TÜV, IAPP

TÜV und IAPP starten neue Compliance-Zertifikate für KI und Cybersicherheit

29.12.2025 - 03:00:11

Die Weiterbildung für Datenschützer und Compliance-Experten steht vor dem größten Umbruch seit der DSGVO. Führende Anbieter wie TÜV Rheinland und die IAPP bringen zum Jahresbeginn 2026 komplett überarbeitete Zertifikatskurse auf den Markt. Der Grund: Unternehmen müssen ab sofort das komplexe Dreigestirn aus DSGVO, NIS-2-Richtlinie und KI-Gesetz gleichzeitig managen.

Die Zeiten isolierter Fachkenntnisse sind vorbei. „Die silo-artige Betrachtung von IT-Sicherheit, Datenschutz und KI-Compliance ist nicht mehr haltbar“, erklärt ein Sprecher von TÜV Rheinland. Die neuen Schulungsprogramme zielen daher auf eine integrierte Expertise ab. Sie kombinieren Module zum seit September 2025 geltenden Data Act mit vertieften Inhalten zur NIS-2-Umsetzung und den ab 2026 verschärften Pflichten für Hochrisiko-KI-Systeme.

Die International Association of Privacy Professionals (IAPP) hat bereits reagiert: Ihre Zertifizierung zum AI Governance Professional (AIGP) wird mit einer aktualisierten Wissensbasis (Version 2.1) ab Februar 2026 den Fokus auf die praktische Anwendung des KI-Gesetzes legen. Eine zentrale Herausforderung, die dort behandelt wird: der Spagat zwischen dem Gebot der Datenminimierung und dem datenhungrigen Training von KI-Modellen.

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Doppelbelastung durch NIS-2 und DSGVO

Der zweite große Treiber ist die vollständig umgesetzte NIS-2-Richtlinie. Sie hat den Kreis der meldepflichtigen Unternehmen in Deutschland massiv auf über 30.000 Einheiten ausgeweitet. Für Compliance-Verantwortliche bedeutet das eine erhebliche administrative Last. Die neuen Kurse setzen deshalb stark auf praxistaugliche Incident-Reporting-Workflows, die sowohl die 72-Stunden-Frist der DSGVO als auch die NIS-2-Vorgaben erfüllen. Das Ziel: den Chaosfaktor doppelter Meldeprozesse eliminieren.

TÜV Rheinland bietet dazu spezielle Seminare wie „Datenschutz im KI-Zeitalter“ an. Sie behandeln unter anderem, wie Unternehmen ein berechtigtes Interesse für die Verarbeitung personenbezogener Daten zu KI-Entwicklungszwecken dokumentieren müssen – eine Klarstellung, die der „Digital Omnibus“-Vorschlag der EU-Kommission Ende 2025 gebracht hat.

Jobmarkt verlangt nach Allroundern

Die Wirtschaft nimmt die neuen Qualifikationsangebote bereits begeistert auf. Personalanalysen zeigen einen starken Anstieg von Stellenausschreibungen für „Privacy Engineers“ und „KI-Compliance-Beauftragte“ im vierten Quartal 2025. Unternehmen setzen dabei vor allem auf die Weiterqualifizierung ihrer bestehenden Datenschutzbeauftragten (DSB), statt separate KI-Teams aufzubauen.

Verbände wie der Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) begrüßen diesen Wandel. Ihrer Einschätzung nach entwickelt sich die Rolle des DSB zum umfassenden Data-Governance-Koordinator. Diese Entwicklung sei zwingend notwendig, um den neuen Rechenschaftspflichten des KI-Gesetzes gerecht zu werden, insbesondere in den Bereichen Transparenz und menschliche Aufsicht.

Intensivkurse für den schnellen Einstieg

Angesichts des akuten Handlungsdrucks setzen die Anbieter auf beschleunigte Formate. Viele der neuen Kurse für 2026 werden als Intensiv-Bootcamps oder hybride Online-Module angeboten, damit sich Fachkräfte bereits im ersten Quartal zertifizieren können. Die Bitkom Akademie und andere Bildungspartner haben spezielle „Update 2026“-Seminare im Programm. Sie konzentrieren sich ausschließlich auf die Unterschiede zwischen dem alten DSGVO-Wissen und den Anforderungen des neuen Multi-Regulierungs-Umfelds.

Der Druck auf Compliance-Profis wird 2026 voraussichtlich weiter steigen. Zwar soll der „Digital Omnibus“-Vorschlag bestimmte DSGVO-Pflichten vereinfachen – etwa durch eine Anhebung der Schwelle für Datenschutzverletzungen und erleichterte Dokumentationspflichten für KMU. Bis diese Änderungen jedoch Gesetz werden, bleiben die neuen Zertifikatskurse der einzig verlässliche Kompass im regulatorischen Dickicht. Die erfolgreiche Integration von KI-Governance in die klassische Datenschutzrolle wird zur entscheidenden Bewährungsprobe für das Compliance-Jahr 2026.

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