesondere für Führungskräfte.
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Die Förderung mentaler Stärke wird so zu einer gemeinsamen Mission für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, um die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt erfolgreich und gesund zu meistern.