UCSF-Studie, Reizüberflutung

UCSF-Studie: Reizüberflutung erstmals im Gehirn sichtbar gemacht

24.11.2025 - 08:21:12

Wissenschaftler der University of California San Francisco haben den neurologischen Mechanismus von sensorischem Overwhelm entschlüsselt. Die bahnbrechende fMRT-Studie liefert erstmals bildgebende Beweise dafür, dass Reizüberflutung keine Einbildung ist – sondern eine messbare Schutzreaktion des Gehirns.

Für Millionen neurodivergente und hochsensible Menschen könnte das ein Wendepunkt sein. Was lange als “Überempfindlichkeit” abgetan wurde, hat nun eine biologische Signatur. Die Studie erschien Ende letzter Woche im Journal of Neurodevelopmental Disorders und trifft auf wachsendes öffentliches Bewusstsein für Neurodiversität am Arbeitsplatz.

Das Team um Dr. Pratik Mukherjee untersuchte 83 neurodivergente Kinder mittels funktioneller Magnetresonanztomographie. Die Probanden wurden gezielten sensorischen Reizen ausgesetzt – grelles Licht, laute Geräusche, unangenehme Texturen.

Das Ergebnis überraschte selbst die Forscher: Bei Kindern mit ausgeprägter sensorischer Verarbeitungsstörung (SPD) schaltete das Gehirn während der Überreizung die Außenwahrnehmung faktisch ab. Die Netzwerke für sensorische und motorische Verarbeitung fuhren herunter. Gleichzeitig explodierten die nach innen gerichteten Netzwerke – zuständig für Impulskontrolle und Selbstregulation.

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“Das Gehirn kompensiert die Überstimulation, indem es die Selbstkontrolle hochfährt und den sensorischen Input minimiert”, erklärt Mukherjee. Ein unwillkürlicher Schutzmechanismus.

Vom Verhaltensproblem zur neurologischen Realität

Die Entdeckung markiert einen Paradigmenwechsel. Bisher galten “Meltdowns” oft als Verhaltensproblem – etwas, das man wegtherapieren könnte. Die fMRT-Daten belegen das Gegenteil: Es ist eine biologische Notreaktion.

Das erklärt, warum Betroffene in solchen Momenten wie “abwesend” wirken. Ihre neuralen Ressourcen sind auf interne Stabilisierung umgeleitet. Einfache Anweisungen von außen? Kommen nicht mehr durch.

Die Studie liefert damit die lang gesuchte “Hard Science” für Phänomene, die bei Autismus, ADHS und Hochsensibilität seit Jahren beobachtet werden. Finanziert wurde sie durch die National Institutes of Health.

Hochsensibilität: Von der Nische in die Arbeitswelt

Die Veröffentlichung trifft einen Nerv. Heute diskutieren deutsche Fachmedien verstärkt über Hochsensibilität im Gesundheitswesen. Etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung gelten als hochsensibel – für diese Gruppe sind die UCSF-Daten eine wissenschaftliche Bestätigung.

Die Konsequenzen für Unternehmen sind konkret:

  • Ruheräume sind keine Spielerei, sondern ermöglichen den “neuralen Reset”
  • Reizreduzierte Arbeitsumgebungen verhindern den defensiven Kompensationsmodus
  • Flexible Arbeitsmodelle berücksichtigen physiologische Schwellenwerte

Ein Mitarbeiter, dessen Gehirn gerade “nach innen schaltet”, kann nicht einfach weitermachen. Das ist jetzt messbar.

Die diagnostische Lücke

Trotz der eindeutigen Hirnscan-Signatur bleibt ein Problem: Die sensorische Verarbeitungsstörung ist noch immer nicht in allen medizinischen Klassifikationssystemen als eigenständige Diagnose anerkannt. Die UCSF-Daten könnten den Druck auf Gremien wie die American Psychiatric Association erhöhen, dies zu ändern.

Mukherjee sieht weitere Anwendungen: “Wenn wir die Gehirnmuster eines Individuums kennen, können wir Behandlungen maßschneidern.” Statt pauschaler Expositionstherapie könnten gezielte Interventionen an den identifizierten Netzwerken ansetzen.

Was kommt als Nächstes?

In den kommenden Monaten dürften klinische Studien diese Muster bei Erwachsenen replizieren wollen. Die Diskussion um Neurodiversität wird zunehmend physiologische Messgrößen einbeziehen – nicht nur subjektives Empfinden.

Für die Betroffenen bedeutet das: Die “unsichtbare Last” ist endlich sichtbar geworden. Für Arbeitgeber: Inklusion ist mehr als soziale Akzeptanz. Es geht um das Management biologischer Realitäten.

Die Studie liefert ein mächtiges Argument: Reizüberflutung ist keine Schwäche, sondern eine Schutzreaktion des Gehirns. Eine, die man jetzt schwarz auf weiß – oder besser: farbig im fMRT – sehen kann.

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