(u.a. Aktienkurs aktualisiert.)DÜSSELDORF / BREMEN - Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall DE0007030009 steht vor der Übernahme der Marinesparte der Bremer Werftengruppe Lürssen.
15.09.2025 - 12:24:05Rheinmetall einig mit Lürssen über Kauf der Marinesparte - Kursplus
(u.a. Aktienkurs aktualisiert.)
DÜSSELDORF/BREMEN (dpa-AFX) - Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall DE0007030009 steht vor der Übernahme der Marinesparte der Bremer Werftengruppe Lürssen. Man habe sich mit Lürssen auf die wesentlichen Bedingungen geeinigt und werde die Transaktion kurzfristig formal abschließen, teilte Rheinmetall in Düsseldorf mit. Sollten die Kartellbehörden zustimmen, könnte die Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) Anfang 2026 vollzogen werden.
Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Angesichts der Milliardenumsätze beider Firmen dürfte aber eine gewaltige Summe an die Lürssen-Eigner fließen. NVL hat den Angaben zufolge rund 2.100 Beschäftigte, 2024 betrug der Umsatz rund eine Milliarde Euro. Neben dem Hauptsitz in Bremen gibt es Werften in Wilhelmshaven (Niedersachsen), Hamburg sowie Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern). Hinzu kommen Standorte in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei. NVL baut Schiffe für Deutschlands Marine und die Marine anderer Staaten sowie für Behörden.
Rheinmetall hat laut eigenen Angaben rund 40.000 Beschäftigte an 174 Standorten. 2024 lag der Umsatz bei 9,8 Milliarden Euro. Auch an der Börse ging es für die Waffenschmiede dank der gestiegenen Nachfrage und der glänzenden wirtschaftlichen Aussichten steil nach oben. Seit dem Vorabend des russischen Angriffs auf die Ukraine hat sich der Kurs der Rheinmetall-Aktie in etwa verzwanzigfacht.
Nach der Bekanntmachung der Lürssen-Übernahme stieg er am Montag zeitweise um 2,8 Prozent auf 1.949 Euro. Damit war die Aktie Spitzenreiter im Dax und wurde so teuer gehandelt wie nie zuvor. Am 23. Februar 2022 und damit direkt vor Beginn des Krieges hatte ihr Schlusskurs 96,80 Euro betragen.
Eine Überraschung ist der Deal mit Lürssen nicht mehr, nachdem schon seit längerem darüber spekuliert worden war. Da beide Seiten Stillschweigen zum Kaufpreis vereinbart haben, sind die finanziellen Auswirkungen aus Sicht von Aktienhändlern schwer einzuschätzen. Branchenexpertin Chloe Lemarie vom Analysehaus Jefferies schätzt den Kaufpreis ohne Berücksichtigung von Schulden auf 1,5 bis 2 Milliarden Euro.
Waffenschmiede sticht in See
Der Düsseldorfer Konzern stellt bislang keine Schiffe her, sondern vor allem Rüstungsgüter für die Landstreitkräfte, etwa Panzer, Artillerie oder Flugabwehr. Als Zulieferer ist das Unternehmen auch an der Herstellung des US-Kampfjets F35 beteiligt, außerdem fertigt die Waffenschmiede Drohnen und bald auch militärische Satelliten. Nun sticht der Rüstungskonzern, der angesichts des Ukraine-Krieges auf einem steilen Wachstumskurs ist und bei Umsatz und Auftragsbestand von einem Rekordwert zum nächsten eilt, gewissermaßen in See.
Die Marine nutzt bereits Schiffsgeschütze und Lasermodule von Rheinmetall, künftig werden es auch Schiffe sein - vorausgesetzt, der Deal geht wie erwartet über die Bühne. "Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger. "Rheinmetall entwickelt sich damit zum Domänen-übergreifenden Systemhaus."
Zudem treibe man die Konsolidierung der deutschen Verteidigungsindustrie voran. "In Verbindung mit den Rheinmetall-Kompetenzen schaffen wir ein vitales deutsches Kraftzentrum für hochmoderne Überwasserschiffe - ein Powerhouse", sagte Papperger. Auch im maritimen Bereich komme es immer mehr auf militärische Durchsetzungsfähigkeit an.
Bei Lürssen verbleibt eine Firma, die Jachten baut. Dieses Unternehmen hat rund 2000 Beschäftigte. Der Chef der Beteiligungsgesellschaft, Friedrich Lürßen, sagte: "Wir freuen uns, mit Rheinmetall einen vertrauensvollen und starken Partner gefunden zu haben, der NVL und ihren Mitarbeitenden eine erfolgreiche Zukunft sichern kann." Man wolle den Weg für die politisch seit langem gewünschte Konsolidierung in der deutschen Verteidigungsindustrie ebnen. Diese Konsolidierung sei vor dem Hintergrund der verschärften Bedrohungslage notwendig und sinnvoll. "Nur so lässt sich eine schnelle Wehrfähigkeit unseres Landes sicherstellen."